grundig: Grundig Weltklang 288GW

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grundig: Grundig Weltklang 288GW 
29.Oct.19 14:14
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Georg Richter (D)
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Georg Richter

Extrakt aus "Das Radio-Magazin" Heft 12 1949, S.325 und 326. Autor ist Erich Schwandt.

Für Fachwelt und Publikum ist es von großem Interesse, den Empfänger näher kennen zu lernen, den eine junge, aufstrebende, ungewöhnlich erfolgreiche Radiofabrik als ihren „Schlager" für die neue Saison bezeichnet. Die Grundig-Radiowerke in Fürth/Bayern, innerhalb von zweieinhalb Jahren in einer von Grund auf neu gebauten Fabrik bis zu einer Mitarbeiterzahl von mehr als eintausend Köpfen angestiegen und damit in kürzester Frist die Spitzengruppe, wenn nicht gar die Spitze unter den deutschen Empfängerfabriken erreichend, stellen als Gerät bester Verkaufs-Aussichten einen Standardsuper mit Rimlockröhren vor. Dieser neue Empfänger ist nach der Überzeugung seiner Schöpfer (die, das muß auch einmal gesagt werden, mit allen bisherigen Typen ein ungewöhnliches Fingerspitzengefühl für die Bedürfnisse der Hörerschaft bewiesen haben) die Quintessenz aller Wünsche und Forderungen, die an einen modernen Super gestellt werden. Bequem in den Abmessungen, damit das Gerät auch in engen Räumen Platz findet, aber doch nicht zu klein; von hoher Empfindlichkeit und damit guter Fernempfangsleistung, aber doch nicht zu störanfällig; von gefälligem Äußeren, gediegen in der Ausführung, aber doch nicht zu teuer; vor allem aber modern in Schaltung und Aufbau: deshalb Rimlockröhren, Rückstrahl-Lautsprecher und selbstverständlich Anschlußbuchsen und besondere Wellenschalterstellung für UKW.

Abb.1 Der neue Grundig-Weltklang 288GW, ein Standard-Super mit Rimlock-Röhren

 

Abb.2  Dieses Chassis-Foto zeigt deutlich. welche große Freizügigkeit der Konstrukteur bei der Verwendung von Rimlock-Röhren besitzt.

 

Abb.3  Das Chassis des Grundig-Weltklang 288GW von unten gesehen. Alle Abgeichpunkte und Einzelteile sind nach Abnahme der Bodenplatte leicht zugänglich.

Die Rimlockröhren
sind in ihren Abmessungen so klein, daß das Gerät vollständig ohne Berücksichtigung eines besonderen Platzbedarfs der Röhren konstruiert werden konnte. Hier sieht man dies besonders eindrucksvoll: für den Konstrukteur eines Empfängers gibt es überhaupt nichts besseres, als die Rimlockröhre. Auch auf einem so kleinen Chassis, wie es der 288 GW besitzt (Chassis-Maße ca. 125x275mm), gibt es durch die Röhren an keiner Stelle „Gedränge”; überall kann ein weiter Abstand der Röhren von anderen Teilen eingehalten werden, und die Röhren hindern auch nirgends eine sinnvolle und zweckmäßige Anordnung der übrigen Teile. Sie sind zum Auswechseln leicht zugänglich, man braucht keine Spezial-Werkzeuge, und man braucht auch nicht, wie bei manchen Geräten früherer Jahre, einen Spezial-Lehrgang zur Röhrenauswechslung durchzumachen. Daß sich infolge der geringen Heizleistung auch nur eine mäßige Erwärmung der Röhren und des Empfänger-Innern ergibt, sei nur nebenbei erwähnt; ein Schadhaftwerden dieses Empfängers infolge von Wärmestauungen erscheint völlig ausgeschlossen.

Der Lautsprecher strahlt nach hinten —
dies ist ein besonders wesentliches Merkmal des neuen Gerätes, oder, wenn man es richtig sagt, es ist kein Merkmal, denn im Betrieb merkt man es überhaupt nicht, daß der übrigens in eigener Fabrik gefertigte permanentdynamische Lautsprecher nicht an der Frontseite, sondern an der Rückwand angebracht ist. Nur so ließ sich die praktische und gefällige Skalen-Anordnung — eine lange Linearskala in der Mitte der Vorderwand — beibehalten und trotzdem ein verhältnismäßig großer Lautsprecher einbauen. Ein permanentdynamisches Chassis mit 18cm Korbdurchmesser wurde an der entsprechend stabilen Rückwand anmontiert und ist mit dieser aus dem Gehäuse herausnehmbar. Der Ausgangstransformator dagegen sitzt auf dem Empfänger-Chassis, um die Rückwand so wenig wie möglich zu belasten. Der musikalische Eindruck dieser ungewöhnlichen Lautsprecheranordnung, deren Vorteil wie gesagt in der räumlichen Freizügigkeit bei der Ausgestaltung der Frontseite des Empfängers liegt, ist ganz hervorragend. Sicher wird diese Art, den Lautsprecher einzubauen manchen Nachahmer finden

Die Leistung des 288 GW
entspricht völlig der eines Standard-Supers, der dieser Empfänger nach seiner Schaltung ja auch ist. Die Empfindlichkeit wurde auf allen drei Bereichen sehr hoch getrieben, ohne aber die Notwendigkeit einer guten Störfreiheit außer Acht zu lassen. Der Preis wurde mit 288,— DM so festgelegt, daß dem Gerät — besonders bei Teilzahlung — ein großer Käuferkreis offen steht. Ohne das Urteil des letzten Sachverständigen — nämlich des Kunden — vorweg zu nehmen, sei doch festgestellt, daß bei diesem Typ in Leistungen, Abmessungen und Preis ein sehr günstiger Kompromiß gefunden wurde..

Die Schaltung
des Grundig-Weltklang 288 GW zeigt alle Merkmale des hochgezüchteten, voll abgleichbaren Standard-Superhets. Vorkreis, Oszillatorkreis, zwei zweikreisige Zwischenfrequenz- Bandfilter stellen die Trennmittel dieses sechskreisigen Fünfröhren-Superhets dar. Im übrigen ist die Schaltung durch den gewählten Röhrensatz festgelegt: An erster Stelle arbeitet eine Triode-Hexode UCH 42 als Oszillator- und Mischröhre. Darauf folgen zwei UAF 42, je eine Regel-Pentode und eine Gleichrichterstrecke enthaltend. Die erste UAF 42 arbeitet mit ihrem Verstärkersystem als Zwischenfrequenzverstärker, die - zweite als Niederfrequenzverstärker, während die Diodenstrecke in der ersten UAF 42 die Schwundregelspannung erzeugt, die in der zweiten als Gleichrichter zur Gewinnung der Sprachfrequenz wirkt. Die Endröhre ist eine einfache Pentode UL 41 mit der erstaunlichen Sprechleistung von über 4 Watt.

Die Schwundregelung wirkt auf drei Röhren, außer auf die Misch- und Zf-Stufe auch auf die Nf-Vorstufe. Die Gegenkopplung, aus einer Hilfswicklung des Ausgangtransformators gespeist, bewirkt eine zusätzliche Baßanhebung. Der Netzteil ist so geschaltet, daß das Gerät an allen Spännungen zwischen 110 und 220 Volt betrieben werden kann. Der Klangfärber wird einstufig geschaltet, er legt einen Kondensator von der Anode der vorletzten Röhre an Erde.
Schw.


Inserat S.337:

GR

Anlagen:

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