Gefahr durch bleifreies Löten?!

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Gefahr durch bleifreies Löten?! 
03.Oct.07 01:20
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Trev Levick (D)
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Trev Levick

Das Löten mit bleifreiem Lötzinn kann ich aus umweltpolitischen Gründen nur zustimmen. Persönlich habe ich nach einigen "griessbreiigen"  Ereignissen, durch die  Erhöhung der Löttemperatur  überwunden, keine Probleme  mehr damit. Sehr beunruhigend ist aber dieser Artikel im Wikipedia über 'Zinn-Whisker': http://de.wikipedia.org/wiki/Whisker_(Kristallographie) und der aufgeführte Link zum NASA Goddard Space Flight Center: http://nepp.nasa.gov/whisker/

TreLe
Trevor

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'Zinn-Whisker' im UKW-Teil eines 1960er Grundig Radios 
04.Oct.07 01:07

Trev Levick (D)
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Trev Levick

Ergänzend ein interessantes Video auf den NASA Whiskers Seiten http://nepp.nasa.gov/whisker/video/index.html - Video Nr. 3:

Tin Whiskers on Variable Capacitor - 1960 Grundig Radio
'Zinn-Whisker' im UKW-Teil eines 1960er Grundig Radios
(Konzertgerät 5017 Stereo, RM.org ID = 22103)

Gruß TreLe

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Für und wider das bleifreie Löten 
23.Oct.15 17:43
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Alois Wolf (D)
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Alois Wolf

Tja, das ist ein heißes Thema im wahrsten Sinne des Wortes.

Einmal aus der Sicht des Praktikers:
Bleifreie Lötungen sind schlechter haltbar als verbleite.(Ist Fakt aus meiner Praxis bei Reparaturen)
Damit sinkt die Haltbarkeit der Geräte und der Faktor "Umweltschutz" wird glatt ausgehebelt.

Verbleite Lötungen sind haltbarer, belasten die Bauteile usw. erheblich weniger. Die Geräte halten
definitiv länger. Und probieren sie doch mal, das Blei aus dem Lötzinn heraus zu bekommen.
Gutes Lötzinn ist eine eutektische Legierung. Das Blei tritt eigentlich nur aus, wenn man das
Lötzinn verdampft, also in der Müllverbrennung vielleicht. Ich arbeite seit meinem 12. Lebensjahr mit
verbleitem Zinn, und bin immer noch nicht geschädigt. mh....

Vielleicht ist ja jemand in der Lage, das Für und Wider abzuwägen. Ich kann es leider nicht.

 

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Tin Whisker reales Problem 
31.Oct.15 01:16
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Stefan Hübner (D)
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Stefan Hübner

Hallo,

ich kann aus meiner Reparaturpraxis auch bestätigen, dass Tin Whisker ein reales Problem sein können. Entgegen der ersten Befürchtungen Einiger, als mit RoHS das bleifreie Zinn in den Massenmarkt kam, sterben nun nicht alle Geräte an mikroskopischen Kurzschlüssen, aber ich habe schon bei diversen Leiterplatten mit Fehlverhalten entsprechende Zinn-Häärchen zwischen Beinchen von TQFP-ICs gesehen und durch Entfernen dieser auch die Funktion wiederherstellen können,

Bei BGA-ICs könnte man nun mit dünnen Drähtchen und einer Spülflüssigkeit und/oder Druckluft nacharbeiten, aber eben blind.


Das erschwer natürlich Reparaturen, die ja leider sowieso nicht mehr wirtschaftlich sind, und schadet nach meinem Empfinden der Umwelt deutlich mehr als ein bisschen Blei in Geräten mit erheblich längerer Nutzungsdauer.

Aber beim Thema RoHS wird ja leider sowieso gerne am Zweck vorbei regiert, ich denke da an CdS-Fotowiderstände vs. NiCd-Akkus in Wegwerf-Elektrowerkzeugen. Während es für Ersterer kein Äquivalent gibt, das ohne gravierende Schaltungsänderung eingesetzt werden kann, werden NiCd-Akkus nur noch in Geräten "benötigt", die rein über Dumpingpreise am Markt platziert werden sollen.

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Bleifreies Lot 
31.Oct.15 17:56
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Rainer Sluga (D)
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Rainer Sluga

Ganz kurz und knapp : ich schätze mich überglücklich, noch bis zu meinem Lebensende ausreichend mit LSn 60 versorgt zu sein. Ich kann kaum nachrechnen, wieviele PCB's ich in meinem über 70jährigen Dasein bestückt und handgelötet habe - über 1000 mögen es wohl sein. Noch dazu mit Eisen-III-Chlorid geätzt - oh weh ... Und dennoch geht es mir gesundheitlich bestens. Für mich liegt das Bleiverbot genau auf der Schiene der unsäglichen Anti-Glühlampen - Kampagne. Dazu gibt es ausreichend begründete Nachweise, daß man hier mit dem Schinken nach der Wurst wirft; das ist längst geklärt. Und trotzdem geht der Umweltfrevel unbeirrt weiter. Man kann nur den Kopf schütteln. Wie so oft - wieder einmal zu kurz gedacht. Gerne lese ich dazu Ihre Meinungen, liebe ältere Kollegen.

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Bleifrei löten 
03.Nov.15 13:50
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Karl Reiter (A)
Beiträge: 226
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Karl Reiter

Ich kann da Herrn Sluga nur zustimmen! Auch ich bin schon über die 70 und habe ca.40 Jahre in der Industrie-Elektronik gearbeitet. Tausende Lötstellen habe ich wohl gelötet, erst in einem Entwicklungs-Labor, wo wir x Testaufbauten für Mustergeräte zusammengelötet haben, dann in der Fertigung bei der Fernseh-GmbH und schließlich als Service-Ing. international für US-Firmen im Bereich instrumentelle Analytik. Der sog. CB-Service ( Change Board) kam ja erst in den letzten Jahren meiner beruflichen Tätigkeit zum tragen, vorher wurde immer auf Component-Level repariert - und ein IC hat bekanntlich viele Beine! Außer ein bisschen Bluthochdruck fehlt mir nichts und den haben andere Leute, die nix gelötet haben, auch! Dass Neues nicht immer gut ist, erfahren wir ja beinahe täglich in vielen Bereichen. Wenn die Lobby gut arbeitet, dann lässt sich fast jeder Blödsinn durchdrücken. Ich werde jedenfalls bis zum Ende meiner Tage das so verhasste bleihaltige Zinn zum Löten nehmen, davon hab ich Gott sei Dank noch genug daheim. Liebe Grüße Karl B. Reiter

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