Lötstellen freilöten - ich bin verzweifelt!
? Lötstellen freilöten - ich bin verzweifelt!
Hallo allerseits,
Nachdem ich mein erstes Radio (eine Eumigette) erfolgreich wiederbelebt habe, und diese nun meinen Bastelkeller sowohl optisch als auch akkustisch aufwertet, eine "Leiche" zum Ausschlachten, experimentieren mit Reinigungsmethoden und als "Ersatzteillager" organisiert habe, hab ich mich nun an etwas komplizierteres gewagt: Einen Philips BA374U. Das Gerät war angeblich ein "Dachbodenfund", und ich hab es privat um 65€ erstanden (keine Ahnung ob der Preis angemessan war...)
Äußerlich war das Gerät in einem schlechten Zustand, Lack stark abgeblättert und teilweise nicht mehr vorhanden, den Spuren nach stand das Gerät auch mal im Regen...
Innerlich ist das Gerät (wie üblich) sehr ungustiös verdreckt, und eine Röhre (UCH4) hat Luft gezogen. Anstecken / in Betrieb nehmen hab ich mich noch nicht getraut... dazu gleich meine erste Frage: Das Ding ist ein "Allstromgerät", läuft also mit Gleich- und Wechselspannung, und hat deshalb auch keinen Netztrafo. Der Spannungswahlschalter bietet nur 110 und 220V. Nachdem allgemein empfohlen wird, Radios auf 240V umzustellen, hier diese möglichkeit aber fehlt: Riskieren, oder am Vorwiderstand herumbasteln?
Mit dem Gehäuse hatte ich meine liebe Not: restlichen Lack mit Abbeizer entfernt (ich hab zum ersten mal in meinem Leben abgebeizt, aber es gibt für alles im Leben ein erstes mal...). Die Seitenteile haben das gut überstanden, Deckel und Front weniger: Das (vorher schon schlechte) Furnier hat das nicht goutiert, und (wahrscheinlich aus Protest)ist es extrem dunkel geworden. Abhilfe-Versuch: bleichen mit Wasserstoffperoxid mit einem Schuss Salmiakgeist (heutzutage Salmiakgeist überhaupt zu bekommen hat mich schon drei Tage gekostet). Ergebnis: Furnier sehr hell (Erfolg!) aber gut getan hats ihm nicht...
Seitenteile schwarz gebeizt (hat super funktioniert), Front/Deckel in goldbraun gebeizt (nicht lachen, es gibt für alles im leben ein erstes Mal!) Ergebnis: Ekelhaftes orange. Mit Rosenholz drübergebeizt: Ergebnis annehmbar. Mit Klarlack (Parkettlack) lackiert => Lack wurde extrem schnell fest, Orangenhaut, ekelhaft => alles wieder runtergeschliffen. Nochmal gebeizt, leider in der Konzentration stark verschätz => sehr kräftiges Rot. Egal, diesmal vor dem Lack eine Grundierung. Selbes Ergebnis => Lack wird innerhalb von Minuten fest, wirft Blasen, Orangenhaut => panikartig frischen Lack mit Spiritus wieder entfernt. Lack ging gut runter, aber das ohnehin schon kräftige Rot schlug um in Rosa. Rosa geht gar nicht... nächster Versuch mit Bleiche, Erkenntnis: Beize lässt sich nicht bleichen. Überbeizen mit Eiche... naja... Daß das Furnier weiter gelitten hat, brauche ich wohl nicht zu sagen. Erste Lackierung mit (nicht wasserbasierendem) Klarlack sieht gut aus, allerdings ist das Furnier nicht mehr wirklich schön... ich denke ich werde einen Freund der Familie besuchen, der beruflich Möbel restauriert. Eigentlich gehört das Ding komplett neu furniert. Nur - das beherrsche ich beim besten Willen nicht.
Aber ich schweife ab... ich wollte eigentlich eine Fragen zur Technik loswerden: Im Gerät scheinen nur "böse" Kondensatoren verbaut zu sein, ich hab einige davon mit Isotest durchgemessen, und keinen einzigen intakten gefunden... alles Teer oder Papier. Das wird wohl eine größere Bauteil-Tausch-Aktion. Der Netz-Elko schaut von unten schon so "ausrinnend" aus, der wird wohl auch dran glauben müssen.
Bei meiner Eumigette und beim Ausschlachten musste ich schon feststellen, dass ich extreme Probleme habe, Bauteile "freizulöten". Dabei bilde ich mir ein, einigermaßen passabel löten zu können.... zwei drei viele Drähte in einer Lötöse, alle möglichst gut verdrillt oder zumindest umgebogen, und dann einen Riesen Batzen Lötzinn drauf... Wie zur Hölle (sorry!) kriegt man das auf?
Bei meiner Leiche habe ich irgendwann aufgegeben, und einfach abgezwickt. Aber das macht die Sache nicht besser: Den Rest-Draht rauszupfriemeln ist fast noch unmöglicher.
Versuche mit Entlötpumpe und anschließend Entlötlizte führten auch nicht zum Erfolg. Mit einer Spitzzange zu versuchen das umgebogene Ende zu greifen und geradezubiegen ist auch nur Murkserei, und außerdem wird durch die Wärmeableitung der Zange das Zinn sofort wieder fest.
ich verzweifle!
Nochwas: auf dem "Tuner" (dem Sub-Board mit den vielen Spulen und dem Wellenbereichsumschalter) finde ich bauteile, deren Sinn sich mir überhaupt nicht erschließt: Sieht aus wie ein dicker Kupferdraht, der mit einem dünnen draht umwickelt ist. Wickeln => Spule? Oder doch Kondensator? Leider hab ichs nciht geschafft, ein einigermaßen passables Foto davon zu machen... kann mir jemand anhand der beschreibung sagen was das für Dinger sind?
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Frisches Lot
Hallo Herr Reinelt,
was das Entlöten anbelangt hat sicherlich jemand anderes noch den einen oder anderen Tipp für Sie. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass das Entlöten leichter von statten geht wenn zunächst mit viel frischem Lot "nachgelötet" wird. Danach, so zumindest meine Erfahrung, lässt sich das Zinn leichter absaugen. Wenn dann das umgebogene und angelötete Drahtende während das verbliebene Zinn erkaltet bewegt wird, besteht die Chance, dass es lose in der Lötöse liegt und mit einem feinen Seitenschneider der die Öse umschlingende Teil abgekniffen werden kann.
Die Antwort bezüglich der unbekannten Bauteile finden Sie möglicherweise in diesem Thread (Post 2).
Freundliche Grüße
Giovanni Cucuzzella
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Vorschaltlampe
Hallo Herr Reinelt,
zur ersten Inbetriebnahme verwende ich immer eine Vorschaltlampe. Diese begrennzt die max. Leistungsaufnahme bei Bauteildefekten und "rettet" die noch funktionierenden... siehe auch hier
viele Grüße Hartmut
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Danke
Danke allerseits für die Hinweise!
Die "unbekannten Teile" dürften wirklich abstimm-Kondensatoren sein, nur sehen die auf dem verlinkten Bild ganz anders aus als meine... bei gelegenheit werd ich mal ein Foto dazu posten.
Danke auch für den Hinweis mit der Vorschaltlampe - so ein "Universal-Vorschaltgerät" muss ich mir dringend bauen! Allerdings ist das im konkreten Fall ohnehin zu früh - defekte Röhre derzeit ohne Ersatz, und Serienheizung - da wird sich auch mit Vorschaltlampe nicht viel tun.
Den Trick mit dem "vorher nachlöten" habe ich heute natürlich sofort probiert - funktioniert sehr gut! Offensichtlich ist modernes Zinn viel "flüssiger" und steckt das alte Zinn damit an, jedenfalls greift die Lötsaugpumpe tatsächlich viel besser! Auch das Bewegen des Drahts während des Erstarrens funktioniert ganz gut... was halt stark leidet, sind die Isolierungen...
Eine grundsätzlcihe Frage stelle ich mir noch, und hoffe auf Tipps aus der Praxis: Wenn ich schon (fast) alle Kondensatoren tauschen muss, und um an die tiefliegenden zu kommen, auch weitere Bauteile entfernen muss - wäre es dann nicht gleich gescheiter, alle Bauteile (bis auf Spulen, also auch Widerstände) zu entfernen,auch die Widerstände durch neue Metallfilm-Teile zu ersetzen?
bei der Gelegenheit könnte ich auch alle alten Verkabelungen durch dünne Silikonlitzen ersetzen (deren Isolierung die Löttemperaturen problemlos aushält) und damit eine weitere potentielle Fehlerquelle (Kurzschluss durch geschmolzene Isolierung, Kabelbruch, kalte Lötstellen) ausschalten.
Wenn das empfehlenwert wäre - wie geht man das an, sich die bestehende Beschaltung zu "merken"? Fotografieren wird schwierig, weil ich jetzt schon einen Bauteilanschluss aus gefühlten 100 verschiedenen Richtungen anschauen muss, um zweifelsfrei zu identifizieren wo er hinführt. Abzeichnen? Wird bei dem "Chaos" auch schwierig...
Wie machen das die erfahrenen Praktiker hier?
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Drahttrimmer
Sg. Herr Reinelt,
es handelt sich um die Drahttrimmer C4, C5, C6, C7, C8 und C9. Rot markiert am 2. Foto.
Das ist ein lackisolierter Kupferdraht über den ein isolierter Draht aufgewickelt ist.
Daurch auf- oder abwickeln wird die Kapazität verändert.
MfG. WB.
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Kondensatoren und andere Bauteile auslöten
Hallo Herr Reinelt,
zu Ihrem Post 4:
Bevor man irgendwelche Bauteile auslötet sollte man gut dokumentieren welches Bauteil wohin gehört. Insbesondere wenn man mehrere Bauteile gleichzeitig auslötet und es auch einige Zeit dauert, bis man die neuen Teile wieder einlötet. Dies ist bei mir immer dann der Fall, wenn ich neue Kondensatoren in alte Gehäuse einbaue.
Ich behelfe mir immer mit Fotos. Dabei markiere ich auf den Farb-Ausdrucken nochmals mit Stiften, wo genau die Bauteile angelötet waren, sowie die Bauteilewerte.
Eine gute Kamera ist dabei sehr hilfreich. Es geht aber auch mit einfacheren Modellen. Dabei habe ich festgestellt, dass man mit preiswerten Kameras genügend Abstand halten muss um brauchbare Bilder zu bekommen. Auf Grund der hohen Pixel-Auflösung ist es später dann kein Problem Ausschnitte zu vergrößeren.
viele Grüße
Helmut Weigl
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Bauteile ersetzen
Hallo Herr Reinelt,
Sie fragen in post 4, ob man nicht gleich alle Bauteile inklusive Verdrahtung ersetzen sollte.
Nun sind erstens in einem alten Radio nicht gar so viele Bauteile defekt und die Verdrahtung ist meist das geringste Problem. Auch könnte man bei einem solchen Vorgehen zur Arbeitserleichterung gleich empfehlen ein preisgünstiges Transistorradio einzubauen und das alte Chassis ganz zu entsorgen.
Aber ernsthaft: Natürlich können Sie mit Ihrem Eigentum machen, was Sie wollen, aber die Kunst des Restaurierens besteht gerade darin, möglichst wenige Bauteile auszutauschen und das auch möglichst unsichtbar. Bei dieser Gelegenheit lernt man mehr über die alte Technik, da man sich genau überlegen muss, welcher Kondensator oder andere Bauteile ersetzt werden müssen oder nicht und was denn nun genau die Funktion ist.
Liegt z.B. keine hohe Spannung an, muss ein Kondensator auch meist nicht ersetzt werden.
Das ist eigentlich das Ziel dieses Forums: Alte Technik zu bewahren und Hintergründe zu erklären.
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Kondensatoren ersetzen?
Grundlegende Ratschläge zur Überprüfung/Reparieren von AM-Radios (MW, LW, KW) bezüglich defekter Kondensatoren:
Bei ebay lese ich immer wieder: „Alle Kondensatoren getauscht“. Von solchen Geräten lasse ich grundsätzlich die Finger, denn sie lassen auf einen unqualifizierten Reparateur schließen! Herr Walz hat völlig recht. Man sollte wirklich nur die wirklich defekten tauschen, und das sind häufig garnicht so viele.
Mehr als 90% aller defekten Kondensatoren lassen sich mit den folgenden Tips ermitteln.
Inbetriebnahme über Vorschaltlampe (immer zu empfehlen).
Überprüfen der Röhren mit einem Röhrenprüfer (falls nicht vorhanden, mit nächstem Punkt weitermachen).
Messen der relevanten Spannungen. Als erstes am Gitter 1 der Endröhre, denn der NF-Kopplungskondensator ist fast immer marode. Liegen dort positive Spannungen an: Alarm, Endröhre nicht überlasten!
Dann die Betriebsspannungen am Lade-, bzw. Siebelko. Gegebenenfalls ersetzen, vor allem, wenn Gerät nur mit Brumm spielt.
Spannungen an den Anoden und Schirmgittern der Röhren prüfen, bei Abweichungen nach unten Prüfen der Abblock-Kondensatoren (diese ziehen dann Leckströme nach Masse). Nur dann ersetzen! Abweichungen nach oben deuten in der Regel auf schlechte Röhren mit zu geringen Anoden-, bzw. Schirmgitterströmen hin.
Allerdings führen auch fehlende Signale, bzw. ein nicht schwingender Oszillator zu abweichenden Spannungen. Dann wird es komplizierter. In diesen Fällen sollte man aber nicht mit unnötigem Kondensator-Austausch reagieren und den Fehler woanders suchen!
Grundsätzlich sollte man in den zweifelhaften Fällen Kondensatoren erst einseitig ablöten und einen neuen Kondensator einbauen. Meist sind diese viel kleiner als die originalen, so daß es keine Probleme gibt. Bleiben die Spannungen die gleichen, neuen Kondensator wieder auslöten und alten wieder anklemmen.
Ob die Kondensatoren im Regelzweig für die Schwundregelung schlecht sind (seltener), zeigt sich an nicht reagierenden magischen Augen. Hat das Gerät kein solches, Messen der Regelspannung. Diese muß bei stärkeren Signalen in Richtung höherer negativer Spannungen gehen.
Natürlich gibt es auch verzwicktere Fälle, z.B. die Fußpunkt-Kopplungskondensatoren bei Geräten mit einem Bandfilter-Eingang o.ä. Dann helfen aber die Experten hier im Forum weiter, wie viele Beispiele zeigen. Wichtig ist aber, daß man vorher die oben angeführten Maßnahmen durchgeführt hat und das auch bestätigen kann.
Martin Steyer
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Oberflächen restaurieren
Nachdem anfänglich auch die Restaurierung der Oberfläche angesprochen worden ist habe ich Ihnen einige Beiträge zusammengestellt, in denen Sie sicher den ein oder anderen Tipp finden werden, wie sich die angesprochenen Schwierigkeiten bei der Oberflächenrestaurierung in Zukunft vermeiden lassen.
Renovierung eines Radiogehäuses aus den 50er Jahren
Restauration eines Radiogehäuses aus den 30er Jahren
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Bauteile ersetzen
Vielen Dank an alle für die wertvollen Hinweise! ich werde mir das zu Herzen nehmen, und beim Austausch "behutsam" vorgehen.
Mittlerweile hat sich der Tipp mit "vorher Nachlöten" sehr bewährt, die lötstellen gehen jetzt sauber auf. Und je öfter ich das Ding betrachte und versuche die Bauteile im Schaltplan zuzuordnen, desto vertrauter werde ich mit dem Innenleben (aller Anfang ist schwer).
ich befürchte allerdings schon gröbere Defekte, eine UCH4 hat Luft gezogen, allerdings war deren Beschichtung richtiggehend "verkohlt" und abgebröckelt, schwer zu sagen ob sie zuerst undicht geworden ist und als Folge davon verkohlt, oder umgekehrt. Der Siebelko ist jedenfall komplett hinüber.
Zum Schaltplan hätte ich noch ein paar Fragen:
1) ich tu mir schwer den Wellenbereichsschalter richtig zu interpretieren: ausgehend von den Eingangskreisen gehe ich davon aus, dass Kontakt 1 je nach gewähltem Band mit 2, 3 oder 4 verbunden wird. Wenn ich abder die Abbildung links unten des eigentlichen Wahlschalters ansehe, erschließt sich mir dieser Umstand gar nicht. Wie ist das Schaltsymbol zu interpretieren?
2) ich vermute der Triodenteil von L1 (UCH4) zusammen mit den Kreisen rechts davon bildet den Oszillator. Ist diese Vermutung richtig?
3) welche Funktion hat der triodenteil der L2?
4) Wo finde ich den von Herrn Steyer angesprochenen Regelzweig für die Schwundregelung?
Danke nochmal!
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Schaltungszusammenhänge
Hallo Herr Reinelt,
inzwischen wird aus der Diskussion klar, daß noch grundlegender Erklärungsbedarf für die schaltungstechnischen Zusammenhänge besteht. Sinnvoll ist es, beim bekannten Auktionshaus nach antiquarischen Büchern zur Radioreparatur, bzw. Schaltungstechnik Ausschau zu halten und sich dort einzulesen. Dabei lernt man viel, aber aller Anfang ist schwer....
Nun aber zu den Fragen:
Der Wellenschalter zeigt links die Umschaltung der Eingangskreise, rechts die der Oszillatorkreise für die verschiedenen Wellenbereiche. PU links ist der Tonabnehmer (Pick-up).
Triodenteil von L1 ist wie richtig vermutet der Oszillator, die Triode von L2 ist der NF-Vorverstärker.
Die Regelspannungerzeugung findet man immer an einer Diode (hier der UBL1). Meist sind die beiden verwendeten Dioden so geschaltet, daß eine zur NF-Gleichrichtung genutzt wird, die andere für die Regelspannung. Hier hat Philips den ungewöhnlichen Weg gewählt, beide Systeme parallel zu schalten. Dies entspricht Geräten mit nur einer Diodenstrecke.
Dort liegen also sowohl die gleichgerichtete NF an, als auch die Regelspannung. Über die ZF-Induktivität S 17 sind beide Spannungen am oberen Punkt von R5 anliegend. Über R5 gelangt die NF-Spannung zum Gitter des Triodenteils der zweiten UCH4.
Die Regelspannung wird über R6 den Gittern 1 beider Hexodenteile (H) von Mischröhre und ZF-Verstärker zugeführt. Der Glättungskondensator für diese Schwundregelspannung ist C33. Dessen Spannungsfestigkeit ist deutlich niedriger angegeben als die der Kondensatoren im positiven Gleichspannungsteil der Betriebsspannungen.
Viel Erfolg beim Reparieren und Vorsicht am Chassis von Allstromgeräten wegen der anliegenden Netzspannung. Immer kontrollieren, daß der Null-Leiter am Chassis liegt, bzw, noch besser einen Vorschalttrafo verwenden (so man hat...).
Mit freundlichen Grüßen, Martin Steyer
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Philips Wellenschalter
Hallo Herr Reinelt
Im pkt. 1 sprechen Sie den Wellenschalter an. Philips hat zu jener Zeit und lange Jahre noch eine eigenartige Darstellung des Wellenschalters im Schaltbild gezeichnet. Da kommt ein Fachman ins Raten wie das eigentlich gemeint ist. Ihre Vermutung das der jeweilige Kreis ob Eingang oder Oszillator verbunden werden muss ist schon richtig. So gesehen wird eigentlich der Wellenschalter kontrolliert ob er das auch tut.eine verfolgung der Verbindungen über den Schalter wird schon schwierig werden wenn man die Funktionsweise nicht kennt.Grundsätzlich ist die gezeichnete Schalterstellung im Plan geschrieben(hier z.b. KW) weiterhin ist die Drehrichtung im Wellenschalter mit einen kaum wahrnehmbaren Pfeil ( in der Mitte) gekennzeichnet.Eine weitere Eigenart sind die zwei kreisförmigen nummerierungen der Kontaktanordnungen (ein innerer und ein ausserer) Kreis. Jetzt muss man sich analog zur Drehrichtung,die Verbindungen zu den einzelnen Zahlen vorstellen wobei diese dicken Verbindungslinien auch mal ins Lehre gehen können(kein Punkt für einen Kontakt)Hier bei diesem Schaltbild,muss man auch noch eine kleine Verlängerung dazudenken damit ich überhaupt kontakt bekomme. Also Herr Reinelt, wie gesagt diese Art der Philipstypischen Darstellung ist für einen sehr versierten Fachmann schwierig,wobei dieses noch ein sehr eifaches gerät ist. m.f.Gruss
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Danke
Herr Renz, vielen Dank für die Sammlung an Links. Unglaublich welche Ergebnisse Sie erzielen konnten! Respekt, davon bin ich leider noch meilenweit entfernt! In der Zwischenzeit war ich mit meinem Patienten bei besagtem Bekannten, der alte Möbel restauriert. Radios und Furniere sind zwar nicht sein Thema (er greift nichts an was jünger als 100 Jahre ist, und nur Vollholz), aber er konnte mir trotzdem wertvolle Tipps geben. In erster Linie hat er meine Befürchtung bestätigt, an dem Furnier war nichts mehr zu machen, er hat zu einer Neufurnierung geraten (und mir gleich ein paar Bögen wunderschönes altes Nußfurnier geschenkt). Da ich ohnehin grad Übung im "zum ersten Mal im Leben" habe, habe ich mich übers Furnieren getraut. Das Problem, an den Rundungen einen halbwegs sauberen Anpreßdruck zu erzielen, habe ich unkonventionell aber erfolgreich gelöst: Das geschliffene Gehäuse mit Klarsichtfolie Schützen, und danach damit einen Gipsabdruck anfertigen. Nach härten des Modelliergipses diese "Form" noch mit einer dünnen elastischen Schicht auslegen (ich hab so eine Art "Trittschall-Folie" verwendet, die normalerweise unter einen Laminatboden verlegt wird, gibts in jedem Baumarkt), Furnier aufgeleimt und mit vielen Schraubzwingen in die Form gepresst. Das Ergebnis sieht (zumidnest für mich) sehr gut aus, auch wenn es mit dem original nicht mehr viel zu tun hat. Aber "Erhalt des Originals" steht für mich bei diesem "Übungsmodell" ohnehin nicht mehr im Vordergrund.
Herr Steyer, auch Ihnen vielen Dank für die Schaltungserklärung. Sie haben natürlich Recht, ich habe noch massive Defizite in Schaltungstechnik mit Röhren, aber ich arbeite daran. Das Risiko eines spannungsführenden Chassis ist mir bewusst, und glücklicherweise besitze ich einen (selbstgebauten) Trenntrafo. Allerdings liegt bei dem Gerät das Chassis nicht direkt an einer der beiden Netzleitungen, sondern irgendwo virtuell "dazwischen". Hier muss ich aber erst den Schaltplan in Ruhe analysieren.
Herr Leber, es freut mich zu hören dass ich nicht alleine Probleme mit dem "Lesen" des Wellenschalters habe. So wie Sie das beschreiben hatte ich das ohnehin vermutet. Das Umschalten des Antenneneingans (1) auf die Punkte (2) und (3) sind links oben in der Abbildung des Wellenschalters auch gut nachvollziehbar, allerdings wie der Punkt (4) in Stellung "Langwelle" ins Spiel kommen soll (der Kontakt befindet sich ganz unten, also fast diametral zu den Punkten 1,2,3) kann ich überhaupt nicht erkennen.
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leerer Beitrag
Herr Leber, ich bin sicher Sie haben mehr als "nichts" zum Thema Wellenschalter zu sagen. Offensichtlich ist beim Posten etwas schiefgegangen? Ich würde ja nicht lästig nachbohren, wenn ich nicht großen Wert auf Ihre fachkundigen Ausführungen legte.
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Philips Wellenschalter
Hallo Herr Reinelt.
Es war kein leerer Beitrag. Es ging etwas schief beim Hochladen.Hier der Text.
Bei der komplizierten Darstellung der Philips Wellenschalter gibt es drei möglichkeiten. a) man kann das Schaltbild interpretieren und die Verbindungen am Schalter verfolgen.
b) wenn das nicht geht, in kenntniss der Schaltung, eine logische Verbindung am Schalter herstellen.
c) wenn alle diese Maßnahmen zu keinem Erfolg führen,bleibt nur noch übrig "das Schaltbild ist falsch"
der Pkt.c kommt sehr häufig vor,wenn man bedenkt wie so ein Schaltbild zustande kommt. Gezeichnet wird so ein Schaltbild meist von Zeichnerinnen die keine Ahnung haben von der Technik.Zur kontrolle der Schaltung geht es zurück zum Entwickler, und das ewtl. öfters.Der Entwickler übersieht auch mal fehler (er ist auch nur ein Mensch oder hat einen schlechten Tag) Bei den ersten Geräten muss das Schaltbild dabeisein (Druckauftrag muss beizeiten erfolgen) Im Schaltbild wird ein Fehler entdeckt,sei es vom Kundendienst oder sonst woher. Aber es ist schon zuspät Eine Korrektur erfolgt erst später,bei einer Gelegenheit. So kommt es vor das mehrere Schaltbilder im Umlauf sind.
Bei einer so komplizierter darstelung des Schalters wie Philips es eine zeitlang gemacht hat,umso leichter. Später ist die Fa. wieder zurückgekert zu einer sinngemäße Darstellung wie auch alle Firmen es machen, ohne Drahtverhau.
In Ihrem Fall trifft Pkt. (c) zu,denn ich kann beim besten Willen keine Antennenverbindung zur LW erkennen Am einfachsten Sie klemmen ein Ohmmeter zwischen Pkt.1 (bei C27) und Masse. Bei KW messen Sie dann um die 0 Ohm und bei MW/LW etwas höher (im Ohm bereich) So können Sie die Antennenverbindung über den Schalter kontrollieren und ewtl. das Schaltbild korrigieren. m.f.Gruß
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Das naheliegendste hätte ich ausgeschlossen
Vielen Dank Herr Leber für Ihre Ausführungen.
Ich werde das auf jeden Fall noch genau kontrollieren, aber ich denke Sie haben recht. Obwohl es eigentlich naheliegend ist, dass ein Fehler im Schaltplan besteht, hätte ich daran mit Sicherheit nicht gedacht!
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Doch kein Fehler im Schaltplan
Mühsam habe ich jetzt den Bereich um den Wellenbereichsschalter vermessen, und offensichtlich ist der Schaltplan doch korrekt, aber die Funktionsweise geringfügig anders als auf den ersten Blick erscheinend:
Kurzwelle: Punkt 1 und zwei sind verbunden, das Antennensignal gelangt auf die Antennenspule S1. Punkt 3 is offen, Punkt 4 ist eigenartigerweise mit Punkt 11 verbunden. Ich kann keinen Sinn dahinter erkennen, es sollte aber auch nicht weiter stören, vermutlich "ergab sich das einfach so". Punkt 5 und 6 sind verbunden, S2 geht also auf das erste Gitter. Punkt 7 und 8 sind offen. Auf der Oszillatorseite sind 9 und 10 verbunden, 11 hat die ominöse Verbindung zu 4, 12 und 14 sind offen, Punkt 13 (über Punkt 15) aber mit Masse verbunden. Damit sind nur S7, S8 und S9 für den Oszillator wirksam. Soweit, so klar.
Mittelwelle: Hier wird es schon eigenartiger: Punkt 1 geht auf Punkt3 (klar), Punkt 2 ist wider Erwarten nicht offen, sondern mit Punkt 8 verbunden, sollte aber (wie oben) nicht weiter stören. Ebenfalls eigenartig ist, dass Punkt 4 mit Punkt 6 verbunden ist (ich hätte erwartet dass Punkt 4 auf Masse geht, und damit nur S3 als Antennenspule wirksam ist). Tatsächlich wird aber S2 und S5 parallelgeschaltet, die vergleichsweise niedrige Induktivität der Kurzwellenspule S2 dürfte aber für den Mittelwellenbereich praktisch wie ein Kurzschluss wirken (das ist zumindest meine laienhafte Erklärung). Punkt 5 und 7 sind verbunden, S4 geht damit auf das Gitter. Oszillatorseitig ist es dagagen wieder sonnenklar: 9 und 11 verbunden, 10 und 12 offen.13 offen, 14 (über 15) auf Masse, wirksam damit S9 und S11, wobei S9 im Vergleich zu S11 vernachlässigbar sein sollte.
Langwelle: jetzt wirds spannend:Punkt 1 geht auf Punkt 3 (und NICHT auf Punkt4!), Punkt 2 und 4 sind offen. Unlogisch ist das aber nur auf den ersten Blick: Wirksam sind S3 und S5 in Serie, wobei einerseits S5 viel größer als S3 ist (damit der Einfluß von S3 gering), zum anderen ist aber die "Sekundärseite" von S3, nämlich S4, durch eine Verbindung von Punkt 7 und Punkt 6 über S2 praktisch kurzgeschlossen. Oszillatorseitig gibt es eine Verbindung zwischen Punkt 9 und 12; die Punkte 10, 11, 13 sind offen.
Für mich (als noch ziemlichen Laien auf diesem Gebiet) klingt das plausibel, ich würde mich aber sehr freuen wenn ein Experte meine Überlegungen bestätigen oder auch gerne korrigieren könnte. Interessant für mich wären die Hintergründe der nicht immer ganz logischen Beschaltung: Hat man das einfach "in Kauf genommen" oder im Gegenteil, gab es gewissen Hintergedanken der damligen Entwickler? (auf die Schnelle fiele mir nur der Gleichlauf von Eingangs- und Oszillatorkreis ein, noch dazu quer über alle drei Wellenbereiche)
Schöne Feiertage noch!
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Schaltpan BA 374U
Hallo Herr Reinelt
Die Verbindungen nach Plan bei KW und MW kann man im Vorkreis und auch im Oszillatorkreis durchaus nachvollziehen. Einzig beibt die Frage wie kommt die Antenne von Pkt. 1(C27) an die LW Antennenspule? meinetwegen auch über die MW Antennenspule, oder direkt. Der Schaltplan ist zusehr unübersichtlich in diesem Fall.( heruntergeladen von RM.org) Da ich kein Gerät zur Verfügung habe müssten Sie das kontrollieren.Es ginge auch mit einer durchgangsmessung. m. f. Gruss
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Pläne der Wellenschalter
Die Pläne der Wellenschalter hat bereits Herr Sigg hochgeladen. Vielen Dank!
MfG DR
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alles klar!
Vielen Dank allerseits,
zumindest meinerseits sind nun alle Unklarheiten beseitigt!
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Schaltplan BA 374U
Hallo Herr Reinelt
Zum abschluss noch ein Erkenntniss.Sie schreiben in Thread 18 "Kurzwelle Pkt.4 ist eigenartigerweise mit Pkt.11 verbunden.es ergab sich das einfach so".Ich glaube nicht das man eine Verbindung von der LW Spule 4 an denPkt.4 des Schalters "einfach so dazumacht" Von der Funktion her hätte man das auch wegglassen können, zumal das ein Arbeitsaufwand in der Fertigung ist. Es war vielmer so das es bei KW womöglich eine Parasitäre Schwingung gab in der LW Spule und da hat man diesen LW Vorkreis über die MW Oszillatorspule die ja nur wenige Windungen hat und demzufolge niederohmig ist,kurzgeschlossen.Vieleicht kam diese Erkenntniss erst während der Fertigung.Notgedrungen haben die leeren Kontakte dazu gedient.Insofern hat der Entwickler dabei schon was gedacht.Es freut mich das wir letztendlich das Schaltbild doch noch durchschaut haben . m.f.Gruss
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