Keine Radios in USA 1943 - 1945 ?

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Keine Radios in USA 1943 - 1945 ? 
14.Dec.07 14:55
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Konrad Birkner † 12.08.2014 (D)
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Konrad Birkner † 12.08.2014

Bis 1942 verlief die Radioentwicklung in USA etwas anders als in Europa. 
Es gab Standgeräte mit FM. Und zwar
1939  1 Modell (General Electric HM 36A)
1940  4 Modelle (1x GE; 3x Midwest)
1941 13 Modelle
1942 38 Modelle 

Die Batterie-7Stift Miniaturröhren erlaubten den Bau von kleineren Empfängern, wie den RCA BP-10, Sonora Candid, Philco, Motorola, Admiral, Emerson, Zenith, alles ab 1940. Das deutsche Nachkriegsäquivalent ist Metz Baby.

Und dann ist für 1943 und 1944 kein Modell mehr zu finden! Klar, denn während des Krieges wurden so gut wie keine zivilen Radios in USA produziert  (ausgenommen Hörhilfen).

Wenig bekannt ist, dass ein Regierungserlass vom 12.Feb.1942 die zivile Radioproduktion zum 22.April 1942 stoppte. Die zivile Autoproduktion wurde sogar schon  ab 1.Januar eingestellt.

Verbreitet ist hierzulande die Meinung, es sei schwer vorstellbar, daß die Amerikaner ihrer Lebensweise und ihrem Konsum derartige Beschränkungen auferlegt hätten....

Das ist ein weit verbreitetes Klischee. Irrtum : sie hatten, und zwar durchaus einschneidend !
 
Die USA führten Rationierung ein für Lebensmittel: ab Mai 1943 war Zucker rationiert. Fleisch,Butter, Fette ond Öl gab es auf"Red Stamps". Blaue Marken ("Blue Stamps") waren für Obst und Gemüse in Dosen, Flaschen (Säfte) und Tiefkühlware sowie Trockenbohnen, Babynahrung, Dosensuppen und Ketchup.
Die Idee war, Hamsterkäufen vorzubeugen und damit Engpässe zu vermeiden. 
Ein gewisser Mangel machte sich aber sehr wohl bemerkbar (natürlich nicht in solch lebensbedrohendem Maße wie in Deutschland). Nach Aufhebung der Rationierung 1946 stieg nämlich der Verbrauch sprunghaft an.
Auch Kleidung, Schuhe, Kaffee, Autoreifen und Treibstoff waren rationiert. Benzin je nach Entfernung zur Arbeitsstätte zugeteilt (Nur wer sparsam fuhr konnte noch etwas fürs Wochenende sparen...). Wer keine kriegswichtige Verwendung für sein Auto nachweisen konnte, bekam 3 Gallonen (ca 15 Liter) Benzin pro Woche.
Am Schwarzmarkt wurden vor allem Zucker und Benzin (zu überhöhten Preisen) gehandelt.
Sogenannte "Victory Gardens" wurden propagiert: Gemüse aus dem eigenen Garten. 1945 gab es ca 20 Millionen Victory Gardens ! Das zeigt, dass doch ein erheblicher Bedarf vorhanden war.
 
Recycling begann zur Materialgewinnung: Aludosen wurden gesammelt  und Auto-Stoßstangen abgeliefert (freiwillig!).
Positiv waren die zusätzlichen Arbeitsplätze durch die erhöhte Kriegsproduktion.
Man darf nicht vergessen, dass die USA (im Gegensatz zu Deutschland und anderen europäischen Staaten) nicht auf eine Kriegsbedarfsproduktion vorbereitet waren. Deshalb sehr kurzfristige durchgreifende Maßnahmen. Erst Ende 1941 kam der Krieg direkt auf sie zu mit Pearl Harbour und seinen Folgen.

 

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