korting: RB3300W (RB 3300 W); Saxonia
korting: RB3300W (RB 3300 W); Saxonia
Hallo wertes Forum,
es ist doch immer wie verhext. Ich habe mir, nachdem ich für einen Bekannten seinerzeit einen Körting Saxonia instand gesetzt habe, auch einen solchen für wenig Geld bei ebay ersteigert. Im Gerät fehlte der Lautsprecher, ich habe mir einen fast identischen besorgt. Die fehlende Rückwand werde ich nachfertigen. Soweit wäre das alles klar. Wenn da mal nicht wieder der defekte Netztrafo wäre... Ich habe in meiner Sammlung von ca. 80 Geräten 8 Körting-Radios. Bevorzugt die größeren Modelle. Bei meinem Körting Cyclo-Super 2400, meinem Supramar, bei meinem ehemaligen Band Selektor und jetzt bei meiner Saxonia ist der Netztrafo defekt und zwar überall mit den selben Merkmalen. Die Primärseite ist unterbrochen. Und zwar stets zwischen dem Windungsanfang und dem ersten Spannungsabgriff. Bei meinem Supramar und bei meinem Cyclo Super habe ich bis auf Weiteres andere Trafos eingesetzt, die zumindest den Spannungsanforderungen genügen. Meine Geräte Hexodensuper und Cyclo-Selektor habe ich nach Jahren noch gar nicht geöffnet, weil ich denselben Defekt vermute. Meine Frage wäre nun: Gibt es noch mehrere Radiosammler, die diese Beobachtung bei Körting Geräten gemacht haben. Oder habe ich immer nur Pech mit diesen Geräten? Sämtliche Geräte waren auf 220 Volt eingestellt, somit liegt das ja nun nicht an der Überspannung. Oder könnten hier Spannungsschwankungen der Auslöser sein. Oder - ganz lapidar - taugen die Körting Netztrafos nichts? Trafodefekte, wie beschriebene, habe ich bei meinen vielen anderen Geräten bislang nicht gehabt, allenfalls wenige Defekte in der Sekundärseite. Aber das ist ja die albekannte Sache. Für Stellungnahmen wäre ich sehr dankbar.
Viele Grüße
Andreas Peukert
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von meinen Wechselstrom-Körtings (1934-1939) sind 6 Stück restauriert und weitere 6 zumindest auf Fehler überprüft. Bei keinem tritt der von Ihnen beschriebene Fehler im Netztrafo auf. Eine so gehäufte Fehlerrate ist mehr als merkwürdig.
Herzlichen Gruß,
Martin Steyer
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Fehlerdiagnose
Der beschriebene Fehler kann schon bei der Lagerung in feuchter Umgebung der Auslöser für die Unterbrechung sein:
Der verwendete Kupferlackdraht hatte zur damaligen Zeit nicht die Qualität, wie er heute hat.Beim Wickeln gerade der unteren Lagen sind die Biegekanten am Spulenkörper noch sehr scharf, wodurch sich feine Risse in der Lackisolation bilden können.Zwischen nebeneinander liegenden Windungen beträgt die Spannung nur wenige Volt. Im Tröckenen ist dies kein Problem aber im feuchten Zustand betrieben führt dieses zur Zerstörung des Trafos.
Als Lagenisolation wurde ein getränktes Papier verwendet, welches je nach Tränkung auch Feuchtigkeit aufnehmen kann. Zwischen den Lagen kann besteht schon eine größere Spannungsdifferenz je nachTrafogröße und Wicklung bis zu 50 ...150 Volt.
Die ersten Auswirkung sind Windungsschlüsse (läßt sich mit geigneter Messtechnik feststellen). Die kurzgeschlossen Windung brennt meistens nach einige Zeit im Betrieb durch. Gleichzeitig findet auch ein elektrochemischer Prozess statt.
Eine weitere Ursache kann ein stark aufgequollener Eisenkern (Rost) sein, bei dem der Draht in der untersten Lage reist oder einen Masseschluß zum Eisenkern bildet.
Die genaue Ursache kann nur durch Zerlegen des Trafos festgestellt werden.
Ist der Zustand eines Trafos unbekannt sollte als erste eine Isolationsmessung zwischen Kern und Wicklung sowie zwischen den einzelnen Wicklungen erfolgen. Als zweite Prüfung sollte eine Prüfung auf Windungsschluß und Unterbrechung erfolgen.
Mario Tieke
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Saxonia - er spielt wieder
Hallo Herr Steyer, Herr Tieke, wertes Forum,
Herr Tieke hat recht mit seinen Ausführungen - aber dazu gleich mehr. Ich wollte natürlich jetzt den defekten Netztrafo zerlegen, weil ich ihn wickeln lassen wollte. Dazu habe ich die Nietungen des Trafokerns aufgebohrt und nun versucht, die Bleche abzurüsten. Die jeweils kleineren Bleche, also die nicht in den Trafokern gingen, ließen sich gut entfernen. Aber die großen, die mit dem mittleren Steg ganz in den Trafokern ragen, waren auch mit größerem Kraftaufwand nicht mehr zu entfernen. Absolut keine Chance. Mir sind zum Schluß die Bleche beim Versuch des Herausziehens regelrecht zerrissen. Der gesamte Blechkern ist wohl im Laufe der Jahre durch Rost geringfügig aufgequollen und hat so die untere Windung zerstört. Nun habe ich versucht, in meinen Beständen einen Trafo zu finden, bei dem wenigstens zunächst mal die Befestigungslöcher einigermaßen übereinstimmen. Ich wurde fündig - allerdings bei meinen fünfziger Jahren Schrottchassis. Auf dem Trafo befindet sich nur ein Hochspannungswickel, der an einen Brückengleichrichter geht. Und die Heizwicklung hat 6,3 Volt. Keine gute Ausgangsbasis. Trotzdem entschloß ich mich zu dem Umbau. Die vier Haltewinkel vom alten Trafo hatte ich im Chassis gelassen. Da der Trafokern etwas dünner ist, als beim Original, habe ich den Abstand zwischen den Befestigungslaschen mit Abstandshülsen ausgeglichen. Nun habe ich das ganze mit 3mm Gewindestab zusammengeschraubt. Sitzt, wie original. Die Technikänderung ist etwas abenteuerlich. Ich mußte leider die RGN 1064 außer Betrieb nehmen. Dafür habe ich unter die obere Pertinaxplatte einen ganz winzigen Brückengleichrichter in den Hochspannungswickel gelötet. Den Ausgang (Plus und Minus) habe ich gemäß Schaltbild an den 300 Ohm Widerstand auf Masse gelötet. Den anderen Anschluß vor den Feldspulenanschluß mit Elko. Die Anodenspannungen waren also vorhanden, auch im grünen Bereich. Nun mußten die beiden Heizkreise (AL1 und AF3 und 7, Beleuchtung) verkoppelt werden, ich habe dann lieber eine AL4 anstatt der AL1 verwendet und die Kathode dann über einen 170 Ohm Widerstand und einen Elko mit Masse verbunden. Da der zusätzlich jetzt im Heizkreis liegende Widerstand zum runtersetzen auf 4 Volt mir doch recht heiß wurde, entschloß ich mich, auf den Trafo zusätzlich eine Heizwicklung von 4 Volt aufzuwickeln. Die Röhren glühten also auch wieder. Nachdem ich neue Kondensatoren in die alten Hüllen vergossen habe, reagierte das Gerät sofort. Beim Anschluß einer Antenne bekam ich sofort lautstarken Empfang, allerdings trennte das Gerät so schlecht, wie das für einen Dreikreiser nicht üblich ist. Nun hatte jemand den Drahtregler in der Kathodenleitung der AF3 durch ein Kohlepoti ersetzt. Hier war nach Öffnen zu sehen, dass die gesamte Kohlebahn verbrannt war. Auch nach Ersatz durch einen Drahtregler reagierte die AF3 nicht. Nach Suchen fand ich einen versteckten Draht. Dieser ging von der Antennenbuchse zum Gitterkreis der AF7. Hier wollte sich also jemand Empfang, zumindest über die AF7 verschaffen. Als ich den Draht entfernt habe, hatte das Gerät seine gewohnte Leistung. Nun habe ich die obere Pertinaxplatte versorgt. Jeweils eine Sicherung für den Trafoprimäreingang und eine andere zwischen Hochspannungswickel und Gleichrichter. Anschließend habe ich die Pertinaxplatte wieder mit 3mm Gewindestange und Abstandshülsen befestigt. Problemlos ließ sich anschließend das Gehäuse um den Trafo festschrauben. Der gesamte Umbau ist also kaum sichtbar. Das Gerät spielt, wie in alter Zeit. Ich werde die nächsten Tage mal Fotos einstellen. Ich muß zunächst noch zwei rückwärtige Holzfüße für das Gerät und eine neue Schutzglasscheibe vom Glaser zurechtschneiden lassen. Trotz der Beschädigung der Schutzglasscheibe ist die Skala unversehrt. Dies ist ein recht radikaler Umbau, aber wenn man das Gerät betreiben möchte, finde ich das gerechtfertigt. Zumal der Trafo durch das Gehäuse gut getarnt ist. Außerdem ließe sich die Schaltung, wenn es mal einen Originaltrafo gäbe problemlos wieder zurücknehmen.
Viele Grüße
Andreas Peukert
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