pioneer: Pioneer SA-7800 Lautstärkeregelung mit Stufenschalter
pioneer: Pioneer SA-7800 Lautstärkeregelung mit Stufenschalter
Ich habe seit längerer Zeit einen SA-7800 als Werkstatt-Verstärker. Dabei ist mir schon immer unangenehm aufgefallen, dass sich das Ausgangssignal (z.B. Sinus) mit dem Lautstärkeregler nicht genau einstellen lässt. Es springt beim Betätigen des Reglers immer zwischen festen Werten.
Heute habe ich einen identischen Verstärker repariert und nachdem der Lautstärkeregler nicht mehr zu reanimieren war, habe ich ihn ausgebaut und zum Reinigen zerlegt. Was ich dabei zu sehen bekam, war wirklich verblüffend: es ist kein Potentiometer, sondern ein Stufenschalter mit Festwiderständen in Poti-Bauweise! Faszinierend ist die technische Realisierung: es gibt, wie bei einem Poti, einen inneren und äußeren Schleifer. Für den inneren Schleifer gibt es auch einen Schleifring, wie gewohnt. Es gibt auch eine außen umlaufende Kohlebahn, allerdings verläuft sie außerhalb der Bahn des äußeren Schleifers, so dass dieser die Kohlebahn nicht berührt. Von dieser Kohlebahn führen dann feine versilberte Kontaktflächen nach innen auf die Laufbahn des äußeren Schleifers. Der Schleifer und die Kontaktflächen liegen so zueinander, dass vom Schleifer immer mehrere Kontaktflächen gleichzeitig kontaktiert werden. So ergibt sich ein "kurzschließender" Schalter und es ist beim Drehen kein Knacken zu hören. Interessantes Detail: Der Abstand der einzelnen Kontaktflächen zueinander ist nicht konstant, sondern verändert sich stark mit dem Drehwinkel. Vermutlich wird so der exakte logarithmische Widerstandsverlauf hergestellt.
Warum dieser Aufwand? Einmal gibt es bei einer solchen Bauweise keinen altersbedingten Widerstandsanstieg durch Abrieb auf der Kohlebahn. Das ist übrigens nicht zu unterschätzen. Bei meinem Sennheiser VKS 203 ist der Widerstand des Lautstärkepotis in 50 Jahren von 2 x 1 M auf 2 x 5 M angestiegen, mit entsprechender Auswirkung auf den Klang (Höhenverlust). An solche Zeiträume hat bei Pioneer sicher niemand gedacht, aber hier geht es vermutlich vorrangig um den exakten Gleichlauf beider Kanäle, denn hier haben sich die Pioneer-Leute mit der extrem auflösenden Leistungsanzeige selbst ein Bein gestellt! Der kleinste angezeigte Wert beträgt 0,001W, damit werden geringste, eigentlich unhörbare Differenzen in der Lautstärke beider Kanäle durch die Anzeige sofort aufgedeckt. Die bauartbedingten Ungenauigkeiten eines logarithmischen Stereo-Potentiometers hätten hier wohl schnell zu Reklamationen geführt.
Im Pioneer-Katalog 79/80 wird unter den Besonderheiten dieser Serie der "professionell kalibrierbare Lautstärkeregler" aufgeführt.
Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.
Rheostat nicht ganz neu
Sehr geehrter Herr Feth,
die Verwendung eines Rheostaten zur Lautstärkeregelung ist nicht ganz neu, in der "Klangfilm-Ära" gab es diese Art der Lautstärkeregler auch in Form des Saalreglers. In der Anwendung als Saalregler hatte man den Gesichtspunkt der einfachen Bedienbarkeit im Hinterkopf. Ich hatte das Glück im vergangenen Sommer mit einem Filmvorführer aus dieser Zeit sprechen zu können. Die Dosierung der Lautstärke fiel dem Personal im Vorführraum deutlich leichter. 1/4 gefüllter Saal Stufe 7; 1/2 Stufe 12; voll gefüllter Saal Stufe 14-15.
Damals waren das rein praktikable Gründe, heute bzw bei ihrem Pioneer Gerät steht etwas anderes im Vordergrund. Widerstände an sich Rauschen die einen mehr(Vitrohm) die anderen weniger(Beyschlag) aber ein Potentiometer durch den Schleifkontakt rauscht noch mehr. Richtig "angefressene" High-End Sammler nutzen ein Potentiometer höchstens als Shunt, so das das Signal nicht durch das Potentiomer "fließt". Man fürchtet den Verlust im Klangspektrum, ob das nun stimmt oder nicht sollte jeder für sich selbst bewerten.
Tendenziell ist zu sagen, dass die Realisierung in einem Rheostaten deutlich hochwertiger ist. Auch der Verschleiß durch eingegrabene Schleiferkontakte in der Kohlebahn werden daurch vermieden. Ebenfalls das Einstauben mit der Folge von Kontaktproblemen treten nicht auf.
Mit freundlichen Sammlergrüßen
Tobias Münzing
Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.