graetz: 817; Musica
? graetz: 817; Musica
Ich erhielt einen Anruf von einem Sammler ohne PC. Er hat dieses Gerät aufgearbeitet und nach einigem Suchen einen Fehler gefunden, der den Empfang beeinträchtigte: Die Abschirmung der EABC80 berührte, wenn sie komplett aufgeschoben wurde, den Widerstand 250 = 1 MΩ, der zum Gitter der EABC80 führt.
Nun meine Frage an die Experten: Was ist die Aufgabe der Triode der EABC80 in diesem Gerät?
Das NF-Signal aus dem Ratiodetektor wird über 10nF auf das Gitter geleitet.
Über 1 MΩ gelangt die negative Spannung vom Ratioelko auf das Gitter.
Von der Anode wird über 220pf auf das Gitter gekoppelt. Ansonsten hängt die Anode nur auf Plus.
Mir erschließt sich der Sinn dieser Schaltung noch nicht.
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Wer weis es?
Hallo Heribert.
Ich schätze Du wirst viele richtige Antworten bekommen. Wenn nein, da von mir 100% ig,.
hans
Diese Schaltung mit der EABC80 ist eine Abstimmhilfe insofern, weil damit das Rauschen zwischen den Stationen zwar nicht völlig unterdrückt wird, wie das heute „Stummschaltungen“ oder die „Muting“ macht, sondern es wird nur die Deemphasis dahingegend geändert, dass sie als kräftige Tonblende wirkt.
Dazu wird mit Hilfe der Verstärkung der Triode EABC80 die Kapazität von 220pF welche zwischen Anode und Gitter liegt, in Abhängigkeit von der aus dem Ratio abgeleiteten Gleichspannung über R 250 = 1Meg dem G1 zugeführt wird, mit Ausnützen des Millerefektes, vergrössert bzw. varriiert. Dieser "Effekt" vergrössert die Kapazität G1- Katode der Triode um den Wert des 220pF (C247) multipliziert mit deren Verstärkung. Diese Kapazität liegt dann zwischen Gitter und Katode (hier Masse) Das sind in etwa bei einer Leerlaufverstärkung von 70fach eine Scheinkapazität von ca. 15nF, die bei einer Vorspannung nahe Null, über C 251 = 10nF zusätzlich am 330pF (C236) als Deemphasis oder Rauschblende wirken.
Kommen von Ratioelko, wenn eine Station eingestellt wird, jedoch –20Volt oder mehr an das G1 der Triode, wird diese ab –10 Volt vollkomnen gesperrt. Die Triode hat hier einen hohen Aussenwiderstand von 2,2Meg. Der 220pF wirkt bei gesperrter Triode praktisch nicht als Zusatzkondensator zum C236 = 330pF, der mit R235 = 100kohm die nicht Normgerechte Deemphasis bildet.(Schaltkapazitäten mögen den Rest der Kapaziät stellen)
Man hat also damit eine Deemphasis die aus 100Kohm und 330pF oder 100Kohm und ca. 6nF (15nF in Serie mit 10nF) besteht, das Ganze in Abhängigkeit von der Spannung am Ratioelko C242.
knoll
EDIT: Falls der "Millereffekt" nicht jedem klar ist, hier wird dessen Existenz und Wirkung aufgeführt
Pos. Nr. richtig gestellt (die Augen werden nicht besser ! )
.
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Interessante Schaltung
Hallo Hans,
danke für die Erklärung. Das Höhen beeinflußt werden, dachte ich mir, aber das die Schaltung als Rauschunterdrückung beim Abstimmen arbeitet, hatte ich nicht erkannt. Durch Deine Erklärung verstehe ich nun die Funktion.
Herzliche Grüsse,
Heribert
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Wie hat sich das geäussert?
Hallo Heribert.
Was jetzt fuer die interessierten Leser noch fehlt, was geschah als der 1Meg. am Pin 8 der EABC80, durch den Schirm der EABC80 an Masse gelegt war ?
Dass die EABC80 mit der Ratiospannung nicht mehr angesteuert wurde, hat dabei keine Bedeutung, weil das C251 mit 10nF immer an der Deemphasis lag und die Höhen abgesenkt hat.
100Kohm mit 10nF ergibt eine Grenzfrequenz für – 3dB Abfall bei 160 Hertz.
Knoll
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Untersuchung ist geplant
Hallo Hans,
da ich das Gerät nicht habe und der Fehler mir telefonisch gemeldet wurde kann ich zur Zeit nur teilweise antworten: Zum Zeitpunkt des Fehlers war der Empfang noch sehr schwach, weil die ZF leicht verstimmt war. Bis jetzt ist mir nur bekannt, das das Magische Auge weiter öffnete und noch schwächeren Empfang anzeigte. Das führe ich darauf zurück, das die Ratiospannung über R250 = 1 MΩ zusätzlich belastet wurde.
Sobald der Kollege wieder Zeit hat wird er das Gitter der EABC80 auf Masse legen und mir berichten, was er beobachtet.
Heribert
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Beschreibung in der Funkschau 1960 zur Rauschunterdrückung
In der FUNKSCHAU Heft 3 / 1960 auf Seite 73 ist eine Schaltungsbeschreibung des GRAETZ-STEREOSUPERS MUSICA 817 zu lesen, in welcher auch die "neue Rauschunterdrückungsschaltung" des Triodensystems der EABC80 erklärt wird.
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Antwort auf Post 4
Hallo Hans,
heute hat mich der Kollege angerufen und mir den Fehler mit dem Schluß von g1 der EABC80 gegen Masse vorgeführt. Der Klang ist selbst am Telefon deutlich dumpfer geworden. Die Höhen wurden über den 10nF gegen Masse abgeleitet. Das Magischeauge reagiert nur geringfügig auf den Schluß und öffnet sich etwas.
Die Aufarbeitung ist damit beendet.
Herr Leber schrieb mir aus Australien, wo er zu Besuch ist und sein Passwort fürs RM nicht zur Hand hat:
"Das mit der zutief sitzender Abschirmung ist damals bekannt gewesen und man hat es hinterher korrigiert (Isolierung)."
Beste Grüsse,
Heribert
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Funkschau Februar 1960, Gerätebericht
Hier noch auszugsweise die Funktion der Rauschunterdrückung aus Funkschau Feb. 1960:
Auszug vom Gerätebericht Graetz Musica 817 Funkschau 1960, Heft 3, S.73
Im Anhang ist der vollständige Bericht einsehbar, in höherer Auflösung beim Modell als techn. Unterlage abrufbar.
Anlagen:- graetz_musica817_fs (195 KB)
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