graetz: Kondensatorwechsel
? graetz: Kondensatorwechsel
Guten Tag Herren Moderatoren,
ich bin Neuling, habe einige Kenntnisse in Elektrotechnik/Elektronik.
Aus diversen YouTube Beiträgen entnehme ich, dass an einem Röhrenradio u.a. alle Folienkondensatoren ausgewechselt werden sollten.
Aber es gibt andere Beiträge, welche dem widersprechen, nämlich dass dies in den meisten Fällen nicht erforderlich sei. Allerdings solle fast immer der Koppelkondensator zwischen Anode der Vorröhre und Gitter 1 der Endröhre ersetzt werden.
Diesen Rat habe ich bei einem GRAETZ Komtess 811, mit dem ich mich beschäftige befolgt.
Dieses Radio ist sozusagen mein Erstling eines Röhrenradios.
Nach dem Ersatz dieses Kondensators läuft der Empfänger ausgezeichnet. Ein guter Sender wird völlig klar und mit grosser Klangreserve wiedergegeben, auch nach mehreren Stunden.
Dabei stellte ich mehrere Besonderheiten fest:
Vorsichtshalber betreibe ich das Radio über einen Regel-Trenntrafo mit 220 VAC, versuchsweise auch mit 230 VAC.
Gemäss Schema (welches ich völlig begeistert aus dem Fundus des Radiomuseums herunterladen konnte) sollte am Gleichrichter + gegen Chassis 235 VDC anliegen. Ich messe dort 185 VDC bei 220VAC Betriebspannung, bezw. 195 VDC bei Anschluss an 230VAC
An den 3 Siebelkos sollten gemäss Schema 251 (?), 220, und 207 VDC anliegen.
Die Messungen –mit einem Siemens Multizet S – 1kOhm/Volt DC – ergeben bei Speisung mit 220VAC die Werte 185, 159 und 151 VCD, bezw. 195, 170 und 160 VDC bei Anschluss an 230VAC
Um den Ausgangsübertrageer, und Laustärkeregelung sind diverse ERO Wickelkondensatoren mit Teermasseisolation vorhanden. – An diesen Kondensatoren messe ich jeweils Spannung 0 Volt während des Betriebs des Empfängers.
Die Anode der EL 84 erhält max 195 VDC bei Betrieb des Radios an 230VAC, die Heizung liegt an 6,2 bezw. 6,5 VAC , bei Anschluss an 220, bezw. 230 VAC
Da m.E. das Radio einwandfrei funktioniert, sehe ich keine Veranlassung, den Gleichrichter, die Sieblelkos nach dem Gleichrichter, oder die genannten Papierkondensatoren auszuwechseln, mit Ausnahme des erwähnten Koppelkondensators.
In meinem Bauteilvorrat befinden sich Axialkondensatoren für Spannungen 630 Volt und höher.
Aber diese haben keine Kennzeichnung des Aussenbelages. Kann ich das feststellen, und falls ja, wie?
Gibt es in solch einem Radio Bereiche, wo es besonders darauf ankommt, dass der Aussenbereich des Kondensators mit der richtigen Seite eingebaut werden?
Da ich aber wie erwähnt unerfahren bin im Umgang mit Röhrenradios, möchte ich doch von berufenen Fachleuten Rat einholen. – Das Radio bleibt bei mir, also keine Weitergabe.
Welche nennenswerten Risiken gehe ich ein, wenn ich auf eine sog. Kondensatorkur etc. verzichte?
Der Netztrafo erwärmt sich nach 5 Stunden Betriebsdauer auf < 60 Grad Celsius, an 220 VAC.
Mir ist bewusst, dass ich viele Fragen stelle. Nur weiss ich nicht, wie ich sonst Bescheid erhalten könnte. Jedenfalls danke ich Ihnen im voraus bestens, falls Sie mir antworten mögen.
Freundliche Grüsse
Otto Hauser
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graetz: Kondensatorwechsel
Hallo Herr Hauser,
bei Ihrem Gerät ist mit ziemlicher Sicherheit ein Selengleichrichter eingebaut. Diese werden im Laufe der Jahre schwach. Den können Sie gegen eine Si-Brücke wechseln. Dann sollten Sie aber die Elkos und sonst noch einige Kondensatoren, die der Anodenspnnung ausgesetzt sind beobachten, ob diese die jetzt höhere Spannung vertragen. Alternativ können Sie das Gerät auch noch mit dem alten Gleirichter betreiben. Passieren kann dadurch nichts.
Bezüglich des Kondensatorentauschs halte ich auch nichts von den sogen. Kondensator-Kuren. Die Radios über die wir reden, sind Sammlerstücke, und die sollten soweit wie möglich original erhalten bleiben. Da reicht i.d.R. Der Koppelkondensator, ggf. die Kondensatoren am Schirmgitter und falls vorhanden, die Entstörkondensatoren vor oder hinter dem Netztrafo.
Gruß
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Gleichrichter doch wechseln
Nix für ungut, aber bei so einem starken Abfall der Spannung würde ich den Gl. doch erneuern, denn die fehlende Spannung wird als Verlustleistung im Gleichrichter frei. Der dürfte schon anständig warm werden. Bei den flachen, die am Chassis verschraubt sind, wird irgendwann die Isolierfolie aufgeben und es kommt zum Kurzschluß.
Falls die Anodenspannung mit einer Si-Brücke zu hoch ist, empfiehlt es sich, einen ausreichend belastbaren Widerstand hinter den Gl. zu schalten. Um 5 W sind zu erwarten. Den Wert - um 100 Ohm - müssen Sie wegen der spitzen Ladeimpulse ausprobieren.
Ansonsten kann ich Sie nur darin bestärken, die Cs mit Überlegung auszutauschen, wie es Herr Becker empfiehlt. Bei dem Baujahr Ihres Geräts dürfte es wahrscheinlich schon Folienkondensatoren haben, so daß ein präventiver Austausch nicht notwendig ist. Nur die Entstörkondensatoren sollten Sie in jedem Fall entfernen oder ersetzen.
Grüße,
Steffen Thies
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