Grundig Musiktruhe 9010 - Frage zum Lack
? Grundig Musiktruhe 9010 - Frage zum Lack
hallo,
vor einigen Wochen wollte ich damit beginnen, das Gehäuse meiner Grundig 9010 instandzusetzen. Ich hatte vermutet, dass die originale Lackierung als Spritzlackierung mit eingetöntem Nitro-Zelluloselack ausgeführt war.
Der Versuch, die alte Lackierung mit Nitro oder Aceton anzulösen, misslang jedoch, auch tagelanger Kontakt mit getränkten Wattebäuschen ließ die Lackierung völlig unberührt. Ein Möbelrestaurator, den ich um Rat fragte, äusserte den Verdacht, es könne sich um eine frühe Polyesterlackierung handeln. Für diesen Verdacht spricht auch, dass die Lackierung zwar rissig und an einigen Stellen vergilbt, der Hochglanz aber noch erhalten ist.
Für mich war es eine neue Erkenntnis, dass Anfang der Fünfziger Jahre bereits mit Polyesterlacken gearbeitet wurde. Bevor ich jetzt anfange, den alten Lack mechanisch abzutragen ( anlösen geht scheinbar nicht ), hätte ich gerne gewusst, ob es bei rmorg jemanden gibt, der weiß, mit welchen Lacken bei Grundig Anfang der fünfziger Jahre gearbeitet wurde, und ob es Methoden gibt, halbwegs seriös den originalen Lacktypen zu bestiummen. Es ist mir ein Anliegen, dieses doch recht wertvolle Gerät so originalgetreu wie möglich instandzusetzen. Innen ist die Truhe noch perfekt erhalten, die Schubladen sind genauso lackiert wie die Aussenflächen, und lassen sich gut als Muster verwenden. Lackierwerkzeuge sind vorhanden, eine provisorische Spritzkabine kann aufgebaut werden, so dass nichts dagegen spricht, die Lackierung wieder genauso auszuführen wie im Original.
Falls dieses Thema schon behandelt wurde, bitte nicht böse sein - ich hatte die Suche bemüht, und nichts gefunden.
Danke und Gruß Frank Nerstheimer
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Grundig Musiktruhe 9010
Hallo Herr Nerstheimer,
bitte gerätespezifische Fragen immer vom Modell aus posten. Ihr Modell ist im RM.org gelistet.
MfG
D. Grötzer
Beitrag wurde zum Modell verschoben.
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Polyesterlacke
Hallo Herr Nerstheimer,
welche Lacke bei Grundig verwendet wurden, kann ich Ihnen leider nicht beantworten. Die Frage müßte auch lauten, welche Lacke bei den Zulieferbetrieben von Grundig verwendet wurden. Die meisten Radiofirmen haben die Gehäuse nicht selbst gebaut, sondern diese wurden von Möbelbaufirmen zugeliefert.
Ich habe aber in Ullmanns Encyklopädie der technischen Chemie von 1960 nachgeschaut. Hier wird bestätigt, dass Zweikomponenten-Polyesterlacke bereits ab 1950 verfügbar waren und sich im Möbelbereich schnell durchgesetzt haben, da sie mit einer Lackierung und wenig Polieren bereits eine glänzende Klavierlack-ähnliche Oberfäche erzeugen.Damit waren die spiegelnden Oberfächen jener Zeit wesentlich rationeller herstellbar.
Polyester-Einkomponenten-Systeme in Form von Alkydharzen gab es bereits ab 1930. Ein Radio muß daher nicht notwendigerweise mit Nitrolacken lackiert worden sein. Alkydharzlacke sind luftrocknende Einkomponentensysteme und beständiger als Nitrolacke. Auch sie erlauben je nach Type einen dickeren Aufrag und trocknen schneller als Öllacke und damit weniger Arbeitsgänge. Sie wurden auch gerne mit Nitrocellulose kombiniert. Es gibt vermutlich soviele Lackrezepte wie es Radios gibt.
Ihre Beobachtung, dass die Lackierung der Grundig-Truhe nicht von Nitroverdünnung und gar Azeton angegriffen wird deutet zusammen mit der spiegelnden Oberfäche auf ein Polyester-Zweikomponentensystem hin. Es gibt für den Laien leider keine einfache Methode Lacksysteme zu analysieren. Man muß sich da auf das Verhalten gegenüber Lösemitteln beschränken.
Mit dem Versuch die Truhe professionell zu lackieren habe Sie sich eine Aufgabe für einen Profi ausgesucht. Ich drücke Ihnen die Daumen.
Rüdiger Walz
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