neuberger: WE352 REGENERIER-REZEPT

ID: 46716
Dieser Artikel betrifft das Modell: Röhrenprüfgerät WE352 (Neuberger, Josef; München)

neuberger: WE352 REGENERIER-REZEPT 
23.Mar.05 22:17
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Manfred Kröll † 2.9.2013 (A)
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Manfred Kröll † 2.9.2013

liebe sammlerkollegen,

heute werde ich, nachdem ich mit meinem "neuen" röhrenmessgerät erstmal einen regenerierversuch gemacht habe den aufgezeichneten bericht zur verfügung stellen:

zu regenerierende röhre war eine RENS 1294

anzeige am messwerk vor dem regeneriervorgang 1,8mA bei einem sollwert von 4,5mA
brauchbarer bereich dieser röhre liegt also lt. anleitung ab ca 2,3mA

prüfeinstellungen lt. anleitung:

heizung 4V
steuergitter 2V
schirmgitter 100V
anode 200V


1. versuch:

heizspannung auf 6,3V erhöht
Steuergitter auf 2V belassen
schirmgitter auf 85V abgesenkt
anodenspannung auf 280V erhöht

dauer der regenerierung 15 minuten

erfolg: mäßiger anstieg auf 2,1mA - also noch immer unbrauchbar.

2. versuch:

heizspannung auf 7,5V erhöht
Steuergitter auf 2V belassen
schirmgitter auf 150 V erhöht
anodenspannung auf 250 V erhöht

dauer der regenerierung 45 minuten

danach 10 minuten auf normalen betriebsspannungen laufengelassen (einbrennen?), hernach eine kurzschlussprüfung in noch warmen zustand durchgeführt.

ergebnis 3,3mA nach völligem auskühlen und weiterer kurzschlussprüfung der röhre. somit darf dieser regenerierungsvorgang als erfolgreich bezeichnet werden, die röhre ist nun wieder in einem mit "gut" zu klassifizierendem zustand.

ich habe den thread ab modell gepostet, weil die röhre mit diesem modell regeneriert wurde.
natürlich belebt das "rezept" vermutlich nicht 100%ig jede RENS1294 aber zumindest für neuberger WE352, WE242, und WE360 anwender könnte dies von interesse sein.

schönen abend noch!

viele grüsse
fred


 

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ERFOLGSMELDUNG 
24.Mar.05 21:36

Manfred Kröll † 2.9.2013 (A)
Beiträge: 664
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Manfred Kröll † 2.9.2013

liebe sammlerkollegen,

hier die heutige korrespondenz mit einem RMorg Mitglied welche ausserhalb dieses forums (aus bekannten gründen:-) abgehandelt werden musste. da diese informationen jedoch möglicherweise auch für andere RMorg mitglieder von Interesse sein könnten, trage ich dies hier selbst nach.

heute morgen erreichte mich dieses mail:

Hallo Herr  Pertschek,
 
Sie Schreiben im RMOrg das Sie eine RENS 1294 erfolgreich regeneriert haben.
 
Jetzt habe ich eine Problem und zwar habe ich nur ein Funke W18 und würde gerne eine Gleichrichterröhre 10 NG entspricht einer RGN 354  wieder regenerieren da die unbrauchbar ist. Ich weiß aber leider überhaupt nicht wie ich vorgehen muß, damit dieses funktioiert. Wäre es vielleicht möglich das Sie mir da etwas unter die arme greifen könnten??
 
Mit freundlichen Grüßen
 
Markus Weiß

meine antwort darauf war diese:

hallo markus,
 
mit dem funke w18 kann man leider nur mit einschränkungen regenerieren, da man bei diesem gerät die spannungen nicht frei einstellen kann!
ich kann ihnen nur den versuch mit den daten einer "Bittorf Regenerierkarte" für RGN354 vorschlagen.
 
 
zuallererst bitte eine prüfung auf elektrodenschlüsse durchführen, und die röhre mit den normalen prüfdaten durchmessen.
 
Wenn sie die möglichkeit haben die spannungen so umzustecken wie ich nun beschreibe dann haben sie eine chance, denn  im allgemeinen lassen sich röhren mit kleiner anodenverlustleistung wie die RGN354  oft sehr gut regenerieren.
 
1. Stellen sie die anzeige durch umstecken auf eine kleinere empfindlichkeit ein, beim regenerieren schlägt die anzeige oft sehr schnell und weit aus.
 
2. die heizspannung um 2 Volt erhöhen - in ihrem fall auf 6,3Volt stecken,
 
3. Ua (anodenspannung) auf 200Volt umstecken
 
4. die röhre mit dieser einstellung 3-10 minuten laufen lassen.
 
5. wenn der anstieg des anodenstroms beendet ist, die röhre mit normalen Prüfdaten "einbrennen lassen" so ca 10 minuten.
 
6. gerät ausschalten
 
7. die abgekühlte röhre nochmal prüfen und ggf. den vorgang wiederholen.
 
VORSICHT BEIM UMSTECKEN DER HEIZUNG - nehmen sie sich die prüfkarte für eine EL84 zur Hand, und stecken sie die heizung so, wie es bei der EL84 wäre. dann ist alles in ordnung. beim Funke W18 kann man durch falsches stecken der stifte den trafo zerstören!! Also gut aufpassen!
 
beobachten sie die Anzeige auf ständigen - wenn auch ganz leichten anstieg des anodenstroms. solange dieser im steigen begriffen ist, sieht es gut aus. wenn die anzeige längere zeit stehen bleibt oder gar zurückgeht sofort abbrechen, denn sonst wird die aktive schicht abgebaut und das geht sehr schnell!
 
mit den prüfstiften schnell zu reagieren und richtig umstecken können - ist nicht einfach. aber mit der geringen überheizung und nur 200V anodenspannung sollte die röhre auch nicht überbeansprucht werden.
 
ich wünsche viel erfolg beim versuch!
 
mfg
fred

soeben hat mich diese antwort erreicht:

Hallo Fred,
 
ich habe gerade dein Verfahren ausprobiert und es hat wunderbar funktioniert !! Die vorher unbrauchbare Röhre ist jetzt im sehr gutem Bereich.
 
Ich danke dir nochmals sehr herzlich für deine Erklärung !!
 
Schöne Grüße
 
Markus Weiß

wie man sieht, zahlen sich diese wiederbelebungsversuche manchmal doch aus!

viele grüsse an alle,
fred






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Regenerierrezepte 
25.Mar.05 00:24

Rüdiger Walz (D)
Ratsmitglied
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Rüdiger Walz

Es gibt viele Regenerierrezepte für Röhren. Die hier angeführten erscheinen mir sehr lang. Normalerweise regeneriere ich Röhren nach früher veröffentlichten Anweisungen im Sekundenbereich und nicht im Minutenbereich, also 10 - 45 Sekunden u.U. mehrfach. Das ist auch eine Einbrennanweisung, wie sie bei der Herstelllung von neuen Röhren verwendet wird:

Ua ca 300 Volt, alle anderen Gitter auf ca + 100 V oder ich schalte sie einfach mit an die Anode, wobei ein gewisses Risko für Überschläge am G1 besteht.
Die Heizspannung wir langsam erhöht, bis ca 50 mA erreicht wird ( bei RE 134, RES 164, RGN 354 u.ä. bei kleineren Verstärkerröhren ca. 25 - 30 mA.) Die Heizspannung kann normalerweise problemlos bis zum 1,75 fachen des Sollwertes erhöht werden. Die Anode erwärmt sich hierbei u.U. langsam auf Rotgluht. In den Röhren tritt ein grünes Leuchten von Bariumionen auf und der Anodenstrom steigt lawinenartig an. Achtung, Vorwiderstand in Anodenleitung vorsehen oder Glühlampe ! Bei Enröhren sollte ab 100 mA die Heizung heruntergeregelt werden, bei Verstärkeröhren ab 50 - 70 mA. Das Leuchten sollte nicht abreißen. Der Vorgang soll nach ca. 30 Sekunden abgebrochen werden. Nach Erkalten kann man direkt testen oder nochmal eine Stunde bei Normalwerten einbrennen. Der Vorgang kann mehrfach wiederholt werden.

Bei dem von Herrn Pertschek beschriebenen lang andauernden Vorgang würde ich wieder einen Abfall der Emission erwarten, was ich bei übertriebenen Regeneriervorgängen schon beobachten konnte. 

Der oben beschriebene Vorgang hat folgende Wirkung: Bei Thoriumfadenröhren wird aus dem Innern des Fadens Thoriumoxid an die Oberfläche transportiert und oberflächlich in Thorium umgewandelt. Dauert der Vorgang zu lange, verdampft es wieder.
Bei Bariumoxidröhren werden taube Stellen neu aktivert, oder es wird aus der Anodentasche wieder Barium auf den Faden zurückgeführt. (Bariumionen (+) wandern von der Anode zum Faden ). Auch hier führt ein überlanges Regenerieren zum Verdampfen von frisch elektrolysiertem Barium aus der Emmissionsschicht.

Grüße

Walz 

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das war ergiebig! 
25.Mar.05 01:00

Manfred Kröll † 2.9.2013 (A)
Beiträge: 664
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Manfred Kröll † 2.9.2013

sg herr walz,

ich muss anfügen, dass dies der mit abstand längste regeneriervorgang war, den ich je durchgeführt habe. und das auch nur deshalb, weil in dieser zeit ein stetiger anstieg des anodenstroms erkennbar war, man musste die anzeige schon sehr konzentriert beobachten, so langsam ging das vor sich.

normalerweise liegen meine regenerationszeiten in wesentlich kürzeren bereichen.

die von ihnen vorgeschlagenen hohen spannungen haben bei mir mitunter zu elektrodenschlüssen über das ganze spektrum geführt, deshalb versuche ich mit weniger auszukommen, auch mit einer erhöhung der heizspannung um meist 50%. dies verlängert natürlich die dauer der regenerationsphase.

mir fehlt leider das fundierte wissen, ich befinde mich in einer experimentierphase, mache meine versuche und notiere dabei alle aktionen und reaktionen. ich arbeite recht fleissig daran.

sehr hohe spannungen musste ich bisher ausschliesslich bei endröhren verwenden, dort waren die erfolge aber mitunter innerhalb einer minute sichtbar. Nahezu als unmöglich erweisen sich alle bisherigen versuche einer AL4 neues leben einzuhauchen, da diese übernatürlich oft an schlechtem Vakuum "leiden" und das bläuliche leuchten das entgültige ende dieser röhre vorhersagt. auch habe ich im speziellen bei diesen röhren von "vergifteter anode" gelesen, vielleicht weiss jemand was damit gemeint ist und erklärt mir das?? danke.

steuergitter auf anode umschalten kann ich beim WE352 (noch) nicht, da der sockelschalter dies ja nicht zulässt. mit der Zusatzbox UZ 360 die ich diese tage bekommen soll habe ich einen kreuzschienenverteiler zur verfügung, dann kann ich mit diesem gerät auch diesen vorgang durchführen.

vorläufig jedoch habe ich diese umschaltungsmöglichkeit nur auf meinem RPG 64. Bei indirekt geheizten röhren besteht jedoch das risiko von gasausbrüchen aus der aktiven kathodenmasse, deshalb wird auch empfohlen, diesen vorgang maximal eine minute lang durchzuführen. aber keinesfalls darf dies bei gleichrichterröhren gemacht werden. bisher hat mir das umschalten des steuergitters auf anode noch keine erfolge gebracht, was aber natürlich an der röhre liegen wird.

nochmals vielen dank herr walz für ihre ausführungen, ich werde bei einer unbrauchbaren RES164 nach ihren anweisungen regenerieren, vielleicht habe ich damit erfolg. ein "sanfter" regenerationsversuch war bisher erfolglos. 

viele grüsse,
fred





 

 

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