marconiins: TF1066B; FM Signal Generator

ID: 313388
? marconiins: TF1066B; FM Signal Generator 
28.Feb.13 19:41
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Adalbert Gebhart (CH)
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Guten Tag

Die Marconi Signal-Generatoren TF1066A und TF1066B verwenden zur Frequenzmodulation einen "ferrite modulator" (siehe Schaltplan).

Kennt jemand eine Literaturstelle, in der dieses Bauteil solide beschrieben wird?

Es liegt ja schon auf der Hand: Das natürliche Pendent zu spannungsgesteuerten Kapazitäten (Kapazitätsdioden) sind stromgesteuerte Induktivitäten.

Ich habe alle Bücher über HF- und Nachrichtentechnik in meiner Bibliothek konsultiert und fast nichts gefunden. Selbst gestandenen Klassiker wie Zinke/Brunswig oder Steinbuch/Rupprecht erwähnen dieses Bauteil gar nicht - nicht einmal als Möglichkeit, die dann vielleicht verworfen wurde.
Lediglich in J.A. Betts "Signal Processing, Modulation and Noise" wird auf S.64 die Möglichkeit erwähnt, mit "ferrite cored inductors" die Frequenz von Oszillatoren zu beeinflussen, und Betts verweist auch auf eine Literaturstelle - einen Beitrag zur National Telemetering Conference in Denver von 1959. Im Internet findet man einige Hinweise auf Patentschriften aus den USA aus den 1950er Jahren zu diesem Thema. Aber alles eher im F&E Bereich. Nur im Mikrowellenbereich scheint diese Technologie Fuss gefasst zu haben.

Marconi hat das aber offenbar 1960 schon in seine RF-Geräte eingebaut.

Das fand ich sehr interessant, und ich würde gerne mehr darüber erfahren.

Viele Grüsse

Adalbert Gebhart

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Magnetvariometer. 
28.Feb.13 21:15
25 from 2164

Konrad Birkner † 12.08.2014 (D)
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Konrad Birkner † 12.08.2014

Rohde & Schwarz verwendete im Breitbandwobbler mit Großbild-Sichtgerät Polyskop I und II (1958) sogenannte Magnetvariometer. Damit ließen sich Wobbelhübe von 100 MHz erzeugen (in den Bereichen 100-200; 200-300; 300-400 MHz).

Ich zitiere:" Die Schwingkreisinduktivität enthält einen Ferritkern , der zwischen den Polen einer Magnetisierspule angeordnet ist. Mit Hilfe dieser Spule läßt sich der Ferritkern vormagnetisieren, hierdurch ändert sich seine Permeabilität und damit die Frequenz des Oszillators."

Der Kern aus niedrig permeablem Ferroxplana hatte einen Durchmesser von 2 mm und war 10 mm lang. Ein M42 Trafokern aus hochpermeablem Ferrit war derartig bearbeitet, dass ein Schenkel völlig entfernwurde und der andere Schenkel eine Öffnung von 10 mm aufwies (für den HF-Kern). Der passende M42 Wickelkörper trug die Magnetisierwicklung (für 50 Hz).

Das war die weltweit erste Möglichkeit zur Erzeugung großer Frequenzhübe. Trotz anfänglicher Nachteile (Linearität, starre Modulation mit 50 Hz) fanden die Geräte trotz hoher Preise (deutlich mehr als ein VW Export Käfer) reißend Absatz (anfangs mehrere Monate Lieferzeit).

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Danke für den Hinweis 
01.Mar.13 13:01
89 from 2164

Adalbert Gebhart (CH)
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Danke für den Hinweis, Herr Birkner.

Bei Rhode&Schwarz gab es das damals also auch.
Und "Magnetvariometer" ist das deutsche Stichwort.

Da findet man im Web immerhin einige andere Einträge, aber leider auch nicht viel, und in meinen Büchern rein gar nichts.

Da muss es doch Überlegungen gegeben haben, die Magnetisierungskennlinie so zu hinzubiegen, dass der Zusammenhang zwischen Resonanzfrequenz des Schwingkreises und magnetischer Erregung H (d.h Steuerstrom) einigermassen linear wird.

Anscheinend hatte man aber auch Probleme mit der Hysterese.
Im Marconi Handbuch des TF1066A steht extra ein Abschnitt, wie zu verfahren ist, damit bei der Messung ein reproduzierbarer Arbeitspunkt auf der Magnetisierungkennlinie hergestellt wird.

MfG

Adalbert Gebhart

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Magnetvariometer 
01.Mar.13 13:27
96 from 2164

Konrad Birkner † 12.08.2014 (D)
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Konrad Birkner † 12.08.2014

Bitte unter snoeks law googeln. Unter anderem fand ich von Alex Goldman "Modern Ferrite Technology".

Zitat aus Seite 132:
To overcome the limitations of Snoek's law, a material with a preferred plane rather than a preferred direction was developed: Ferrox-Plana.

Übrigens verwendete auch der Kommunikationsempfänger Siemens E 311 Magnetvariometer.

"auch" R&S möchte ich relativieren insofern als mir bisher keine andere Anwendung bekannt ist, die so konsequent diese Technik an der Grenze des technisch möglichen nutzte.
 

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