philips: B7D42AS Saturn Tonmeister Reparaturbericht

8
ID: 228874
Dieser Artikel betrifft das Modell: Saturn Tonmeister B7D42AS (Philips Radios - Deutschland)

philips: B7D42AS Saturn Tonmeister Reparaturbericht 
13.Sep.10 14:27
5336
8

Stefan Weigelt (D)
Beiträge: 165
Anzahl Danke: 8
Stefan Weigelt

Saturn Tonmeister 742 – Reparatur mit Standardfehler

Schon länger hatte ich die Idee, ein (Röhren-)Gerät aus meiner Sammlung über meinem Arbeitsplatz zu platzieren, welches sowohl als Radiogerät, aber auch als Verstärker für den PC dienen sollte. Es musste somit auch ein Stereogerät sein. In meinem Arbeitszimmer stand schon lange in der Ecke hochkant ein Philips Saturn Tonmeister 742 Receiver. Ich hatte ja schon eine Anzahl der Philips Geräte aus den 60ern repariert und nach einem stressbetonten Wochenende im Job wollte ich mir am Montag Abend auch etwas Entspannung gönnen.
 
Also wurde das Gerät in die Werkstatt geholt und einer ersten Funktionsprüfung unterzogen. Dabei fielen folgende Mängel auf: heftige Mikrofonie (bei Bewegung und Klopfen auf das Gehäuse), Krachen und Prasseln aus einem Kanal, AM funktioniert, FM nicht, Stereowaage defekt. TA-Wiedergabe funktioniert.
 
Zuerst ging es wie üblich an den NF-Teil. Es wurde mein tragbarer CD-Player angeschlossen. Im Saturn sind zwei Eintakt-Endstufen mit ECL86 verbaut. Diese Röhren bereiten ja hin und wieder Kopfzerbrechen und ein Klopfen auf die Röhren bestätigte die erste Vermutung, dass etwas mit einer Endröhre nicht stimmte. Ein schneller Tausch beseitigte bereits schnell das Krachen und die Mikrofonie, welche ja oft auch Folgen anderer Probleme sein können. Da das Gerät im Routinebetrieb laufen sollte, tauschte ich auch die NF-Vorstufenröhre ECC808, eine brumm- und rauscharme Doppeltriode gegen ein neuwertiges Exemplar.
 
  
 
NF-Teil: links vorne ECL86- Fassungen, im Hintergrund ECC808, rechts: Netztrafo und die Ausgangsübertrager 
 
Die gemessenen Betriebsspannungen stimmten auf etwa 5% genau. Bei der weiteren Inspektion der Endstufe stellte ich fest, dass bereits ein Vorgänger am Gerät gewerkelt hatte: einige Koppelkondensatoren der NF-Vorstufe waren offenbar schon getauscht (siehe Bild links Hintergrund), auch ein neuer Kathodenelko war bei einem Kanal unter die Platine gelötet worden.
 
Weiterhin interessant im NF-Bereich ist bei den Philips-Geräten dieser Generation ohne eingebaute Lautsprecher, dass die wie der Netztrafo mit Schnittbandkern gefertigten Ausgangsübertrager größer dimensioniert sind als bei den Geräten mit Lautsprecher, auch beim SABA Freiburg Studio A ist das gegenüber dem technisch äquivalenten SABA Freiburg 14 der Fall. Meine Interpretation: da externe Lautsprecherboxen verwendet werden, wird durch den massigeren Kern die tiefere untere Grenzfrequenz unterstützt.
 
Nun ging es an den UKW-Empfang. Es war weder ein Rauschen noch irgendein anderes markantes Signal zu hören. Wie beim Jupiter 761 widmete ich mich daher der letzten UKW-Stufe vor dem Decoder mit der EF184. Hier konnte gleich der „Standardfehler“ diagnostiziert werden, am Schirmgitter standen statt der 48V nur 18V. Der verantwortliche Widerstand R42 120k wurde getauscht, er war hochohmig.
 
 
Streng nach Murphys Gesetzen war dies der Widerstand, an den am schlechtesten heranzukommen war, da er direkt vor dem letzten Filter sitzt. Das Gerät ist auf einer großen Platine aufgebaut und das Lokalisieren der Bauteile ist auf der Lötseite gar nicht einfach. Beim Tauschen von Bauteilen ist Vorsicht angebracht, die Leiterbahnen lösen sich extrem schnell ab.
 
 
Platinenbauweise, von unten betrachtet
 
Nach dem Tausch waren die Spannungen wieder stimmig, ein Signal aber immer noch nicht zu hören. Schon hatte ich die Anodenwiderstände im Tuner in Verdacht, auch hier war ich bei Philips schon öfter fündig geworden. Dann hatte ich aber Glück: beim Antasten des Gitters der ECH81 stellte ich fest, dass sich der Masseschirm des in der Nähe verlöteten Kabels an die Platine gedrückt hatte. Nach dem Zurückbiegen lief der UKW-Empfang.
 
 
Die Kabel sind von unten direkt an die Leiterbahnen gelötet
 
Nun tauschte ich noch alle HF-Röhren gegen gut ausgemessene Exemplare, die beiden Anzeigeröhren EM87 hatten noch eine sehr gute Leuchtkraft.
 
Wenn schon UKW und Decoder, dann aber auch Stereo. Der Stereodecoder (besitzt schaltungstechnisch verblüffende Ähnlichkeit mit den SABA-Decodern) befindet sich vor der Endstufe. Dieser arbeitete nicht, d. h. es erfolgte keine Umschaltung auf Stereo. Ich besitze eine kleine Anzahl teils neuwertiger Ersatzdecoder von Philips und tauschte auch hier einfach aus. Es funktionierte sofort und ich nutzte die Gelegenheit, meine Decoder nacheinander durch Einstecken auf Funktion zu prüfen. Beim Decoder achte man auf die Schaumstoffisolierung im Gehäuse, diese ist in der Regel stark zerbröselt und sollte entfernt/ersetzt werden.
 
 
 
Der Stereodecoder
 
Bei der Senderwahl zeigt sich dann noch eine gewisse Schwergängigkeit, außerdem lief auch bei AM immer nur der FM-Zeiger. Als ich dann wenig Öl in zur Schmierung an einige Stellen brachte, fiel mir auf, dass jemand mit einem Holzdübel die Umschaltung der Skalenzüge FM/AM blockiert hatte! Ein kurioser Workaround. Die Umschaltung erfolgt übrigens über einen Bowdenzug. Also: Dübel entfernt, alles gängig gemacht und funktioniert.
 
 
 
links: Bowdenzug und Mitnehmer für Umschaltung AM/FM, rechts: seltsame Blockade
 
Letzte kleine Schwachstelle war nun noch der Balanceregler, hier Stereo-Waage genannt. Der Hebel drehte durch. Ursache war die festsitzende Außenachse des Mehrfach-Potis. Ich versuchte, diese gängig zu machen, dies gelang von außen nur zum Teil. Da ich das Chassis aber nun doch nicht mehr ausbauen wollte, beließ ich den Regler in Mittenstellung, er wird im Betrieb nicht gebraucht werden.

         

           Das Gerät im UKW-Stereobetrieb - linke EM87 als Stereoindikator, rechts Abstimmung

 
Dann wurde das Gerät zunächst ohne Rückwand zum Dauertest aufgestellt und noch beim Schreiben dieses Berichtes läuft es einwandfrei!

Referenz: Reparaturbericht Philips Jupiter 761

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.