grundig: 447; Zauberspiegel
grundig: 447; Zauberspiegel
Hallo,
nach einer Totaloperation (Wechsel aller kritischen Papierkondensatoren sowie prophylaktischer Röhrentausch im Hochspannungsteil) meines Zauberspiegels 447 läuft das Gerät völlig problemlos mit hervorragendem Bild und ausgezeichnetem Ton. Ein Fehler jedoch wurde durch die Maßnahme nicht beseitigt: Nach ca. einer halben Stunde Betrieb muss ich den horizontalen (von links nach rechts) Bildfang nachstellen; das Bild ist sonst verzerrt.
Woran könnte das liegen?
Danke und Grüße,
Stefan
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Sg. Herr Schmaus,
was meinen Sie mit "verzerrt"?
Ist das Bild zu sehen und verzogen oder ist es "umgefallen"?
MfG. WB.
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Horizontal-Oszillator
Guten Abend Herr Schmaus,
Ihrer Schilderung zufolge verändert sich beim Warmlaufen (beschriebene halbe Stunde) die Phasenlage des Zeilenoszillators [ZO, Horizontaloszillator] zu den Gleichlaufimpulsen (ZO möchte "weglaufen", wird durch Phasenvergleich mit Nachsteuerung des ZO bis kurz vor dem "Kippen" des Bildes daran gehindert), was mehrere Ursachen haben kann.
Die Einfachste:
Alterung der ZO-Röhre EC92. Probeweise gegen eine einwandfreie ersetzen und Auswirkungen beobachten.
Ebenso sollten Sie die veränderlichen Widerstände/Trimmpotis Zf, Zg (Zeile, Zeile grob) und den 50 kOhm Trimmer für den Phasenvergleich auf Defekte überprüfen. Fehler wirken sich hier direkt auf das stabile Arbeiten des ZO aus.
Dann immer auch die möglichen Auswirkungen der eigenen Reparatur in Betracht ziehen:
Wurden während der "Totaloperation" auch frequenzbestimmende Bauteile im Bereich des ZO getauscht?
Hier kommt es sehr auf hochwertige temperaturstabile Kondensatoren an! Grundsätzlich sollen diese kritischen Kondensatoren hier Styroflex-Typen sein, das sind 2x 500 pF, 4,5 nF und der 5 nF als Koppelkondensator zur PL36. Z.B. den 4,5 nF Kondensator des 18,8 kHz Schwingkreises dürfte Grundig aus diesen Gründen im Original als Styroflex verbaut haben, solche C's sollten also der Kondensatoren-Kur nicht zum Opfer fallen! Falls hier noch alles Original ist, die EC92 ok ist, käme dann die Phasenvergleich-Schaltung als Fehlerquelle in Betracht.
Bitte berichten Sie über den Ausgang der Überprüfungen, bevor die Phasenvergleichsstufe als nächste zu untersuchende Stufe ansteht.
B. Nagel
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Sehr geehrter Herr Bauer,
danke für Ihre Antwort - das Bild ist "umgefallen" und muss wieder mit dem dafür vorgesehenen frontalen Bildfang-Regler aufgerichtet werden. Das bleibt dann auch stabil. Beim nächsten Einschalten (nach Abkühlung) ist diese Nachregelung dann wieder rückgängig zu machen.
Grüße,
Stefan Sch.
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Guten Abend, Herr Nagel,
danke für Ihre wertvollen Hinweise, die ich der Reihe nach überprüfen und anschließend Bericht erstatten werde.
Grüße,
Stefan Sch.
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Fehler tritt nicht mehr auf
Guten Abend,
nach langfristiger Beobachtung kann ich heute sagen, dass der oben geschilderte Fehler konsequent nicht mehr in Erscheinung tritt, ohne dass ich weiter tätig geworden wäre: Das Gerät läuft dauerhaft stabil und der Bildfang braucht weder vertikal noch horizontal nachgeregelt zu werden. Ich betreibe den Zauberspiegel in Verbindung mit einem Axing Modulator (AV-Einspeisung auf Kanal 5).
Die EC92 hatte ich schon fabrikneu bei Bürklin besorgt und werde sie nun lagern. Interessieren würde mich allerdings schon, ob dies mit einem "Einlaufen" nach der Kondensatorkur zu tun haben kann und ob solche Phänomene häufiger vorkommen...?
Nochmals vielen herzlichen Dank an die Fachleute,
Stefan Sch.
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Formationsprobleme nach langer Unbenutztheit
Hallo Herr Schmaus,
ich möchte hier niemandem das Wort abschneiden, aber nach meinen Erfahrungen können solche Probleme nach Kondensatorenkuren schon auftreten - es gibt halt einfach bauteilinterne, aber regenerierfähige Degenerationserscheinungen - gerade bei langer Unbenutztheit.
Offenbar nicht nur bei Kontakten (Schalter, Röhrenfassungen), sondern eben auch in Kondensatoren, die nicht wirklich ausgetrocknet sind. Manchmal, so habe ich den Eindruck, kann es auch das Zusammenspiel von sich wieder "erholenden" Röhren sein, was solche Anfangsprobleme bereitet.
Die Mißhandlungen die durch defekte Kondensatoren entstanden, werden sicherlich bleibende Spuren hinterlassen haben, aber manche, nicht objektiv nachvollziehbare "Besserung" habe auch ich trotzdem schon erlebt.
Die Methode der Referenzröhren, die also nur zu Testzwecken eingesetzt werden, um auf einen evtl. Röhrenschaden das sonst offenbar intakte Gerät zu prüfen, ist die beste Art, unnötige Fehlersuche zu vermeiden. Der Verwendung von alten, aber intakten Röhren steht so nichts im Wege, und im Falle eines Falles kann man den Fehler schnell eingrenzen.
Gerade alte P-Röhren werden gern entsorgt, obwohl sie oft noch intakt sind. Allerdings muß man bei einem Röhrenwechsel auf die nächste, ebenfalls schon vormals benutzte Röhre ab und an die variablen Einstellungen dann neu justieren - ein verhältnismäßig geringer Aufwand, bei gleichzeitiger Ressourcenschonung....
Den Apparat nun auch ab und an spielen zu lassen, kann ihm nur nutzen, sich in gewisser Weise "fit" zu halten.
Auch wenn es dadurch zu einer gewissen Abnutzung der Röhren kommt.
Viel Freude mit Ihrem Zauberspiegel wünscht
R. Latzel
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Ursache ermittelt, Fehler beseitigt
Lieber Herr Nagel,
liebe Mitleser,
Übeltäter war nun doch die EC92 (Rö 16 im Schaltbild): Entgegen meiner Annahme bzw. Hoffnung, der Fehler hätte sich durch Formierung diverser Bauelemente "erledigt" (an dieser Stelle auch vielen Dank für die Hinweise von Herrn Latzel), blieben die Symptome in etwas versteckter Form bestehen. Bei optimaler Einstellung des Bildfanges "fiel" das Bild während besagter halben Stunde zwar nicht mehr um, an der rechten äußeren Bildseite entwickelte sich jedoch eine Art Spiegelung des rechten Bildrandes. Das hatte ich anfänglich nicht bemerkt.
Zwei der drei von Herrn Nagel geäußerten Vermutungen (nämlich der unzulässige Ersatz frequenzbestimmender Kondensatoren sowie Defekte an den beiden Trimmpotis) konnte ich ausschließen. Blieb nur noch die EC92, die ich jetzt nach nun über zweieinhalb Jahren - da das Gerät ohnehin umplatziert werden musste - wechseln konnte.
Der Fehler ist mit der frischen, nagelneuen Röhre eliminiert.
Nochmals vielen herzlichen Dank für die sehr hilfreichen Tipps!
Stefan Schmaus
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