philips: Philetta BD263 U und 283 U beide brummen
? philips: Philetta BD263 U und 283 U beide brummen
Werte Forumsmitglieder,
ich bin im Besitz zweier Philettas (BD263 U und BD283U) und beide Geräte haben wie ich finde ein hohes Brummgeräusch aus Richtung Trafo. Ich meine mich erinnern zu können irgendwo mal gelesen zu haben, dass Brummgeräusche bis zu einem bestimmten Grad normal gewesen sind und in Kauf genommen wurden. Was aber ist denn normal?
Auch hege ich den Verdacht, dass die Geräte aufgrund der Größe sehr schnell sehr warm werden und dies die Funktion nicht unbeding begünstigt.
Gibt es von Eurer Seite erfahrungsberichte was den Brummton verursacht und kann dieser auf ein Minimum reduziert bzw vermieden werden?
Viele Grüße
Andreas
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philips: Philetta BD263 U und 283 U beide brummen
Sehr geehrter Herr Maddaluno,
beide Geräte BD263U und BD283U sind Allstromgeräte, das bedeutet, da ist kein Netztrafo eingebaut. Ergo ist auch keine Netztrennung vorhanden. Messungen am Gerät sollten nur dann erfolgen, wenn das zu prüfende Gerät an einem Trenntrafo betrieben wird. Bei Allstromgeräten sind alle Röhrenheizungen in Serie geschaltet, der Rest an Spannung wird dann mit einem großen Widerstand in Wärme umgesetzt. Hier sollte einmal die aufgenommene Leistung gemessen werden, und mit der Leistung, welche am Typanschild steht verglichen werden. Die Spannung nach dem Gleichrichter, Ladeelko und Anodenspannungen der Röhren sind zu messen. Wahrscheinlich haben einige Papierkondensatoren schon hohe Leckströme. Bei Kondensatoren keine Tauschaktionen veranstalten. Keramische und Styroflex sind selten defekt.
Ohne Messungen kann man hier keine Aussagen machen. Aber wenn das Brummen schon sehr auffällt, kann man davon ausgehen, dass das Radio eine vernüftige Überholung braucht.
Von einem Betrieb in diesem Zustand ist dringend abzuraten.
Zu Ihrer Frage bezgl. Brummen. Die alten Radios haben immer etwas mehr und weniger gebrummt, aber es sollte bei Wiedergabe von Sprache/Musik Programmen nicht stören. Also Gleichrichter, Ladeelko überprüfen - Anodenspanung an der Endröhre sollte einigermassen dem Wert im Schaltbild entsprechen. Heutige Netzspannung ist zu damals 220V~ auf 230V~ erhöht. Damit ist auch die Anodenspannug erhöht. Aufgenommene Leistung überprüfen.
Nochmals Allstromgeräte sind gefährlich, da am Chassis immer Netzspannung anliegt, abhängig von der Polung des Netzsteckers.
Themen wie Allstromgerät, Netztrennung, Trenntrafo, Kondensatoren, Leckströme etc. sind in den Radiomuseum Foren besprochen
Viele Grüße
H.Stummer
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philips: Philetta BD263 U und 283 U beide brummen
Guten Abend Herr Stummer,
vielen Dank für die schnelle Antwort.
Dann werde ich mal mit dem Messen beginnen und schauen, was der Lade-Elko und der Selengleichrichter sagen.
Vielen Dank erst einmal, ich melde dann Vollzug.
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philips: Philetta BD263 U und 283 U beide brummen
Guten Abend,
Philetta BD263U und BD283U sind im Wesentlichen gleich aufgebaut. Beide Radios haben einen Einweg-Röhrengleichrichter UY85, hier ist kein Selen-Gleichrichter verbaut worden.
Die Allstrom-Philettas brummen durchaus lauter als die optisch vergleichbaren Radios mit Netztrafo, wie z.B. Philetta B2D93A (5 Röhren + Selen) oder B2D22A (4 Röhren + Selen). Das Brummen ist während der Aufheizphase der Röhren etwas lauter als im Betriebszustand.
Falls der Brummton subjektiv zu laut erscheint, sollte zunächst Kapazität (und der ESR, falls möglich) vom Doppelelko C1 100 µF + C2 50 µF, Chassis von hinten links, überprüft werden. Oftmals haben sie nach Jahren des Betriebs die Kapazität fast halbiert. Wichtig: Gute Kontaktgabe vom Elko-Gehäuse zum Chassis prüfen, bereits wenige Ω Übergangswiderstand verstärken den Brumm hier deutlich!
Es macht keinen Sinn, den Elko gutgemeint zu vergrössern. Zum einen würde die UY85 darunter leiden, zum anderen hat die Philetta einen Anzapf zur Brummkompensation an der Primärseite des Ausgangsübertragers. Das Zusammenspiel der Wicklungsteile S45, S46, des Widerstands R1 1 kΩ und dem 50 µF Teil des Doppelelkos ist vom Hersteller auf Brummminimum optimiert.
Auch defekte Röhren können zum erhöhten Brumm beitragen, etwa die UABC80 oder (eher selten) auch die UL84. Hier einfach probehalber die Röhren tauschen. Stimmen die Spannungen an der UL84 mit dem Schema überein? Am Kathodenwiderstand R55 sollen etwa 13 V abfallen.
Vorm Steuergitter der UL84 sollte der Koppelkondensator C 82 4,7 nF geprüft werden. Falls ein Papiertyp verbaut wurde, unbedingt auswechseln. Philips hatte hier auch Keramik-Kondensatoren eingesetzt, sie sind normalerweise unauffällig. Zuletzt sollte der Kathodenelko C85 100 µF geprüft werden. Der Widerstand R55 235 Ω wurde hier oft darüber gelötet, was den Elko im Betrieb zusätzlich erwärmte und seine Lebensdauer kürzte.
Wie Herr Stummer betont, für alle Messungen am eingeschalteten Radio einen Trenntransformator verwenden! Die übliche Leistungsaufnahme der fehlerfreien Allstrom-Philetta beträgt bei 220 V etwa 50 W.
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