Hescho: Vollkeramische Empfängerröhren?

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? Hescho: Vollkeramische Empfängerröhren? 
17.Sep.13 21:08
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Georg Richter (D)
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Georg Richter

In dem Aufsatz "Entwicklung des UKW-Rundfunks Teil 6 Zeitraum 1934-1940 Folge 9" von Gerhard Bogner werden vollkeramische Empfängerröhren erwähnt:

"Die Vorstellung von Empfängerröhren in einer vollkeramischen Ausführung, auch in der Form einer Stahlröhre (Labormuster Hescho / Telefunken), zeigte neben der Laborausführung einer Allglasausführung weitere Möglichkeiten des Röhrenbaus auf. Mit diesen Ausführungen hätte man zwar die UKW-Eigenschaften wesentlich verbessern können, aber es wären dazu weitere Großversuche erforderlich gewesen. Zu dieser Zeit, hatte Telefunken jedoch mehr als genug mit der Entwicklung der WM-Röhren zu tun [213, 226d]"

In der Funkschau Nr.33/1938 wird auf Seite 264 von einem unbekannten Autor berichtet:


Vollkeramische Empfängerröhren

Die Kolben der heute, in Deutichland im Gebrauch befindlichen Empfängerröhren bestehen entweder aus geblasenem Glas, genau wie bei den Glühlampen, oder aus Stahlblech. Im Ausland kommen zu diesen beiden Arten noch Kolben aus Preßglas hinzu. Auf der Rundfunkausstellung gesellte sich zu diesen bekannten Ausführungen eine vollkeramische Röhre.

Die Versuche, die die deutsche keramische Industrie seit Jahren mit Sockeln und Fassungen für Röhren anstellt, sind bekannt; eine praktische Auswertung haben sie bereits bei einigen Typen von Braunschen Röhren gefunden, die mit keramischem Sockel ausgestattet sind. Bei Spezialröhren macht man daneben von keramischen Bauteilen verschiedenster Art Gebrauch, seit die Verwendung keramischer Teile im Röhrenbau durch die Entwicklung von Verfahren zur Verschmelzung der Keramik mit Glas und Metall erleichtert und vielseitiger gestaltet worden ist. Nunmehr ging man einen Schritt weiter, indem man auch die Kolben der Röhren aus einem geeigneten keramischen Baustoff, nämlich aus Calit, herstellte.

Der Aufbau der neuen vollkeramischen Empfängerröhren beruht auf der Nutzbarmachung der von Hescho bereits früher entwickelten Keramik-Glas- und Keramik-Metall-Verschmelzungen. Er zeichnet sich dadurch aus, daß Metall tatsächlich nur noch für die stromführenden Teile verwendet wird, daß anlle anderen Teile  - vor allem die Sockelplatte und der Kolben - aber aus Calit und damit Isolierstoff bestehen.

 

Die in den ersten beiden Bildern wiedergegebene Ausführungsform, die in Zusämmenarbeit mit einer deutschen Röhrenfabrik entwickelt wurde, lehnt sich in der äußeren Form und im Aufbau bewußt an die deutschen Stahlröhren an. Um eine leichte Auswechselbarkeit zu erreichen, wurden der Systemaufbau und die Anordnung der Sockelkontakte von den Stahlröhren entlehnt. Genau wie bei den Stahlröhren kommt auch bei den vollkeramischen Röhren der Quetschfuß in Fortfall; in die flache Sockelplatte aus Calit sind die Zuführungen zu den Elektroden vakuumdicht eingeschmolzen. Der Herstellungsgang ist ähnlich wie bei den Stahlröhren; auf der mit den Einschmelzungen versehenen Sockelplatte wird das System aufgebaut, und darauf wird der Sockel mit der Haube aus Calit vakuumdicht verschmolzen. Die keramischen Röhren wurden im übrigen so ausgebildet, daß sie sich für eine leistungsfähige Massenfertigung eignen; das Einschmelzen der Drähte und die Endverschmelzung können im Wege der Fließfertigung durchgeführt werden.

Man ist also in der Lage, sich mit den keramischen Bauteilen eng an Formgebung und Herstellungsgang der Stahlröhren anzupassen. Günstiger ist es natürlich, wenn man beim Entwurf der Röhren die besonderen Bedingungen berücksichtigt, die der keramische Werkftoff stellt. Zu welcher Röhrenform und Kontaktausbildung man dabei kommt, ist aus dem dritten Bild zu ersehen: die Röhren besitzen einen viereckigen Querschnitt, eignen sich damit gut für einen rechteckigen Systemaufbau, wie ihn die Stahlröhren besitzen, und gewährleisten so eine besonders günstige Raumausnutzung. Neuartig ist die Ausbildung der Kontakte; statt der sonft üblichen Stifte sind hier eingebrannte Metallbeläge verwendet worden, die eine weitere wesentliche Metalleinsparung zulassen. Außerdem aber wird es durch diese Kontaktausführung möglich, die Induktivitäten der Zuleitungen auf sehr kleine Werte herabzusetzen, ein Vorteil, der sich besonders auf Kurzwellen und Ultrakurzwellen auswirkt.


Interessant wäre zu wissen:

  1. Existiern noch (Labor-)Muster  oder gar Reste einer eventuellen Kleinserie?
  2. Sind diese Röhren noch in anderen Quellen erwähnt?

Im Voraus Danke für's nachschauen!

GR

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Calit, siehe auch dort 
17.Sep.13 21:50
9 from 2907

Wolfgang Eckardt (D)
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Wolfgang Eckardt

Zu diesem Thema wurde auch bereits im Zusammenhang mit dem Keramik-Material Calit etwas geschrieben, siehe in diesem Beitrag am Ende.

Wolfgang Eckardt

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Andere Quelle 
18.Sep.13 11:39
115 from 2907

Dietmar Rudolph † 6.1.22 (D)
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Dietmar Rudolph † 6.1.22

In "Vilbig, F.: Lehrbuch der Hochfrequenztechnik, Bd.1, 4.A., VAG, 1943" werden die keramischen Röhren von Hescho auf S. 612 kurz erwähnt.

MfG DR

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