graetz: 522; Sinfonia: Spielt leise - Abstimmungsproblem

ID: 135190
Dieser Artikel betrifft das Modell: Sinfonia 522 (Graetz, Altena (Westfalen))

graetz: 522; Sinfonia: Spielt leise - Abstimmungsproblem 
03.Mar.07 19:47
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Klaus Pahr (D)
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Liebe Spezialisten,

ich habe ein Radio zur Reparatur und komme nicht weiter. Auslöser der Reparatur war, dass bei UKW der Zeiger am linken Anschlag fest hing und nicht mehr wegzubewegen war. Bei dieser Gelegenheit sollten gleich noch die Teerkondensatoren getauscht werden.

Nach mühsamen Zerlegen der UKW-HF-Einheit hat sich herausgestellt, dass die Ursache für das Klemmen des Zeigers der Drehko ist. Dieser hat je Drehrichtung einen Anschlag aus Messingblech, damit man nicht zu weit drehen kann. Durch unsachgemäße Bedienung hat sich dieses Blech beim linken Anschlag in das Zahnrad der Antriebswelle eingedrückt, weshalb der Drehko dann klemmte und sich mit dem Drehknopf für die Sendereinstellung nicht mehr aus dieser Klemmung lösen lies. Abhilfe habe ich durch Einkleben eines dünnen Stahl-Blechwinkels erreicht. Damit scheint dieses Problem gelöst zu sein.

Gleichzeitig habe ich sämtliche Teerkondensatoren getauscht - das Radio soll betrieben werden. Nachdem alles wieder zusammengesetzt wurde, spielt das Radio bei UKW nur mehr leise, bei Mittelwelle kaum hörbar, obwohl die Lautstärke voll aufgedreht ist. Der Klang ist rein, nicht verzerrt, aber ohne Bässe und eben viel zu leise.

Da ich zufällig das gleiche Radio habe, konnte ich über Kreuz tauschen: Zuerst alle Röhren - keine Änderung. Dann die Gehäuse mit den Lautsprechern (zwecks der eingebauten Klangtasten und des Kabels mit Stecker) - auch kein Unterschied. Mein Radio spielt einwandfrei, das zu reparierende wie beschrieben.

Nun habe ich mal zu messen begonnen und die Werte in die Tabelle eingetragen.

Wo könnte Ihrer Meinung nach der Fehler liegen? Wie soll ich weiter vorgehen? Ist es, bedingt durch den Tausch der Kondensatoren, ein Abstimmungsproblem?

Vielen herzlichen Dank für Ihren Rat!

Viele Grüße

Klaus Pahr Anlagen:

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Zu leise? 
03.Mar.07 21:17

Jens Dehne (D)
Redakteur
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Hallo Herr Pahr,

 

da haben Sie sich ja schon tapfer durch das Gerät gekämpft!

 

Zunächst noch eine Frage bzw. Anmerkung:

 

Funktioniert die NF, wenn Sie auf „TA“ schalten und ein Abspielgerät oder NF-Generator (ca. 100mV) am Tonabnehmer-Eingang anschließen?

 

War vor dem „Eingriff“ Empfang auf den AM-Bereichen?

 

Abweichend gemessene Spannungen von den Angaben in der Schaltung haben verschiedene Ursachen. Zunächst ist die Anodenspannung an C176 (240V) zu kontrollieren. Der Innenwiderstand Ihres Messgerätes ist sicher höher als 500Ohm/V, daher sind an hochohmigeren Messpunkten auch entsprechend höher gemessene Spannungen zu sehen.

 

Die Werte in der Tabelle sind zunächst soweit OK, hier ist aus meiner Sicht das Problem der zu leisen Wiedergabe auf allen Bereichen nicht zu suchen.

 

Bis später, viele Grüße!

Jens Dehne

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Antworten... 
04.Mar.07 05:28

Klaus Pahr (D)
Beiträge: 194
Anzahl Danke: 8

Lieber Herr Dehne,

zuerst vielen Lieben Dank für Ihre Bereitschaft, mir zu helfen. Ich freue mich sehr darüber!

Zu Ihren Fragen: Vor der Reparatur spielte das Gerät auf MW gut, auf UKW angeblich auch - ich konnte es zuerst nicht testen, weil der Drehko klemmte, danach habe ich es versäumt, leider.

Die Spannung lt. Tabelle U-Vers. nach R177 ist die Spannung am C176 und liegt meiner Meinung nach im "grünen Bereich". Da weicht das funktionierende Gerät noch weiter ab.

Die NF-Stufe habe ich nur wie folgt getestet: TA-Eingang geschaltet und mit Finger am TA-Eingang getippt - lautes Brummen, vergleichbar mit dem funktionierenden Gerät. Ich werde aber heute Nachmittag dies nochmals präziser testen. Jetzt muss ich erst mal zum Dienst. Bis dann...

Viele Grüße

Klaus Pahr

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ZF-Verstärker ? 
04.Mar.07 12:58

Jens Dehne (D)
Redakteur
Beiträge: 659
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Hallo Herr Pahr,

 

ich hoffe Sie hatten heute am Tegernsee auch so herrlichen Sonnenschein?

 

Der Sinfonia wird sicher kein großes Problem haben! Ich vermute, der Fehler steht im Zusammenhang mit den Arbeiten am Gerät.

 

Da vom AM- sowie FM- Bereich kaum Signal am NF Eingang ankommt, liegt das Problem mit Sicherheit im ZF-Verstärker.

 

Eventuell hatten Sie das UKW-Teil ausgebaut, um die Antriebsmechanik zu reparieren. Dazu wurde vielleicht das Abgeschirmte Kabel (10,7MHz ZF-Ausgang des Tuners) abgelötet. Schauen Sie sich mal diesen Bereich an:

 

 

Hier kann die Abschirmung dieses Kabels einen Schluss mit Kontakt „A9“ haben und so den Eingang des ZF-Verstärkers (G1 der ECH81) kurzschließen. Das betrifft AM sowie FM.

 

Soweit erst einmal – viel Erfolg!

 

Jens Dehne

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Neue Ergebnisse 
05.Mar.07 11:51

Klaus Pahr (D)
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Hallo Herr Dehne,

nun habe ich neue Ergebnisse:

1. Ich habe mir einen Adapter gebaut, um mein Taschenradio vom Kopfhörerausgang an das Graetz via Tonbandeingang anschließen zu können. Ergebnis: Endstufe spielt laut, Klangänderungen funktionieren auch. Habe das zum Vergleich auch mit dem funktionstüchtigen Graetz gemacht. Ergebnis vergleichbar. Demnach ist die Endstufe ok.

2. Auf Ihren Rat hin habe ich mir die Kontakte A8 bis A10 genauer angesehen. Hier ist visuell alles ok, da ich die Anschlußleitung nicht abgelötet hatte.

3. Ich habe die Anschlußleitung vom UKW-Teil abgelötet und probiert, was jetzt passiert. Wenn der Schluss im UKW-Teil wäre, müsste er ja jetzt nicht mehr wirksam sein. Ist diese Überlegung richtig? Ergebnis ist aber, dass MW nach wie vor leise spielt, UKW jedoch logischerweise nicht mehr.

4. Ich habe mit Kontaktschutz-Spray (Nicht Kontakt60!) die UKW-Tastatur-Kontakte abgewaschen, falls Staub die Kontaktprobleme auslösen würde und die Taste mehrere male bedient. Hat auch nix gebracht. Ich habe aber immer noch den Verdacht, dass es Kontaktprobleme sein könnten. Aber wo??

Frage: Gibt es eine Möglichkeit, meßtechnisch das Problem einzukreisen? Die Methode "Try and Error" wird ab jetzt vielleicht etwas aufwändig? Was raten Sie mir?

Vielen Dank und viele Grüße

Klaus Pahr

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 6
weitere Schritte 
05.Mar.07 13:06

Jens Dehne (D)
Redakteur
Beiträge: 659
Anzahl Danke: 6

Hallo Herr Pahr,

 

das ist soweit aus meiner Sicht alles OK, Kontaktspray in jeglicher Form würde ich zunächst nicht benutzen, bis sicher ist, dass es notwendig wird bzw. der Fehler gefunden ist.

 

Ich rate Ihnen zunächst nochmals genau dort zu schauen, wo Sie Kondensatoren gewechselt haben. Der Fehler liegt eventuell im Bereich des ZF-Verstärkers. Hier haben Sie wahrscheinlich die Abblockkondensatoren an den Schirmgittern der Verstärkerröhren gewechselt. Ein möglicher selbst eingebauter Fehler ist das Anlöten eines Kondensators an einen falschen Pin der Röhre.

Schauen Sie sich auch den Kontaktsatz „G“ und „H“ an, hier erfolgt die Anschaltung der beiden Demodulatorausgänge an den NF-Verstärker über den Lautstärkeregler. Von der TB-Buchse an funktioniert das Gerät ja.

Messtechnik: Mit dem Ohmmeter können sie bei ausgeschaltetem Gerät die Übergangswiderstände der entsprechenden Tastenkontakte prüfen.

Für den ZF-Verstärker benötigen Sie eventuell einen modulierbaren HF-Generator. Sie können auch einen „Radio-Scanner“ als Signalverfolger einsetzen, wenn sich dieser auf eine Empfangsfrequenz von 10,7MHz (FM) oder 460kHz (AM) einstellen lässt. Zum Scanner muss ich dann aber noch etwas bemerken, wenn der Einsatz notwendig wird, einen solchen bitte nicht einfach „anklemmen“…

Ein Messgerät ist ja im Gerät schon eingebaut, das "Magische Auge" – wenn es noch leuchtet.

Wie reagiert denn die EM34 bei der Abstimmung auf einen Sender im AM und UKW – Bereich?

 

Vielleicht „sehen“ sie den Fehler aber schon vor dem Einsatz von weiterer Mess- und Prüftechnik.

 

Ich wünsche viel Erfolg!

Jens Dehne

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'Fehler gefunden - Radio spielt wieder richtig!!! 
07.Mar.07 10:06

Klaus Pahr (D)
Beiträge: 194
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Hallo Herr Dehne,

Hochmut kommt bekanntlich vor dem Fall. Als ich Ihre Gedanken zu den vertauscht eingelöteten Kondensatoren gelesen hatte, dachte ich, ich hätte dies doch schon mindestens drei mal geprüft... - das kann es nicht sein. Auch eine 4. und 5. Prüfung auf Einbau von Kondensatoren mit den richtigen Werten an der richtigen Stelle ließen mich immer wieder über den Fehler hinwegsehen. Eher durch Zufall habe ich es dann doch noch entdeckt: Ich hatte C135 nicht auf Pin G6, sondern auf G7 gelötet - welch Irrtum mit Folgen! Kaum umgelötet, läuft der Radio perfekt!

Bei Ihnen möchte ich mich ganz herzlich bedanken, dass Sie mir wieder einmal mit Rat und Nerv behilflich waren. Über Ihre Bereitschaft dazu freue ich mich besonders!

Viele Grüße, weiterhin alles Gute und vielleicht bis zum nächstem Mal… Ihr

Klaus Pahr

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