Radio Tirana Albanien

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Radio Tirana Albanien 
18.Jun.18 11:18
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Wolfgang Lill (D)
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Wolfgang Lill

Am 28.11.1938 erfolgt die feierliche Eröffnung des Albanischen Rundfunkprogrammes in Tirana.

Der König der Albaner Ahmet Zogu und seine Frau Geraldine traten an das Mikrofon.

Das erste Funkhaus in Tirana Der Sender selbst soll sich im Rathausturm befunden haben. Leider habe ich keine Angabe zur Leistung und Frequenz gefunden.

Von Anfang an sendet man auf Mittelwelle. Bereits Anfang der 20iger Jahre soll von Bari ( Italien) ein Programm in Albanischer Sprache ausgestrahlt worden sein. Ob das je in Albanien gehört wurde, ist nicht überliefert. 

Albanien wurde am 7.April 1939  von italien besetzt. Hier ein Radioprogramm vom 30.12.1939 sowohl in Albanisch als auch in italienisch.

 

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Radio Tirana Albanien ab 1955 
29.Jul.18 10:59
342 from 3661

Wolfgang Lill (D)
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Wolfgang Lill

Bereits 1952 / 53  kommen in noch unregelmäßigen Abständen deutschsprachige Sendungen von Radio Tirana. In dem streng abgeschotteten Land wird nun planmäßig der Auslandsrundfunk aufgebaut. 

Erst seit 1964 gibt es regelmäßige Sendungen in deutscher Sprache. Enver Hodscha, der ehemalige Partisanenführer hatte schon 1948 mit Jugoslawien die Beziehungen faktisch eingestellt, 1961, nach dem Bruch mit dem Stalinismus in der Sowjetunion , auch mit dieser Großmacht. 

Vorbild und Freund war nun die Volksrepublik China und wie wir damals in der DDR sagten, die Albaner, der kleine Europäische Satellit der Chinesen in Europa.

Umso mehr war es für mich als Jugendlichen eine Herausforderung, gerade Radio Tirana zu hören. Übrigens habe ich in Programmzeitschriften der DDR ein Programm von Radio Tirana nicht gefunden. Auch in der BRD sollen solche Programminformationen  in großen Programmzeitungen ebenfalls nicht veröffentlicht worden sein. Aber es gab natürlich in der BRD Parteien und Verlage, die das Programm und die Ideologie hofierten:

Interessant war für mich, das damals die Sprecher alle perfekt deutsch sprachen. Wie ich heute weiß, waren es teilweise Emigranten  dieser kommunistischen Gesinnung aus der BRD, die dort moderierten.

Ein Programm hatte ich doch gefunden vom November 1971. Ich kann nur sagen, damals Propaganda vom Feinsten !

die 2 Senderfotos privat

Sehen wir uns doch mal so eine Rede an:

(Radio Tirana 27. 5. 1976) Auf der schwarzen Liste der Parteien, die den Marxismus-Leninismus, die Revolution und den Sozialismus verraten haben, steht auch die SED. Mit der Usurpierung der Macht in Partei und Staat durch die Chruschtschow-Revisionisten Ulbricht und Konsorten entartete die SED zu einer sozialfaschistischen bürgerlichen Partei. Die Ideale, für die die Arbeiterklasse kämpfte, für ein antifaschistisch-demokratisches Deutschland, für die Diktatur des Proletariats und den Aufbau des Sozialismus im ersten Staat der Arbeiterklasse und der werktätigen Bauernschaft in der Geschichte Deutschlands wurden durch den revisionistischen Verrat zunichte. Ulbricht und nach ihm Honecker zerstörten die Diktatur des Proletariats und ersetzten sie durch die sozialfaschistische Diktatur der ostdeutschen Bourgeoisie, sie trugen den Sozialismus zu Grabe und brachten Ostdeutschland auf den kapitalistischen Weg, verwandelten es in eine Kolonie des sowjetischen Sozialimperialismus. Nach dem 20. Parteitag der sowjetrevisionistischen Partei und des konterrevolutionären Putsches von Nikita Chruschtschow gingen die Ostberliner Putschisten mit Ulbricht an der Spitze unter der Maske des Kampfes gegen den Personenkult, den Dogmatismus, das Sektierertum, die Verletzung der leninistischen Normen usw. usf. zu einem Frontalangriff auf den Marxismus-Leninismus über. Ebenso wie Chruschtschow die Periode des sozialistischen Aufbaus in der Sowjetunion und die Gestalt Stalins in den Schmutz zerrte, taten es auch diese Renegaten mit der ruhmreichsten Periode der Geschichte Deutschlands. Die Konterrevolution der ostdeutschen Revisionisten, die mit friedlichen Mitteln erfolgte und mit einer raffinierten Demagogie getarnt war, fand die ostdeutsche Arbeiterklasse und die Partei unvorbereitet, und diese ließen die Partei und die Macht der Diktatur des Proletariats in den Händen der Revisionisten und Sozialdemokraten Grotewohls. Die Ulbricht-Gruppe begann allmählich die SED zu zersetzen und sie in eine Partei von Verrätern im Dienst der Kreml-Führung zu verwandeln. Ulbricht und Konsorten schlossen Tausende von Kommunisten, die mit ihrer Linie nicht einverstanden waren, aus der Partei aus und steckten sie auch in die Gefängnisse. Außerdem wurde allen Renegaten und „Links“ - und Rechtsopportunisten, allen kleinbürgerlichen, karrieristischen und sozialdemokratischen Elementen Tür und Tor geöffnet, um einen Stoßtrupp zu bilden, der sich in den Dienst der chruschtschowschen Konterrevolution stellte, um den Kapitalismus und die sozialfaschistische Diktatur zu errichten. Jetzt, mehr als zwei Jahrzehnte nach jenen Ereignissen, kann man es klar sehen, wohin die Chruschtschow-Revisionisten die DDR geführt haben. Der sogenannten „SED“ haftet nichts Kommunistisches mehr an. Sie ist zu einer bürgerlichen Partei, zu einer Partei der hohen bürokratischen Schicht und der Arbeiteraristokratie geworden, die die Interessen der ostdeutschen und der sowjetischen neuen Bourgeoisie vertritt und verteidigt. Diese Bürokratenkaste herrscht heute mit allen Mitteln und Methoden über die Arbeiterklasse und übt über sie die faschistische Diktatur aus. Vor allem verkaufte die faschistische HoneckerClique die nationalen Interessen, die Souveränität und die Unabhängigkeit des deutschen Staates voll und ganz an den sowjetischen Sozialimperialismus. Die Revisionisten in Ostberlin spekulieren mit der einstigen, im Feuer des Kampfes für die Ideale des Kommunismus in der Zeit Lenins und Stalins geschmiedeten Freundschaft der deutschen Arbeiterklasse zur Sowjetunion, und sie wollen ihr eine bedingungslose Unterwerfung unter die Innen- und Außenpolitik der neuen Zaren im Kreml aufzwingen. Diese Politik bemüht sich Honecker, als einen Ausdruck des proletarischen Internationalismus hinzustellen. Aber von welchem „proletarischen Internationalismus“ können schon diese Renegaten des Marxismus-Leninismus sprechen, wenn die DDR heute von den sowjetischen Sozialimperialisten besetzt ist und deren vorgeschobensten Posten im Westen darstellt, wenn Honecker und Konsorten die eifrigsten Anwender der Expansions- und Hegemoniepolitik Moskaus waren und sind ? Bekanntlich waren sie die fanatischsten Befürworter und Unterstützer der sowjetischen Marschälle und Generäle bei der Besetzung der Tschechoslowakei. Auch in der deutschen Frage verrät diese Clique nach wie vor nicht nur die Interessen der deutschen Arbeiterklasse, sondern auch aller Völker Europas, indem sie auf die Unterzeichnung des Friedensvertrages verzichtet hat und das Schicksal der deutschen Nation dem US-Imperialismus, dem sowjetischen Sozialimperialismus und dem westdeutschen Imperialismus überlässt. Nach innen verfolgt die Honecker-Clique eine Politik der Entwicklung des Kapitalismus, der Klassendifferenzierung, der Heranbildung einer bürokratischen Kaste, die durch ihren Gewaltapparat die Arbeiterklasse und die breiten werktätigen Massen ausbeutet und unterdrückt. Sie hat den Sowjetrevisionisten gestattet, die Wirtschaft Ostdeutschlands an sich zu reißen. Die DDR ist zu einer wirklichen Industriekolonie für die sowjetische Metropole geworden. Die deutsche Arbeiterklasse, alle revolutionären Kräfte, halten die Augen offen und durchschauen immer besser den revisionistischen Verrat an den hohen Idealen des Marxismus-Leninismus. Die Gründung der Sektion DDR der KPD/ML ist ein glänzender Sieg für die deutsche Arbeiterklasse in ihrem Kampf für die Errichtung der Diktatur des Proletariats und für den Aufbau eines vereinten, unabhängigen, sozialistischen Deutschlands. Die Zeit arbeitet für die proletarische Revolution, und wenn nicht heute, so wird morgen die deutsche Arbeiterklasse bestimmt auf den Plan treten und, wie es in der Gründungserklärung der Sektion DDR der KPD/ML heißt, kann dies nur unter der Führung einer revolutionären Partei erreicht werden, die gemäß der revolutionären Theorie des Marxismus-Leninismus aufgebaut ist. In den Reihen dieser Partei ist heute der Platz der wahrhaften Marxisten Leninisten.  

Quelle: R.Pinkau: Radio Tirana, 1980  

und fleissig wurden Empfangsberichte angefordert und natürlich auch QSL- Karten versendet.

Nun haben wir auch Sendezeiten und Frequenzen (etwa 1980) .

Noch eine etwas kämpferische QSL aus der damaligen Zeit: 

Nach dem Tod von Mao Tse- Tung am 09.September 1976, nahm man ab 1978 auch Abstand zur chinesischen Politik und man entwickelte eine eigene Staatsdoktrin, den Hoxhaismus. Enver Hodscha starb 1985, sein Nachfolger  R.Alia setzte diese Politik jedoch bis 1991 fort.

Inzwischen hatte sich Radio Tirana dank auch der von China errichteten gewaltigen Sendeanlagen zu einer "Großmacht" der Ausslandssendungen entwickelt.

Werner Schubert, der Leiter des Deutschen Hörerklubs von Radio Tirana schreibt dazu:

Vor 1991 sendete Radio Tirana in bis zu 22 Sprachen, danach waren es noch 7: Englisch, Französisch, Griechisch, Italienisch, Serbisch, Türkisch und Deutsch. Beste Beziehungen zu einer kommunistischen Partei, der westdeutschen KPD/ML, waren traditionell, und bis zum Untergang des Real-Sozialismus arbeiteten deutsche Parteimitglieder als Sprecher in Tirana. Die Station hat kein Problem mit der eigenen Vergangenheit als konkurrenzfreies Sprachrohr der Arbeiter-Partei, man hat sich nie umbenannt und Parteimitglieder nicht deswegen gekündigt. Das (wenn auch verkleinerte) Fortbestehen des deutschen Programms nach der „Wende“ in Albanien wurde laut Aussagen der beiden verbliebenen Redaktionsmitglieder durch Empfangsberichte und Hörerpost gesichert; ein Verdienst der deutschsprachigen DX-er und dort vor allem des Hörerclubs (unter Leiter Werner Schubert). – Der Kurzwellensender verfügt über 100 kW Leistung und ist für das 41-m-Band geeignet. Der stärkere MW-Sender 1458 khz versorgt stundenweise Kosovo in Albanisch sowie ebenso Griechenland, die Türkei & Serbien in deren jeweiligen Landessprache.​

Fotos privat 

Auch dieser Postkarte ( 70iger Jahre ...nach dem Auto zu urteilen) wurden QSL Bestätigungen verschickt.

Machen wir wieder einen großen Sprung  in die Gegenwart. China hatte vor gut 10 Jahren eine neue Kurzwellensendeanlage aufgebaut... hier ein Auszug von Andreas Hemming, von der Deutsch Albanischen Freundschaftsgesellschaft

Anfang 2017 konnte man Radio Tirana noch auf Kurzwelle hören. Diese Ausstrahlung fiel aber Februar vermutlich wegen einem  Defekt aus. Statt es zu reparieren verkündete rtsh (=Radio Televizioni Shqiptar) Mitte März gewiss nicht überraschend die endgültige Abschaltung der Sendeanlagen nahe Shijak in Cërrik (Kurzwelle) und Fllaka (Mittelwelle). Der Mittelwellensender wurde dann in Juni eingestellt. Gesendet wurde bis zu diesem Zeitpunkt mit neuster Technik, die erst 2004 installiert bzw. gebaut wurde – von einem chinesischen Konzern wohlbemerkt: Die Inbetriebnahme der zwei in China angefertigten Sender, mit einer Leistung von jeweils 100 kW, war mit der Vereinbarung verbunden, dass die Chinesen die Kurzwellenstation in Cërrik bis 2019 mit benutzen können.

Offenbar stand nichts über die Wartung der Anlagen im Vertrag. Das ist eben nicht geschehen. Um die Wortwahl eines verärgerten Kenners der Materie hier wiederzugeben: Radio Tirana habe es geschafft, den neue Sender innerhalb eines Jahrzehnts zu Schrott zu fahren. Die Antennen verfielen zusehends; die Rede war zuletzt von herabhängenden Drähten und Kupferdiebstahl. Dadurch konnte in der letzten Phase nur noch ein schwaches Sendesignal erzeugt werden.

Das Radio Tirana überhaupt noch ein Auslandsprogramm ausstrahlte – und dass auch noch auf Deutsch – ist unter anderem der regen Beteiligung der nach wie vor starken (aber durchaus alternden) Kurzwellensenderhörerschaft nicht nur in Deutschland, deren Hobby es ist, Kurzwellensender anzuschreiben und Empfangsbestätigungen, sogenannte QSL-Karten, zu sammeln. In München beheimatet ist zudem ein Radio Tirana Hörerklub, der sich für die Fortführung des deutschsprachigen Programms engagiert. Mangels Hörerrückmeldungen ist für einige Sprachregionen gar nicht sicher, ob überhaupt jemand das Programm hört.

Nun müssen aber auch die Kurzwellenhörer auf das Internetangebot von Radio Tirana zurückgreifen. Dieses ist als Livestream oder auch als Podcast auf radio360.eu zu hören. Die Frage ist nur, wie lange noch?

Also machen wir den nächsten Sprung zu Radio EU360

Albanien

Radio Tirana RTSH3 - Deutsches Programm 

Albanien

Da also wird es noch über Kurzwelle ausgestrahlt, ich glaube mit je 1 KW Sendeleistung. Da muss schon ein sehr empfindlicher Empfänger und eine entsprechende Èmpfangsantenne bereitstehen und es darf keine Störer in der Nähe sein, dann ist es es sicher ein dx- Erlebnis !

Nun kommt noch eine gute Nachricht, Radio Tirana wird, wie mir Astrid Ibro  ( Bild links oben auf der QSL- Karte mit Frau Mihali) versicherte, weiterhin in Deutscher Sprache senden. Inzwischen natürlich auch im Internet. Frau Svjetllana Mihali ist inzwischen Rentnerin, aber es gibt zwei neue Mitarbeiter, die gerade für die deutschsprachige Sendung fit gemacht werden; Kleidja Pere und Juxhin Ngjelina die neuen Kollegen in der deutschsprachigen Abteilung, hier nicht im Bild, das ist das "alte Redaktionsteam")

Hier oben nochmal zwei QSL-Karten, die an die Hörer als Empfangsbestätigung verschickt werden.

2 Fotos privat 

Bleibt mir, den Kollegen von RadioTirana weiterhin viel Erfolg zu wünschen und das sie einen Beitrag mit dem Auslandsrundfunk leisten, auch das Land und die Menschen interessanter zu machen...was sich sicher mit einem Zuwachs an Touristen bemerkbar machen wird.

 

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Radio Tirana Albanien ab 1955 
05.Aug.18 15:32
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Wolfgang Lill (D)
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Wolfgang Lill

Herr Schubert, der Leiter vom Radio Tirana Hörerklub schreibt mir zum Beitrag

...danke für den Link, der Beitrag ist doch super geworden! Nur einen kleinen Fehler habe ich gefunden, der wohl an der oft fehlerhaften Info des Shortwaveservice liegt. - Es wird aktuell nur die Kurzwelle 3985 kHz eingesetzt, die 6005 kHz gab es nur im letzten Sommer. 

Also hiermit sei es korrigiert:  nur auf   3985 KHz  Montag bis Sonnabend  21,30 bis 22,00 Uhr 

Nebenbei: Nicht alle deutschen Sprecher waren früher Mitglieder der KPD/ML, manche waren nur bei der Deutsch-Albanischen Freundschaftsgesellschaft und nicht 100% ideologisch verwurzelt, obwohl natürlich ein Hang zum System durchaus bestanden hat bei dem Entschluss, für drei Jahre nach Tirana zu gehen. Übrigens immer nur Ehepaare - aus "moralischen" Gründen...

 

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