grundig: 5570 Stereo; Konzertgerät

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grundig: 5570 Stereo; Konzertgerät 
27.Feb.06 10:59
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Rolf Nickel (D)
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Rolf Nickel

Aufarbeitung eines Stereo-Heimsupers "Konzertgerät Type 5570" von Fa. Grundig

Liebe Freunde des Radiomuseums,

kürzlich wurde ein Exemplar des obigen Radiogerätes zur Versteigerung angeboten. Meine Recherche im "Radiomuseum" ergab : es handelt sich um einen der ersten "echten" Stereo-UKW-Empfänger. Er enthält zudem einen der wenigen Röhren-Stereodekoder (Typ 6), die in Serie hergestellt wurden, noch dazu als separate Baugruppe. Seine Arbeitsweise ist in dem Büchlein "Stereo-Decoder" von Ludwig Ratheiser (Franzis Verlag 1968) ausführlich beschrieben. Der Dekoder interessierte mich besonders, weil ich damit Versuche machen wollte. Auf meine Nachfrage bei der Verkäuferin, ob denn auch ein silberfarbenes Extrakästchen im Gehäuse wäre, erhielt ich freundlicherweise zwei Fotos, die bewiesen : der Dekoder war noch eingebaut. Sehr gut, und den "Rest" wollte ich ohnehin nur zerlegen (Übertrager, Bandfilter, usw.), um diese Teile anderweitig zu verwenden. Also, mitsteigern und "zuschlagen" !
Nach dem Auspacken stellte ich überrascht fest : Der äußere Zustand war weitaus besser, als ich nach dem Foto erwartet hatte, und die Mechanik hatte trotz der ungünstigen Versandverpackung nicht gelitten. Lediglich zwei Drehknöpfe von den Klangreglern fehlten.
Meine Frau bat mich nach gründlichem Anschauen, das Gerät nicht zu demontieren, sondern aufzuarbeiten und ihr damit zum Geburtstag eine Freude zu machen. Es handele sich zwar um einen relativ großen Kasten, aber nicht um "Gelsenkirchener Barock", sondern um ein relativ schlicht und funktional anmutendes Gerät, das ihr "eigentlich ganz gut" gefalle.
Na ja, dachte ich, mal vorsichtig einschalten und reinhören, den Dekoder könnte ich ja trotzdem ab und zu für meine Testzwecke ausbauen.
Nächste Überraschung : Die "große Kiste" empfing auf allen Wellenbereichen, wenig Brumm, magisches Band okay, ein Skalenlämpchen ausgefallen. Sogar der Stereodekoder arbeitete, sehr eindrucksvoll wurde durch das Aufleuchten einer roten Glühlampe der UKW-Stereo-Empfang auch optisch "demonstriert".
Alles sah danach aus, dass man das Gerät verhältnismäßig schnell wieder in einen alltagstauglichen Zustand versetzen könnte.
Umso größer war meine Enttäuschung, als der UKW-Empfang plötzlich aussetzte. Das magische Band zeigte zwar an, dass der Empfang noch vorhanden war, jedoch musste es auf dem Signalweg eine Unterbrechung geben.
Nachdem ich die Rückwand entfernt hatte, konnte ich nichts Auffälliges entdecken, das Chassis wies keine Korrosion und nur wenig Staub auf. Da hatte ich, wie so viele von uns Bastlern, schon weitaus Schlimmeres gesehen. Ich schöpfte also wieder Hoffnung.
Nach dem erneuten Einschalten spielte das Gerät wieder, setzte jedoch nach wenigen Minuten erneut aus. So ein Ärger, auch noch ein nur zeitweise auftretender Fehler !
Um jetzt überhaupt eine vernünftige Fehlersuche betreiben zu können, baute ich das Chassis aus.
Der seltsam schrägliegend an einem Blechwinkel montierte Netzteil-Becherelko war mir schon beim flüchtigen Betrachten aufgefallen, darunter hatte man den Selen-Flachgleichrichter geschraubt, und das Ganze nicht etwa in der Nähe des Netztrafos, sondern mit relativ langen Verbindungsdrähten etwa in Chassismitte zwischen einem der Ausgangstrafos und dem AM-Drehkondensator platziert, wie es auf dem Bild von Herrn Pohlmann gut zu sehen ist. Meine Erfahrungen mit 40 Jahre alten Elektrolytkondensatoren sind schlecht, meistens waren sie völlig ausgetrocknet und hatten die Kapazität verloren.
Außerdem wurde die Zeit knapp, bis zum Geburtstag nur noch 14 Tage, genauer gesagt waren maximal ein Wochenende und ein paar Feierabende zur Verfügung.
Also, gar nicht lange rumgemessen, sondern aus einem Aluwinkel, einem Silizium-Gleichrichter, einigen Kabelbindern und drei frisch gekauften Elkos eine neue "Stromversorgung" hergestellt. Auf meinem Foto sind die hellblauen Elkos gut zu erkennen, sie sind zusätzlich von unten noch mit Silikon an den Winkel geklebt.
Die Puristen würden das jetzt "verbasteln" nennen, und das ist sicherlich auch richtig. Jedoch : Der Originalzustand ist ohne Weiteres wieder herstellbar (Original-Elkobecher aushöhlen und neu "befüllen" oder neuen besorgen) - aber erst, wenn ich dafür Zeit habe, siehe oben. Außerdem : Oberstes Gebot muss die Sicherheit sein - auch beim Restaurieren, und auch, wenn es schnell gehen soll. Wer hier Abstriche macht, lebt gefährlich. Ein einziger explodierter Elko kann die Verunreinigung des gesamtes Geräts verursachen. Ich persönlich würde kein Allstromgerät ohne Trenntrafo betreiben, und als ich im Forum über das versuchsweise Kleben eines Drahtwiderstandes las, hätte mich fast "der Schlag" getroffen.
Gut, Preisfrage : Wo könnte ich die neue Baugruppe montieren ? Am "alten Platz" ging es nicht, weil darunter die Tastaturplatte war und ich von unten nicht zum Anschrauben der von mir vorgesehenen Muttern herankam, abgesehen davon, dass ich sie lieber nahe beim Netztrafo befestigen wollte. Ein weiterer "Stilbruch" ? Sicherlich, aber die Vorteile überwogen, außerdem wusste ich nicht, was mich vielleicht noch alles erwartete. Zwei Löcher parallel zur Skala gebohrt, Platz war genug, und dann konnte ich meine Baugruppe einsetzen, festschrauben (flächige Masseverbindung !) und verdrahten.
Wichtig ist, dass man sich vorher genau notiert bzw. skizziert, welcher Draht mit welcher Farbe wo angelötet war, auch wenn man das Schaltbild besitzt. Irrtümer sind hier immer gefährlich.
Nun wurde es wieder spannend, Voltmeter am neuen Ladeelko anklemmen, und einschalten. Die Betriebsspannungen bewegten sich nach dem Anheizen ungefähr in der im Schaltbild angegebenen Höhe, leiser Brumm aus den Lautsprechern bei voll aufgedrehtem Lautstärkeregler deutete auf das ordnungsgemäße Arbeiten der NF-Stufen hin. Aber kein Tonsignal auf UKW, hatte ich allerdings auch nicht erwartet. Da das magische Band weiter Empfang signalisierte, richtete ich meine Aufmerksamkeit auf die Bauteile zwischen Ratiodetektor-Ausgang (von dort erhält das Anzeigegitter der EM 87 seine Steuerspannung) und dem NF-Eingang. Dabei fiel mir ein, dass ich den Stereodekoder abgeklemmt hatte. Dessen Stecker musste natürlich eingesteckt sein, sonst ist der Signalweg ohnehin unterbrochen. Also, Ausschalten, die Rückwand mit dem dort aufgeschraubten Dekoder geholt (irgendwie ulkige Art der Anbringung, finde ich) und den Stecker in die dafür vorgesehene Fassung auf dem Chassis gesteckt. Jedoch : Nach dem Einschalten war trotzdem kein Ton vorhanden.
Also habe ich die Suche nach der Unterbrechung wieder aufgenommen. Plötzlich Ton ! Aber das Gerät einmal "scharf" angesehen, und das war's dann : Wieder völlig stumm !
Meine Frau, die, neugierig geworden, ab und zu "vorbeischaute", begann mich zu bedauern. Jetzt erst recht ! dachte ich bei mir und betrachtete den ZF-Verstärker. Er ist als einzige Baugruppe "schon" in Leiterplattentechnik ausgeführt und auf der der Rückwand zugewandten Seite mit drei Blechschrauben (auf meinem Foto weiss eingekreist) befestigt. Merkwürdigerweise waren mit diesen Schrauben zwischen der Leiterplatte und dem Chassis noch drei "Distanzscheiben" von etwa 2 mm Dicke montiert, wie ich verwundert registrierte. Diese waren auf dem Bild des Herrn Pohlmann nicht zu sehen ! Wozu die wohl dienen sollten ? Also, besser weg damit ! Und, oh Wunder, der Ton war wieder da. Aber das dauerte nicht lange. Langsam wurde ich nervös. Mit meinem Signalverfolger tastete ich mich vom Ratiodetektor-Ausgang in Richtung Stereodekoder-Eingang voran. Dabei stellte ich fest, dass man durch leichtes Biegen der Leiterplatte mittels Fingerdruck am Alugehäuse des Ratiofilters den Ton aus und einschalten konnte und entdeckte eine lose Masseverbindung (mit "kalter" Lötstelle) zwischen ZF-Leiterplatte und Chassis. Daraufhin habe ich alle vorgefundenen starren Masse-Verbindungsdrähte durch Litzen ersetzt.
Kurze Freude, voreilige Erfolgsmeldung an meine Frau, und dann war der Ton wieder weg ! Murks ! Ruhe bewahren ! Wie war das noch mit dem Drücken am Ratiofiltergehäuse ? Aha ! Zwischen Entkopplungswiderstand und Litzenanschluß zur Dekoder-Ausgangsbuchse (Noval-Röhrenfassung) zeigte der Signalverfolger mal ein lautes und mal ein sehr leises Signal an, je nachdem, wie man die Leiterplatte mit Hilfe des Filtergehäuses bog. Bei starker Beleuchtung mit einer Halogenleuchte und genauem Hinsehen wurde jetzt ein nur wenige mm langer Riß im Hartpapier quer unterhalb der geprüften Leiterbahn erkennbar. Dieser Riß ging auch durch die Leiterbahn. Das war aber nur mit der Lupe zu sehen. Nun war alles klar. Mein "Vorgänger" hatte den Fehler nicht gefunden, sondern nur ungefähr lokalisiert und durch leichtes Verbiegen der Leiterplatte mit Hilfe der drei Gummi-Distanzscheiben zum Verschwinden gebracht, jedenfalls zunächst. Das ging wahrscheinlich sogar längere Zeit gut, solange das Gerät nicht bewegt oder transportiert werden musste.
Also, erstmal, weil ich nicht vernünftig herankam, mit einer Lötzinn-"Wurst" die Bruchstelle geflickt.
Und tatsächlich, jetzt war die Stereo- bzw. UKW-Wiedergabe einwandfrei, und sie blieb auch erhalten.
Kleine Ursache, große Wirkung ! Das in der "Anfangszeit" der Flachbaugruppenfertigung gebräuchliche Hartpapier als Leiterplatten-Basismaterial ist sehr spröde und bruchempfindlich. Man sollte also - sozusagen als Lehre - immer auch die Leiterplatte verdächtigen, wenn Fehler wie zeitweise oder andauernde Unterbrechungen auftreten. Ich war froh, dass Grundig sich bei seinen ersten "Versuchen", den Einsatz der konventionellen Verdrahtung zu verringern, mit dem ZF-Verstärker und dem Stereo-Dekoder begnügt hatte.
Andererseits : Der Dekoder macht einen sehr guten, ausgereiften Eindruck. Hier waren Fachleute am Werk, das sieht man. Offenbar eine andere Entwickler- und Konstrukteursgruppe (?).
Der übrige konventionelle Aufbau erscheint so, als ob sich die verantwortlichen Konstrukteure nicht ganz einig gewesen sind, er ist nicht "aus einem Guß", sondern nach dem Motto "hier ein Trafo, dort ein Drehko, und jetzt müssen wir noch irgendwo den Netzgleichrichter unterbringen" zusammengeschraubt. Außerdem wurden Potis ohne Gehäuse verwendet, außer beim Lautstärkeregler : Einstauben und Kratzen vorprogrammiert. Was war 1965 bei Grundig los ? Sollte gespart werden ? Man wird es wohl nicht mehr erfahren. Interessant wäre sicherlich, eines der Nachfolgegeräte (die "Stereomeister"-Serie ?) anzuschauen und sich über dort aufgetretene Fehler zu informieren.

Fazit: Im Gegensatz zu dem schlichten, funktionellen Gehäuse-Design wirkt das Innere nicht ganz so "profihaft", wie man es von einer Firma mit weltweit gutem Ruf erwartet hätte.
Nachdem ich das Chassis wieder eingebaut hatte, wandte ich mich dem Äußeren zu. Es handelt sich bei Dach und Seitenteilen um furniertes Sperrholz oder Spanplatte mit einer dicken, hochglänzenden Lackoberfläche, auf der mehrere recht unschön aussehende Kratzer auszubessern waren, besonders auf der rechten Seitenwand waren sie sehr tief. Da ich nicht vollflächig neu lackieren wollte - das hätte ich wegen der dazu notwendigen Vorarbeiten in der kurzen mir noch verfügbaren Zeitspanne nicht mehr geschafft - blieb mir nur das "punktuelle" Verfahren. Nach gründlichem Entfetten der gesamten Oberfläche tauchte ich eine Stecknadelspitze in farblosen Lack und füllte mit diesen Mikromengen vorsichtig die zum Teil recht tiefen Kratzer aus. Das Ergebnis kann man natürlich nicht mit dem einer Ganzlackierung vergleichen, aber das Gerät ist durchaus vorzeigbar geworden. Da mir zwei der Original-Drehknöpfe fehlten, habe ich alle bis auf den großen für die Senderwahl durch andere ersetzt, ein weiterer Kompromiß, der aber ebenfalls kaum auffällt, so meine ich jedenfalls.
Mir war diesmal am wichtigsten, das Gerät innerhalb kurzer Zeit in einen technisch einwandfreien und gebrauchstauglichen Zustand versetzt zu haben, der so hoffe ich, noch lange andauert. Ich wünschte meiner lieben Frau viel Freude in Form von schönen Hörerlebnissen mit diesem individuellen Geschenk.

Nachtrag: Meine Frau war begeistert ! Das Radio hat einen "Ehrenplatz" in ihrem Zimmer bekommen und wird täglich benutzt. Einziger Wermutstropfen : Die Höhenwiedergabe ist schlecht. Das ist auch kein Wunder, weil die Tieftöner nach vorne gerichtet, die Hochtöner aber an den Seiten angebracht sind. Genau umgekehrt müsste es sein. Hier werde ich wohl mittelfristig um eine weitere Verbastelung nicht herumkommen. Oder ich benutze Außenlautsprecher. Es kommt immer darauf an, worauf der Liebhaber am meisten Wert legt. Wir beide würden es auf Dauer schade finden, wenn eine durchaus mögliche Verbesserung allein aus "Denkmalschutzgründen" nicht durchgeführt werden würde. Aber darüber berichte ich vielleicht ein anderes Mal.

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ähnliche Erfahrungen mit diesem Gerät 
02.May.06 21:59

Michael Münch (D)
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Michael Münch

Hallo Herr Nickel,

Ihr Reparaturbericht ist für mich in mehrerlei Hinsicht recht aufschlussreich: zuallererst bestätigt er mich in meiner Einschätzung, dass es wichtig ist, sich des Einverständnisses der weitaus besseren Hälfte zu versichern, wenn es um die technische Möblierung der Höhle geht...

Aber nun zum Gerät: ich bekams neulich geschenkt mit der Auskunft, viel könne nicht damit sein, vielleicht nur eine kaputte Sicherung... Na ja, das mit der kaputten Feinsicherung war wohl so, nur dass dieser Defekt ja meist ein Folgeschaden ist von etwas anderem, das nicht stimmt. Nach Sicherungswechsel vorsichtige Inbetriebnahme am Regel-Trenn-Trafo: nach stufenweisem Hochfahren der Spannung über eine Viertelstunde erstes Rauschen und bei Durchdrehen der UKW-Abstimmung auch Musik, allerdings nur auf einem Kanal. In TA-Stellung Messung der Spannungen an den Endröhren und der ECC 83: alles ok. !? hmm... Nach Ausschalten und nochmaliger eingehender Sichtprüfung stellt sich heraus, dass am zugehörigen Ausgangstrafo ein Lautsprecherkabel nicht angelötet ist, eventuell hat jemand bei einer vorangegangenen Reparatur eine fehlerhafte Lötstelle verzapft. Könnte zeitweiliger Leerlaufbetrieb zu erhöhter Stromaufnahme und zum Tod der Feinsicherung geführt haben? Nach dem Löten Musik aus beiden Kanälen, aber bei moderatem Aufdrehen krachende Geräusche im Takt der Musik. Ich denke an einen Wackler und beginne damit, mit dem Kunststoffgriff des Schraubendrehers in der Schaltung herumzuklopfen. Und auch bei meinem Gerät stellt sich die ZF-Platine als der Übeltäter heraus! Nach etlicher Lötarbeit arbeitet der ZF-Verstärker nun stabil, allerdings führt verstärktes Drücken auf die Platine noch immer zu Aussetzern - da gibt es also noch was zu tun.

Ich teile Ihre Einschätzung, dass sich das Gerätekonzept durch Uneinheitlichkeit in der Ausführung auszeichnet. Einige konstruktive Details wirken etwas unausgegoren. Wie dem auch sei: bisher hatte ich wenig Aufwand mit dem Gerät. Ein paar Sachen müssen noch in Ordnung gebracht werden: die AM-Abstimm-Mechanik nimmt die UKW-Abstimmung mit, was umgekehrt nicht der Fall ist, das Lämpchen für die Stereo-Anzeige ist durchgebrannt, und die EM 87 muss ausgetauscht werden. Nix besonderes also.

Ich aber freue mich wie ein Schneekönig über ein Stereo-Radio mit Dekoder in Röhrentechnik!

Beste Grüße -
MiMü

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Erfahrungsaustausch 
03.May.06 21:52

Rolf Nickel (D)
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Rolf Nickel

Lieber Herr Münch,
Ihr Beitrag hat mich sehr gefreut. So soll es sein, so hat Herr Erb sich das (denke ich) auch vorgestellt : gegenseitiger Erfahrungsaustausch, der letztlich zum Erfolg führt.
Ich freue mich noch aus einem anderen Grund. Gleich nach der Veröffentlichung meines Beitrags erhielt ich eine E-Mail, die in der Bemerkung gipfelte "Schade dass Sie uns damals nicht geholfen haben unsere unvollkommenen Geräte zu entwickeln". Das hat erst einmal "gesessen", aber ich bin inzwischen darüber hinweg, weil ich keineswegs die Absicht hatte, hier "oberlehrerhaft" irgendetwas anzuprangern, sondern nur die Gedanken wiedergegeben habe, die mir während der Aufarbeitung so durch den Kopf gingen.
Übrigens : Der von Ihnen beschriebene Fehler " ... die AM-Abstimm-Mechanik nimmt die UKW-Abstimmung mit, was umgekehrt nicht der Fall ist", war auch bei unserem Exemplar anzutreffen. Habe ich allerdings erst später festgestellt. Und über den Röhren-Dekoder freuen Sie sich zu Recht !
Falls Sie noch gemessene Spannungs- oder Stromwerte oder die Dekoderbeschreibung benötigen, bitte melden.
Ihr Rolf Nickel

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Problem: Ratiofilter-Gehäuse lässt sich nicht öffnen 
10.May.06 19:16

Michael Münch (D)
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Michael Münch

Lieber Herr Nickel, werte Sammlergemeinde,

weiter oben schrieb ich, ich hätte bisher mit dem Gerät wenig Aufwand gehabt. Dies muss ich nun widerrufen.

Nachdem ich - versehen mit einigen nützlichen Hinweisen von Herrn Nickel - auch die Schaltstufe für die Erkennung des Stereo-Pilottons im Dekoder wieder flott bekommen habe (EC92 war defekt), drängte sich der Fehler mit dem Wackler im Bereich der ZF-Platine wieder in den Vordergrund. Gelegentliche Flüche gegen den bösen Kupferwurm ausstoßend, lötete ich sukzessive sämtliche Leiterbahnen nach, insbesondere die Masseverbindungen. Dies geschah in eingebautem Zustand der ZF-Platine, denn ein Aus- und Wiedereinbau wäre wirklich eine elende Strafarbeit. Das half aber alles nichts. Insbesondere Ruckeln am Gehäuse des Ratiofilters erzeugte schlimme Kratz- und Krachgeräusche. Bald hatte ich dann das Innenleben des Filters selbst in Verdacht - dort musste meiner Vermutung nach der Wackler sitzen.

Unter Zuhilfenahme von einem halben Meter Entlötlitze und Ausstoßung weiterer Verwünschungen lötete ich nun das Ratiofilter aus. Jeder Anschluss bekam ein cirka vier cm langes Stück Litze verpasst, anschließend baute ich das Filter mit der Litzenverlängerung hängend in das auf den Kopf gestellte Chassis wieder ein. Dadurch erreichte ich eine mechanische Entkopplung zwischen Filter und Platine. Nun konnte ich auch mit stärkstem Druck auf die Platine keine Aussetzer und Krachgeräusche mehr erzeugen, wohl aber mit kleinsten Bewegungen des hängenden Ratiofilter-Bechers. Da sitzt er also drin, der Kupferwurm...

Leider tut er das auch nach wie vor, denn jetzt kommt mein eigentliches Problem: ich weiss nicht, wie ich das Filtergehäuse aufbekommen soll, ohne einen Dosenöffner zu benutzen. So sieht das Teil aus:


Meine Untersuchungen haben bisher lediglich ergeben, dass sich das Innenleben in Längsrichtung im Filtergehäuse um cirka zwei mm hin- und herschieben lässt. Auch kann ich zwischen der Außenhülle und der gelochten Bodenplatte ringsum mit einem Messer herumfahren - dort ist also nichts miteinander verklebt. Dennoch lassen sich Boden und Außenhülle relativ zueinander nicht bewegen. Ich weiß auch nicht, wie weit der Rand der Bodenplatte in die Außenhülle hineinreicht.

Nun steh´ ich da, ich armer Tor.... Vielleicht weiß einer von Ihnen Rat, oder hat in der Kramkiste noch ein Ausbaufilter liegen. Die aufgestanzte und auch im Schaltplan genannte Nummer lautet 7207-418. Das Radio selbst ist wirklich aller Mühen wert, und ich möchte es nur ungern so wieder beiseite stellen!

Freundlich grüßt
Michael Münch

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Erfolgsmeldung 
11.May.06 00:03

Michael Münch (D)
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Michael Münch

Jetzt gibt es eine Erfolgsmeldung, und zwar dank eines Hinweises eines Nichtmitglieds. Hier zunächst noch mal ein Bild vom Absetzen des Ratiofilters von der Platine:



Durch diese mechanische Entkopplung konnte ich lokalisieren, dass der Fehler innerhalb des Filtergehäuses liegen musste (siehe posting 4).

Nach posting 4 erreichte mich beinah umgehend der folgende Hinweis von Mike Jordan (kein RM.org-Mitglied!), den ich mit seiner Erlaubnis hier wiedergeben darf:

Hallo Herr Muench,
 
der Innenbecher ist 95% vom aeusseren lang, geht also bis fast oben.
Links und rechts sind zwei doppeloesen mit denen der Becher in der Printplatte gehalten wird. Davon ist eine am Innenbecher, die andere (auf jeder Seite ist  das so) am Aussenbecher.
Die beiden mit dem Loeter trennen, dann geht der Innenbecher mit Inhalt raus.
 
Gruss mike jordan 

Hier habe ich mal die folgenden Schritte dokumentiert. Zuerst der Zustand des Filters vor Erhalt obiger mail:



Da sind die beiden Befestigungslaschen noch miteinander verbunden. Hier nach der Trennung:



Schon kann man Innen- und Außenbecher auseinanderziehen:



Nach dem Fehler musste ich dann nicht lange suchen:



Hier hatte sich eine kalte Lötstelle endgültig gelöst (von mir fürs Foto ein wenig aufgebogen).

Da das Ratiofilter nun schon mal ausgebaut war, habe ich auch den Ratioelko vorsorglich ausgetauscht. Ich weiß von Herrn Nickel, dass er auf diesen Austausch verzichtet hat, weil man bei eingebautem Filter an den dahinter liegenden Elko nicht herankommt. Ich selbst weiß, wie verzweifelt man sein muss, um sich zum Ausbau des Filters durchzuringen...

Mittlerweile ist alles wieder zusammengebaut und funktioniert im Monobetrieb auf Anhieb hervorragend. Jetzt macht der Stereo-Dekoder schlapp, aber das untersuche ich erst morgen!

Herrn Jordan nochmal herzlichen Dank!

Michael Münch

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Dekoder läuft wieder - FM-Neuabgleich nötig? 
12.May.06 14:54

Michael Münch (D)
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Michael Münch

Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen! Der Dekoder läuft wieder, war auch nie kaputt.

 

Zunächst bin ich davon ausgegangen, dass der Dekoder mit allem Nötigen versorgt sei: Heizfäden glimmten, bei Einschalten des 5570 reagierte das Relais. Dennoch habe ich das Teil dann mal aufgeschraubt und Spannungen gemessen, um dann festzustellen, dass der Baustein über zwei Leitungen mit Anodenspannung versorgt wird, die Röhren quasi jeweils einzeln. Und siehe da: die ECC war ohne Saft. Die Leitung zur 330Ohm/16uF-Kombi Richtung Mehrfachstecker durchgeklingelt: Durchgang zu Stift 10. Am Gegenstück (10fach-Fassung) an Stift 10 keine Spannung. Warum? Ich musste schon sehr genau hinsehen: ein 1,5 kOhm-Widerstand, der von Pin 10 zu einer Lötösenleiste zu einem weiß isolierten Draht führt, war leicht angekratzt. Annahme: die Widerstandsbahn könnte beschädigt sein - so wars dann auch. Der Vogel hatte keinen Durchgang mehr. Den hatte ich wohl beim Filterausbau versehentlich mechanisch gekillt… Nach Austausch stellte sich gleich wieder Stereo-Empfang ein, allerdings ziemlich wacklig. Das liegt aber wohl an der Schaltstufe EC92/Relais: die beiden Kontaktpaare rechter/linker Kanal schalten kurz hintereinander, vielleicht ist der Kontaktweg nicht gleich lang. Außerdem gibt es da so was wie eine Schalthysterese: das Relais zieht lieber an (Monostellung), als dass es wieder abfällt (Stereo). Ich glaube fast, dass der Pilotton-Anteil im Eingangssignal auf Grund schlechten Abgleichs im ZF-Modul zu gering ist. Vor Reparatur des Ratiofilters erfolgten die Schaltvorgänge wesentlich "spritziger" und das gesamte Schaltverhalten ließ auf eine gute Empfindlichkeit der Schaltstufe schließen, daher glaube ich nicht, dass der Fehler im Dekoder liegt.


Nur eine Vermutung, vielleicht kann mal jemand seine Meinung dazu äußern: wenn das Ratiofilter schon bei Auslieferung des Geräts eine kalte Lötstelle hatte, wäre es doch möglich, dass der Hersteller die negativen Auswirkungen dieses Mangels beim Erstabgleich sozusagen unwissentlich "wegkompensiert" hat. Das würde ja bedeuten, dass jetzt nach Herstellen einer guten Lötstelle ein neuer Abgleich des Filters notwendig wäre...?
 

Inzwischen helfe ich mir durch Ziehen der EC92, dadurch fällt das Relais ab und geht so in den Stereobetrieb. Bei zu hohem Rauschen kann ich ja manuell auf Mono schalten. Aber ärgern tuts mich doch! Ich werde in der Literatur (auch im Beitrag von Herrn Antpöhler) noch mal das Thema FM-Abgleich rekapitulieren, und dann geht's frisch ans Werk. Toll wäre es natürlich, wenn jemand aus der Sammlerschar über die Original-Abgleichvorschrift verfügte! Hier vorhandene Gerätschaften: Röhrenvoltmeter, Mess-Sender und Oszilloskop, leider kein Wobbler.

Es grüßt freundlich
MiMü



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