ponti: Ponti-Zauberdose-Deckel
ponti: Ponti-Zauberdose-Deckel
Sehr geehrte Sammlerkollegen,
hier soll es heute einmal nicht vordergründig um eine (elektro-)technische Restaurierung eines Gerätes gehen, sondern um sein `Gehäuse`, bei der Zauberdose bekanntermaßen eine Vase.
Bei dem Exemplar, welches ich erhielt, war leider der Deckel "abhanden" gekommen. Ansonsten präsentierte sich das Radio im Originalzustand und so machte ich mir Gedanken, wie man denn zu einem Deckel kommen könnte. Der erste Versuch bei einem Porzellan-Restaurator endete mit einer vagen Preisangabe "250,- Euro, mindestens!" -Doch etwas zu üppig...-
So blieb nichts weiter übrig als Marke `Selbermann`. Glücklicherweise lieh mir ein netter Sammlerfreund sein Exemplar des Deckels, sodass ein Muster zur Verfügung stand. Ansich war die Verfahrensweise zur Herstellung klar, es konnte sich nur um einen Nachguss als sogenannte `Gießkeramik` handeln. Recherche ergab, das über den Hobbyversand `Selva` in Trossingen alle zur Nachfertigung benötigten Utensilien beschafft werden konnten, d.h. sowohl Abform-Kautschuk als auch Gießkeramikmasse und Kaltglasur zum Herstellen der Farbe.
Nur hatte ich bis dahin im Herstellen von Keramiken soviel Erfahrungen wie wohl `Jedermann auf der Strasse`. Hält man sich allerdings an die Mengenangaben in den Anleitungen (auswiegen, nicht schätzen!) und arbeitet sauber, funktioniert es auch als Keramik-Amateur! So gelang die zweiteilige Form (Außen-und Innen-Kontur) und schließlich auch der Gießling. Nach etwas Nacharbeit mit dem Dremel an den Durchbrüchen war folgendes Ergebnis entstanden:
Der Gießling wurde nun grundiert, ich wählte dafür den Revell-Modellfarbton 314 (Pastelles Weiß/Eierschale). Der nächste Schritt war die Herstellung des Klappgestänges, hier im wahrsten Sinne des Wortes eine Laubsäge-Arbeit mit dem Metallblatt, zusammengenietet (wer kann heute noch eine Nietlänge berechnen??) und mit Silberfarbe lackiert. Das Befestigen der Gestänge im Deckel erfolgte abweichend vom Original (Spannring) hier mit kleinen Messing-Hülsendübeln und M3-Schrauben in den Wangen des Deckels. Der Vorteil ist die leichte Demontierbarkeit bei den unerlässlichen Apassungsarbeiten. Sodann erfolgte die erste Anprobe:
Das Ergebnis konnte überzeugen und so stand der nächste Schritt, die Glasur, an. Da hier nicht eingebrannt werden kann, kommt nur sogenannte Kaltglasur (Epoxidharzbasis) infrage. Die Verarbeitung gestaltet sich recht einfach, beide Komponenten werden im Verhältnis 1:1 gemischt und wurden mit einem Gemisch verschiedener Grüntöne von Revell-Modellfarbe eingefärbt. Die Glasur verhält sich genauso wie bei Brennkeramik, d.h. sie ist transparent und fließt (dickflüssig). Nach 24h ist sie vollständig durchgehärtet und bietet folgendes Bild:
Die Innenseite des Deckels wurde wie beim Original mit einer Glasierung in einem hellen eierschalen-farbenen Ton vorgenommen. Nach dem Aufkleben des Dämpfungs-Filzstreifens kam die Endmontage und nach einigen Anpassungsarbeiten präsentierte sich dann das Endergebnis:
Fazit:eine gelungene Nachfertigung, Verbesserungen bei der Farbgebung sind immer noch möglich (Überglasieren ist kein Problem) und ein wieder komplettiertes Gerät! Wenn das Herbert Lennartz wüßte.... vgl. ` Abele`, Hist.Radios, Bd.1/ Kap.3.46
Mit freundlichen Sammlergrüssen! Uwe Müller
Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.