Phywe RG4; Akku-Ladegerät
Phywe RG4; Akku-Ladegerät
Phywe RG4 Akkuladegerät
Die Phywe Ladegeräte gehören zu den typischen Ladegeräten der 20er Jahre. Auf einem Trafo mit mehr oder weniger VDE gerechter Verkleidung sind zwei Fassungen für einen Niederspannungsgleichrichter und einen Eisenwasserstoffwiderstand montiert.
Das Schaltbild hier ist Standard für viele andere Akkuladegeräte jener Zeit. Warum der Eisenwasserstoffwiderstand mit Mittelanzapfung versehen wurde, weiß ich nicht, vielleicht wollte man die Leistung auf zwei Drähte in der Röhre verteilen und der EW wurde möglicherweise dadurch zuverlässiger, als wenn er nur mit einem dicken Draht konstruiert worden wäre. Das hier gezeigte Ladegerät hat einen Spannungsbereich von 2-6 V und ist damit offensichtlich für Betreiber von Radiogeräten vorgesehen, die meistens mit einem 4V Bleiakku arbeiteten. Optisch ist die RG4 mit der RG1, RG 2 und einem unbezeichneten Gerät hier im RM.org identisch. RG1 ist allerding für 120 V Netzspannung gebaut und RG2 hat eine Ausgangsspannung von 6-12 V, also eher für Automobilakkus, die damals meist 6 V Spannung hatten. Allerdings ist diese Information nicht auf dem abgebildeten Prospektblatt zu sehen. Das unbezeichnete Gerät hat 2-6 V Ausgangsspannung und ist für 220 V Netzspannung gebaut, also ist daher vermutlich mit der RG4 hier identisch.
Die Geräte waren u.U. auch für die Montage auf einer Grundplatte vorgesehen, zumindest sind im Gehäuse dafür geeignete Bohrungen angebracht.
Das hier besprochene Gerät hatte von einem Bastler eine zusätzliche Buchse verpasst bekommen. (Siehe unter den Bilder beim Gerät) Ich wollte es natürlich soweit wie möglich wieder in den Originalzustand versetzen und die Löcher mit Epoxidharz ausgießen. Dazu habe ich die Löcher ein wenig entgratet um sicherzustellen, dass die Epoxidpfropfen nicht nach unten durchfallen, auch wenn Epoxidharz sehr gut am Pertinax der Deckplatte klebt.
Die beste Möglichkeit mit Epoxid Löcher zu verschließen ist mit Hilfe einer Silikonform. Im einfachen Fall von Löchern nimmt man mit etwas Silikongießharz von einer unbeschädigten Stelle ein Abbild der Oberfläche. Mit dieser Platte verschleißt man die Löcher von oben und vergießt mit Epoxidharz von hinten. Damit erhält man ein perfektes Abbild der Oberfläche. Die Silikonplatte darf nur leicht angedrückt erden, sonst wölbt sie sich in die Löcher. Auch muss man darauf achten, falls die Löcher einen Kragen haben, dass sich dort keine Luftblasen sammeln.
Diesen Aufwand konnte und wollte ich hier nicht treiben. Die Drähte an den Röhrenfassungen waren nur schwer zu erreichen und ich befürchtete, dass sie durch umfangreiche Manipulationen am Trafo abbrechen könnten. Dann wäre das Gerät unwiederbringlich defekt. Ich daher habe hier die Löcher einfach mit einem Klebeband von unten abgedichtet und Epoxidharz von oben eingegossen. Nachteil ist, dass man Epoxidharz reichlich einfüllen muss, da es sich immer etwas zusammenzieht. Beim Abschleifen der Wölbung treten oft kleine Luftblasen aus dem Innern zutage und die Oberfläche wird nicht ganz perfekt. Ich habe hier die Rauigkeit mit ein paar Tropfen Schellack geglättet und poliert.
Die Bilder zeigen die Deckplatte vor dem Reinigen und Polieren und danach. Ich habe sie mit Zahnarztpolierpaste behandelt und danach sieht sie fast aus wie neu.
Die Anschlusskabel sind bei solchen Geräten immer problematisch. Damals hat man meistens textilisoliertes Netzkabel verwendet und auch die Ausgangsleitungen zum Akku waren textilisoliert, meist zwei verdrillte Adern (siehe Prospektabbildung RG1 und RG2). Das Bild zeigt den nicht gerade VDE gerechten Anschluss, aber es handelt sich hier um ein historisches Gerät, das kein Gebrauchsgegenstand ist und nicht für die Hände von Laien bestimmt ist.
Textilisoliertes Netzkabel ist heute noch erhältlich, wenn ich auch für Netzkabel aus zwei Adern geflochten noch keine Quelle kenne, und die Ausgangsleitung kann man mit Hilfe von braunen Schnürsenkeln nachbilden. Im Original bestand die Leitung aus zwei verdrillten Adern mit hellbraunem Textilüberzug. Die positive Leitung hatte einen roten Faden mit eingewebt. Dies konnte ich am Rest der originalen Leitung erkennen. Ich habe für den Ausgang aus meinem Fundus rotes und schwarzes textilisoliertes Kabel verdrillt, das ich vor Jahren aus USA bekommen hatte. Das entspricht nicht ganz dem Original, sieht aber gut aus und kann jederzeit ohne Probleme verbessert werden. Am Ende sind zwei alte Kabelschuhe aus meinem Fundus montiert.
Da die Anschlusskabel auf der Niederspannungsseite schon brüchig waren, musste ich die Anschlusslötstellen nicht ganz originalgetreu mit einem kurzen Stück Schrumpfschlauch sichern. Zuletzt wurde das Gerät neu lackiert.
Vor diesen ganzen Aktionen habe ich den Trafo mit fliegenden Verbindungen über einen Regeltrafo kurz geprüft, da es leider nicht selten vorkommt, dass die Trafos dieser Ladegeräte defekt sind. Manche Firmen scheinen darauf abonniert zu sein, so sind die vier VARTA Anoden in meiner Sammlung alle defekt.
Zuletzt blieb noch die Frage der Röhrenbestückung. Das Gerät hat 1,8-1,9 V Heizspannung und ich hatte dafür mehrere Gleichrichter zu Auswahl, die alle prinzipiell geeignet wären: Rectron R44, WE44 (siehe meine Frage, tatsächlich Gleichrichter und nicht Eisenwasserstoffwiderstand), Philips 328 und Philips 451. Bei den Eisenwasserstoffwiederständen blieb mir nur der Siemens EW121, da sich meine Rectron WE44 als Gleichrichter entpuppten. Ich wählte Philips 451 und EW121 und möchte Ihnen den leuchtenden Gleichrichter hier im Betrieb nicht vorenthalten (über 30 Ohm am Ausgang). Da schlägt das Herz des Radiofans höher, oder?
Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.