sachsenwer: Olympia 405W Beschreibung im Handbuch d. Funktechnik

ID: 538991
Dieser Artikel betrifft das Modell: Olympia 405W (Sachsenwerk (bis 1945) ESWE)

sachsenwer: Olympia 405W Beschreibung im Handbuch d. Funktechnik 
03.May.20 13:03
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Dietmar Rudolph † 6.1.22 (D)
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Dietmar Rudolph † 6.1.22

Im Handbuch der Funktechnik Bd. 8, d.i. Fortschritte der Funktechnik Bd. 5 (1940), gibt es im Kapitel 2 eine Beschreibung des Sachsenwerk Olympia 405W.

Zweites Kapitel

Schaltungstechnische Fortschritte im Empfängerbau

1. Allgemeine Fortschritte

Die Bedienungs-Vereinfachung, die sich aus der weitgehenden Einführung der Druckknopfabstimmung in den Rundfunkgeräten des Baujahrs 1939/40 ergibt, hat vor allem den Vorzug, daß Seitenband-Beschneidungen, wie sie durch fehlerhafte Senderabstimmung im schwundgeregelten Superhet entstehen, nicht mehr auftreten können, vorausgesetzt, daß die Vorabstimmung der Drucktasten einwandfrei vorgenommen wird. Die Druckknopf-abstimmung ermöglicht es andererseits, einen neuen Empfängertyp auf den Markt zu bringen, der unter völligem Verzicht auf die bisher übliche Drehkondensator- und Skalenabstimmung nur mit einem Druckknopf-Abstimmsystem ausgerüstet ist und unter Anwendung einer materialsparenden Sonderbauweise zu einem außergewöhnlich niedrigen Preis geliefert werden kann. Vom Sachsenwerk wurde ein derartiger, als "Vollautomat" bezeichneter 6 Kreis-4 Röhrensuper zum Preise eines 4 Röhren-2 Kreis-Geradeausempfängers herausgebracht.

Wenn man die einfache Schaltung der Oszillator- und Mischstufe (Abbild. 25) betrachtet, bei der vor allem der Verzicht auf Abstimmkondensator, Bandfiltereingang (jedoch mit ZF-Sperre gegen Eingangsstörungen), Wellenschalter und Kurzwellenteil auffällt, so sieht man sogleich, daß ein derartiger Superhet wesentlich preiswerter hergestellt werden kann als ein Mittelklassensuper mit der üblichen Drehkondensatorabstimmung.

 

Die Hersteller haben es ferner verstanden, der schaltungstechnischen Vereinfachung bemerkenswerte konstruktive Vereinfachungen zur Seite zu stellen. Der Geräteaufbau geschieht auf einer senkrecht angeordneten Werkplatte, die man - da die Skala wegfällt - in der Größe der Gehäusefrontplatte ausführen kann und die so hinreichend Platz für alle Stufen bietet (Abb. 26). Eine nicht unwesentliche Ersparnis an Abschirmmaterial ergibt sich dadurch, daß man links den HF-Teil und zwar die Oszillator- und Mischstufe mit der Röhre ECH11 und den ZF-Verstärker mit der Röhre EBF11 aufgebaut hat und rechts den Niederfrequenzteil mit der Röhre ECL11.

 

Selbstverständlich bestreichen die 8 Druckknopfbereiche den gesamten Mittel und Langwellenbereich mit ausreichender gegenseitiger Überlappung der Teilbereiche (Abb. 27).

 

Die Konstruktion des Sachsenwerk "Vollautomat" bietet so ein Musterbeispiel für die zielbewußte, wirtschaftliche Anwendung der Druckknopfabstimmung (vergl. auch Abb. 28).

Wie man aus Abb. 27 erkennt, wäre es (theoretisch) durchaus möglich gewesen, die Tasten mit anderen Sendern zu belegen. Nachdem jedoch nach Beginn des 2. Weltkrieges das Abhören von "Feindsendern" als "Rundfunk-Verbrechen" galt und sehr hart bestraft wurde (teilweise wurden Todesstrafen gegen "Rundfunk-Verbrecher" verhängt) war es lebensgefährlich an der Tatsenabstimmung zu drehen.

Der Tastensuper Olympia 405" paßte folglich zu den "politischen Geräten", wie der Volksempfänger, weil damit keine "Feindpropaganda" zu empfangen war. Störend an diesem Bild ist wohl nur die 2. Langwellen-Taste für Kalundborg.

 

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