mende: Mende 147W Schaltplankorrektur und Ergänzungen

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ID: 637232
Dieser Artikel betrifft das Modell: 147W (Mende - Radio H. Mende & Co. GmbH, Dresden)

mende: Mende 147W Schaltplankorrektur und Ergänzungen 
12.Oct.23 16:23
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Harald Giese (D)
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Harald Giese

 

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1     Einführung

Der mit den Röhren AF7, AL4 und AZ1 bestückte Audion- Einkreisempfänger MENDE 147W aus den Jahren 1937 /38 ist zwar vom technischen Standpunkt aus gesehen kein besonders spektakuläres Gerät, sein Aussehen besticht aber durch die große "MENDE - POLYGONSKALA" und seine Technik durch die spezielle Schaltung der Antennenankopplung, die die Senderlage auf der Skala unabhängig von der verwendeten Antenne macht und so eine Skaleneichung mit Stationsnamen erlaubt. Diese Schaltungsvariante wurde im Forumsbeitrag: AEG216W "Eichfähiger" Einkreiser  von Dietmar Rudolph ausführlich beschrieben.

Als ich das Gerät erhielt, befand es sich im unverfälschten Originalzustand und es mussten lediglich einige Kondensatoren erneuert werden -  - insbesondere die 6 µF Elkos im Netzteil. Das Gerät funktionierte nun ordnungsgemäß, aber ein Effekt gab mir Rätsel auf: Stand der untere Umschalthebel des Sperrkreises auf "0" sollte er gemäß Rückwandbeschriftung eigentlich ausgeschaltet sein. Bei meinem Gerät hatte der obere Stellknopf - der für den MW - Bereich - aber dennoch Einfluss auf den Empfang. Offenbar war der Sperrkreis in Stellung "0" also doch nicht ganz ausgeschaltet

Über die Lösung dieses Rätsels und einige weitere Details werde ich weiter unten berichten.

 

2     Bilder meines MENDE 147W

Zunächst einige Bilder meines Gerätes im unveränderten Originalzustand. Auf der linken Seite der Rückwand befindet sich der Ausschnitt zum Bedienen des steckbaren Sperrkreises:

 

 


 

In der Chassisansicht von oben erkennt man den zweigeteilten Drehkondensator. Das größere Paket dient der Abstimmung, das kleinere Paket der synchron mit der Abstimmung veränderten Antennenkopplung.

 


 

Die Audionröhre AF7 ist zur Vermeidung von Mikrophonie - Problemen schwingend aufgehängt und zusammen mit ihrer RC - Gitterkombination in einem Abschirmbecher untergebracht.

 


 

Die auf der "schwimmend" aufgehängten Röhrenfassung ruhende Halterung der RC - Kombination.

 


Der mit einem Pfeil markierte Trimmkondensator zwischen Drehkondensator und Wellenschalter dient der Skaleneichung  In meinem Fall war sowohl die Rotor- als auch die Statorversilberung vollkommen verschwunden - er musste also ersetzt werden. Seine Existenz wird zwar in der MENDE - Stückliste (siehe RM Modellseite) erwähnt, sein Wert wird aber nicht angegeben. Glücklicherweise ließ sich der Trimmer anhand seiner Stempelung "KO 2497" nach einer in der GFGF Funkgeschichte erschienenen Tabelle identifizieren: Stator: Calit, Rotor: Condensa F, Kapazitätsbereich: 5 ... 30 pF.  

 

 


Die Chassisverdrahtung wirkt sehr "luftig". Ein Holzklotz sorgte dafür, dass sich das Chassis unter der Last des Netztransformators nicht nach unten durchbiegt:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Hier noch Detailbilder der HF - und NF - Sektion:

 


 

 

3     Die verfügbaren Schaltbilder

 

 

 

In den ersten 3 Schaltbildern von der RM Modellseite  des 147W hat man den Empfängereingang vereinfacht dargestellt  Der Sperrkreis wurde entweder nur angedeutet, oder ganz weggelassen.

 


Die Zeichner der folgenden 4 Schaltbilder waren mutiger und haben den Sperrkreis detailliert dargestellt. Leider sind alle Darstellungen falsch! Man hatte sich durch die Beschriftung der Geräterückwand suggerieren lassen, dass es eine Schalterstellung mit vollständig deaktiviertem Sperrkreis geben muss. Dementsprechend hatte man das Innenleben dargestellt.

 

 


 

 

4     Der Aufbau des Sperrkreises

 

4.1     Allgemeines

Hier einige Außenansichten des Sperrkreises, der über 2 Stecker und eine Masse - Schraubverbindung mit der Eingangsschaltung des 147W verbunden ist.

 

 

 

 

 

 

 

 


 

Der obere Drehknopf bedient einen Glimmer - Quetscher von 50 ... 1000 pF zur Frequenzeinstellung des MW - Sperrkreises, der untere einen baugleichen für den LW - Bereich.

Die seitlichen Schwenkhebel dienen der Variation der Sperrtiefe. In Stellung 3 ("sehr stark sperrend") wird der vollständige Sperrkreis in die Antennenzuleitung eingeschleift, in den Stellungen 1 und 2 nur ein Teil der Sperrkreisspule.

Je nach gewähltem Spulenabgriff wird dann nicht der hohe Resonanzwiderstand des Sperrkreises in der Antennenzuleitung wirksam, sondern nur der im Quadrat des Windungsverhältnisses herunter transformierte Widerstand ⇒ die Dämpfung wird schwächer

 

Zur weiteren Vertiefung des Themas nachfolgend ein Ausschnitt aus H. Pitsch, "Lehrbuch der Funkempfangstechnik":

 

 

 

 

 


 

4.2     Der Innenaufbau des Sperrkreises

Nach Aufbiegen von 4 Blechlaschen kann man den rückwärtigen Pappedeckel abnehmen und man sieht die Verdrahtung. Alle Komponenten sind in einer beidseitig mit Aluminiumfolie kaschierten Pappschachtel untergebracht. Die beiden Sperrkreisinduktivitäten (oben MW, unten LW) sind als Kreuzwickelspulen ausgeführt. Die obere Glimmer - Quetscher ist z.T. sichtbar, der untere leider durch die Pertinax - Spulenplatte verdeckt.

Über die bereits erwähnte Halteschraube wird die Kaschierung mit dem Chassis verbunden.

In Stellung "0" des LW - Umschalters (rot markierte Kontakte) führt der Antenneneingang auf das kalte Ende des LW - Sperrkreises und den Umschalter des MW - Sperrkreises (blau markierte Kontakte). Das heiße Ende des LW - Sperrkreises ist offen - er ist deaktiviert.

In den Stellungen "1" und "2" des LW - Umschalters wird der Antenneneingang an Anzapfungen der LW - Sperrkreisspule gelegt. Der LW - Sperrkreis ist nun aktiviert und man kann zwischen 2 verschiedenen Sperrtiefen wählen.

 

 

 

Eine andere Schaltungsvariante wurde für den MW - Sperrkreis gewählt: Abhängig von der Stellung des Umschalters kann man zwischen 3 verschiedenen Sperrtiefen wählen: "3" ⇒ "sehr stark sperrend", "2" ⇒  "stark sperrend"  bis "1" ⇒ "schwach sperrend". In Stellung "3" liegt der gesamte Resonanzwiderstand des MW - Sperrkreises in der Antennenzuleitung, in den Stellungen "2" und "1" wieder nur der im Quadrat der Windungsverhältnisse herunter transformierte. 

Wie man sieht, existiert aber keine Schaltstellung in der der MW - Sperrkreis vollständig deaktiviert ist, so wie in den bisher verfügbaren Schaltbildern angegeben. Dies erklärt, warum auch in der Stellung "0" des LW - Umschalters, die ja auf der Rückwand mit "Stellung 0 ausgeschaltet" bezeichnet wird, die Einstellung des MW - Sperrkreis immer noch den Empfang beeinflusst!.

 


 

4. 3     Der Bypasskondensator

Der im unteren Teil des Sperrkreis - Innenlebens erkennbare, parallel zum Empfängereingang liegende  Bypass - Kondensator hat in meinem Gerät einen Wert von 165 pF. In allen bisher verfügbaren Schaltbildern wurde der Wert mit 150 pF angegeben.

 


 

5     Die korrigierte Schaltung

Hier nun die vollständige Schaltung meines Gerätes auf der Basis des A.R.T. Schaltbildes mit allen Korrekturen /Ergänzungen.

 


 

6     Schlussbemerkung

Obwohl der MENDE 147W, wie schon eingangs angesprochen, nicht gerade zu den spektakulärsten Radiogeräten der Saison 1937 /38 gehörte, so hatte seine Instandsetzung doch immerhin den Vorteil, dass ich mich mit der Schaltungstechnik  der kombinierten MW - LW - Sperrkreise auseinandersetzen musste. Ich hoffe, dass ich dem einen oder anderen Leser ein wenig vom Reiz solcher Detektivarbeit vermitteln konnte.

Harald Giese

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