Lautstärkeregler in der Kathodenleitung

ID: 210926
? Lautstärkeregler in der Kathodenleitung 
19.Jan.10 18:15
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Uwe Ronneberger (D)
Redakteur
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Uwe Ronneberger

Liebe Röhrenspezialisten,

allgemein bekannt sind die Widerstands-Kondensator-Kombinationen in der Kathodenzuleitung. In einigen älteren Empfängerschaltungen z.B. Zweikreiser liegt der Lautstärkeregler parallel oder in Reihe zum Kathodenwiderstand der 1.Röhre(HF).

Mir liegt ein reiner NF-Verstärker (Phonoverstärker) vor, wobei in der Kathodenleitung der 1.NF-Stufe (ECC83) der Lautstärkeregler parallel zur o.g. R-C-Kombination liegt.

Warum hat man soetwas noch in den 60er Jahren gemacht und was für Vorteile bringt das?

 

MfG Uwe Ronneberger

Nachtrag bzw. zur Erläuterung :

Lautstärkeregler in Kathodenleitung

 

Beide Schaltungsausschnitte sind aus verschiedenen Modellen bzw.Jahrgängen der Sachsenklang- Musikboxen.

Das NF-Signal vom Plattenspieler liegt am 1 MOhm-Einstellregler an und hier wird die Grundlautstärke eingestellt. Am 12,7 KOhm-Poti welches über ein abgeschirmtes Kabel (Länge unbekannt) mit der Box verbunden ist,kann die Lautstärke in gewissen Grenzen eingestellt werden.

In der oberen Schaltung ist der Fernregler optional und wird parallel zum 25 KOhm-Poti geschalten.

 

Liege ich mit meiner Vermutung richtig, das hierdurch das Einschleppen des Netz-Brummens über die Lautstärke-Fernreglerleitung verhindert werden soll ?

 

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Lautstärkeregler in der Kathodenleitung 
20.Jan.10 22:12
177 from 5082

Heiko zur Mühlen (D)
Redakteur
Beiträge: 256
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Hallo Herr Ronneberger, würde man den Hauptlautstärkesteller mit dem 1 MOhm-Poti mit längeren Kabeln herausführen, würde sich bereits bei relativ geringer Länge des Kabels auf Grund der Hochohmigkeit der Schaltung ein Höhenverlust einstellen. Die Formel für die Grenzfrequenz: Über dem Bruchstrich die 1, unter dem Bruchstrich 2 Pie R C. Steht das 1 MOhm-Poti elt. in der Mitte, haben wir am Schleifer für das NF-Signal eine Quellimpedanz von 250 kOhm. Abgeschirmtes Kabel hat ca. 100pF pro Meter. Wir hätten in diesem Falle eine obere Grenzfrequenz von etwa 6 kHz, und das bei nur einem Meter Kabel. Also nicht machbar. Deshalb die von Ihnen aufgeführte Schaltung. Das habe ich vorhin auch mal mit einem 1MOhm-Poti durchgemessen. Viele Grüße, H. zur Mühlen

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Lautstärke - Fernregelung !? 
20.Jan.10 22:06
173 from 5082

Jacob Roschy (D)
Redakteur
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Jacob Roschy

Hallo Uwe,

In einigen älteren Empfängerschaltungen liegt das Lautstärkeregler-Poti oft in Reihe zum Kathodenwiderstand einer HF- Vorstufenröhre. Dabei handelt es sich normalerweise um Regelpentoden, z. B. RENS1294 oder AF3.

Diese haben eine variable Verstärkung, die sich um so mehr verringert, je höher die negative Gittervorspannung ist, - bzw. umgekehrt die (positive) Katodenspannung, wie sie sich bei Änderung dieses Potis ergibt. In einfacheren Empfängern ist dies eine elegante Art der Lautstärkeregelung. Sie verhindert die Übersteuerung der HF- und NF-Röhren, außerdem hat man weder HF- noch NF- Spannung auf diesem Poti.

Ich kann mir kaum etwas Anderes vorstellen, als dass hier ebenfalls über ein außerhalb liegendes Poti die Lautstärke ferngeregelt werden soll. Damit umgeht man alle Probleme, die man hätte, würde man das NF- Signal direkt über dieses Poti schleifen, insbesondere die schädliche Kapazität des Kabels und Brummeinstreuungen.

Nur hat diese Schaltung einen gravierenden Schönheitsfehler: die ECC83 ist keine Regelröhre !
Die Lautstärkeregelung funktioniert hier nur dadurch, indem man die Röhre an der Kennlinienkrümmung nahe des Sperrbereiches betreibt. Diese Betriebsart neigt jedoch dazu, den Klirrfaktor zu erhöhen, und zwar um so mehr, je größer das zu verarbeitende Signal ist.

Fachlich richtig wäre hier der Einsatz einer NF- Regelröhre gewesen, z. B. eine EF83, worauf man wohl aus Kostengründen verzichtet hatte, als es mit der zweckentfremdeten ECC83 auch noch brauchbar ging.

Im Gegensatz zu den entsprechenden Radio- Schaltungen hat man hier dieses Katoden- Poti nicht mit dem Katoden- Kondensator überbrückt. Ich vermute, dass man hier noch einen Gegenkopplungs- Effekt ausnutzen wollte, der die Regelwirkung zusätzlich unterstützt. Allerdings können dadurch wieder Störeinflüsse auf dieses unüberbrückte Fern-Poti einwirken.

M. f. G. J. R.

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Danke 
21.Jan.10 07:36
247 from 5082

Uwe Ronneberger (D)
Redakteur
Beiträge: 478
Anzahl Danke: 6
Uwe Ronneberger

Danke für die ausführlichen Antworten. Das erklärt auch, warum in bestimmten Stellungen der beiden parallelgeschalteten Potis das Signal stark verzerrt.

 

MfG Uwe Ronneberger

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Analyse der Lautstärkeregler in der Kathodenleitung 
23.Jan.10 06:06
402 from 5082

Joe Sousa (USA)
Redakteur
Beiträge: 673
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Joe Sousa

Sehr geehrter Sammler,

Können Sie bei der Analyse der Lautstärkeregler in der Kathodenleitung interessiert sein. Der Artikel ist in Englisch.
Grüße,
-Joe

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