Mende KSO 1 - ein Reparaturbericht

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ID: 245811
Mende KSO 1 - ein Reparaturbericht 
11.Feb.11 21:41
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Volker MARTIN (D)
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Volker MARTIN

Liebe Radiofreunde.

Repariert werden sollte ein Kathodenstrahloszillograf KSO 1 von Mende. Fehlerangabe: Heizfaden der DG 9-4spez. gebrochen. Der mitgelieferte Plan (Lichtpause) wurde kontrolliert und doch neu gezeichnet, da einige Teile nicht richtig zu erkennen waren. Außerdem sollten noch zusätzliche Infos eingefügt werden (Spannungen usw.). Um später über eine Schaltung diskutieren zu können, ist eine Durchnummerierung der Bauteile immer von Vorteil. Zunächst wurde das Chassis ausgebaut und gereinigt. Eine Sichtkontrolle ergab nichts Aussergewöhnliches (Schmorstellen usw.). Die Netzkondensatoren C 28,29 wurden aber vorsichtshalber ausgebaut! Eine richtige Maßnahme, wie sich später herausstellte. Alle runden Wickelkondensatoren waren mehr oder weniger mit Feinschlüssen behaftet. Kein Wunder - stammten sie doch alle aus den Jahren 1946 / 1947 ! Die Rohstoffe waren knapp, das Dielektrikum daher minderwertig. Im Übrigen können solche Kondensatoren irreperable Schäden an Trafos und Röhren anrichten und werden meinerseits generell an Geräten ausgewechselt, die wieder vorgeführt werden sollen ! Der Heizfadenbruch  an der DG 9-4 spez.ist leider Tatsache ! Durch einen glücklichen Umstand konnte ich eine funktionierende DG9-3 erwerben. Nach einer Durchgangsprüfung der Primärseite des Netztrafos ( 27 Ohm) wurden alle Röhren gezogen und der KSO an einen Trennstelltrafo ( LTS 606, Thalheim) angeschlossen, eingestellte Spannung 0 V ! Langsam wurde die Spannung erhöht, bei etwa 120 V begann es an zwei Stellen zu rauchen. Sofort wurde die Spannungszuführung unterbrochen und diese 2 Punkte untersucht! Der Netztrafo, aus dessen Ecke die eine Rauchentwicklung kam, war es zum Glück nicht - es war die an ihm angebrachte Kontaktleiste, die erst nach Ausbau der Kondensatoren C 18,20 richtig sichtbar wurde (Abb.1).

Abb. 1    Abb. 2

Der Netztrafo wurde ausgebaut und vorsichtshalber beide Leisten erneuert, die selbst hergestellt wurden (Abb.2)

Abb. 3            Abb. 4

Der so hergerichtete Netztrafo wurde nun wieder eingebaut ( Abb. 3,4). Damit erklärt sich auch der Heizfadenbruch der DG 9, der mit Sicherheit durch Kriechspannungen (Überspannungen) auf der Trafoleiste zustande kam. Die andere Stelle der Rauchentwicklung war das Helligkeitspotenziometer P 07, das völlig durchgebrannt war ( Abb.4).

Abb. 4

Es wurde erneuert. Die beiden Elkos C 01,02 , die schon 1957 gewechselt wurden, konnten ohne Probleme formatiert werden! An Hand der Schaltungsunterlagen wurde festgestellt, dass es für die Kondensatoren C 18,20 und C 19,21 keine Gleichspannungskompensation gab. Sie ist aber in Hinsicht auf die unterschiedlichen Restströme dieser Kondensatoren ( wenn auch im Nano-Bereich) sehr wichtig und wurde deshalb durch den zusätzlichen Einbau der 4 Widerstände 4,7 M / 0,5 Watt realisiert! Der KSO wurde nun wiederum an den Trennstelltrafo angeschlossen, ohne Röhren, und dann die Spannung langsam auf 220 V erhöht - diesmal ohne Probleme. Die gemessenen Leerlaufspannungen am Netztrafo wurden im Plan festgehalten. Nach einer Zeit von 30 min. wurde die Spannung unterbrochen. Erst jetzt wurden die Röhren eingesetzt , das Gerät am Trennstelltrafo angeschlossen und die Netzspannung auf 110 V eingestellt. Nun konnten in etwa die halben Anodenspannungen gemessen und die Widerstandsspannungsteiler überprüft werden. Sie erbrachten halbwegs die überschlagenen Werte. Die Spannung wurde nun weiter langsam auf die geforderten 220 V gebracht. Nach einigen Einstellungen am KSO war die erwartete grüne Linie auf dem Schirm zu sehen. Alle interessanten Gleichspannungswerte wurden im Plan festgehalten. eine Funktiosprüfung ergab: 1. Helligkeitsregler P 07 reagiert, 2.Schärferegler P 06 reagiert, 3. Strahlverschiebung mit P04,05 reagiert, 4. Kippgenerator mit P 02, S 03,06, P01 und S 07 lässt sich bedienen. Bei einer angelegten Messspannung an y1,2 zeigt sich aber am Schirm keine Reaktion. Gleich nach dem Einschalten ließ sich eine Kurve abbilden, aber nach etwa 5 min. war nichts mehr zu sehen. Der Fehler war schnell gefunden. Eine Spannungsmessung an der EF 14 (Rö 3) stellte klar, dass es hier eine g1-Emission gab. Eine Spannung am Gitter 1 von + 1,5V , nicht gleich, aber nach 10 min. Betrieb, die durfte es hier nicht geben. 0 V sind korrekt! Der Arbeitspunkt AP der Röhre wird durch den Spannungsteiler R09, 22,10 bestimmt. Durch diese "Zusatzspannung" am g1 wird der AP so weit verschoben, dass sie nicht mehr funktioniert. Nach dem Wechseln von mind. 8 Stück EF 14 aus meiner Sammlung habe ich dann endlich eine gefunden, die es auf 0,1 V am g1 brachte. Mehrere umgesockelte EF 80 liefen ohne Beanstandungen mit 0 V an g1! Es ist also eine EF 14-Frage, auch aus der Zeit 1945...46...47! Fraglich ist daher, ob die Röhren, die für mehrere 2 und 3-stellige € auf Auktionen angeboten werden und 100 % bringen sollen auch tatsächlich 10 min. auf dem Prüfgerät durchgehalten haben. Bei einigen glaube ich das nicht, und es ist schwer, das im Nachhinein dem Verkäufer klarzumachen! Nach Ergänzung des Planes, der mit allen Dokumenten jetzt im RMS zu finden ist, kann ich nun das funktionierende Gerät vorführen. Es gibt da erstaunlicherweise viel Interesse, auch bei denen, die sonst mit der Elektronik nicht so viel anfangen können. Nach meiner Einschätzung ist dies auch ein " Notgerät ", gebaut in den Jahren 1946/47 oder später. In der Lichtpause ist eine Planänderung mit der Jahreszahl 1947 versehen - mit der EF 14 !

Volker Martin

 

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