radiosolo: 517; Verwendung der Worte Sockel und Fassung
radiosolo: 517; Verwendung der Worte Sockel und Fassung
Sehr geehrter Herr Roschy,
Wie vieles im Leben: So gegensätzlich -wie sie es bezeichnen- sind die Teile dann doch nicht. Sie passen nämlich gut zu- und sogar ineinander, so dass man sie manchmal gar nicht mehr auseinanderhalten kann. Mein heutiger Blick ins Net half nicht viel weiter, auch Wikipedia weiss es nicht so recht.Eine Legaldefinition habe ich in der Kürze nicht gefunden.
Mir scheint, die Unsicherheit besteht auch im frz. Sprachraum. Sicher ist nur: In all meinen frz. Katalogen werden der Teil, in den die (fertig hergestellte) Röhre eingesteckt wird, als support bezeichnet. Meine etwas älteren Lexika bieten dafür -je nach Bedeutungssinn- verschiedene Übersetzungsmöglichkeiten an, darunter Sockel, aber nicht Fassung. So allerdings - teilweise unklar- Leo und anscheinend neuere Wörterbücher. Bei Abfassung meines Beitrags schaute ich vorsichtshalber in das Dictionnaire de Radiotechnique von Michel Adam (Librairie de la Radio, erschienen ca. 1950). Dort steht bei Sockel =Support (de lampe) und bei Fassung=Douille. Die in den frz. Katalogen als douilles angebotenen Gegenstände sind jedoch ganz anderer Art.
In Den Thali habe ich schon gar nicht mehr geschaut, weil auch diesem die Etymologie der beiden Wörter (je Sprache) nicht zu entlocken ist. Mit meinem Beitrag wollte ich eigentlich nur auf die unterschiedlichen Werkstoffe hinweisen. die -wie angedeutet- auch bei deutschen Radios in diesem Bereich (man beachte die Nichtverwendung bestimmter Wörter) verbaut wurden. Leider konnte ich hierüber im Radiomuseum nicht all zu viel finden. Wurde -konsequenterweise- auch zum Fuss der Röhre in bestimmten Fällen ein besonderes Material verwendet?
Mit freundlichen Grüssen
Manfred Rathgeb
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Werkstoffe für Sockel und Fassungen
![Jacob Roschy](https://www.radiomuseum.org/image.cfm?image=jr06.jpg&width=120&height=140)
Guten Tag Herr Rathgeb,
aus der französischen Fachliteratur des Röhrenzeitalters sind mir ganz eindeutig nur die Begriffe „Culot“ für Sockel und „Support“ für Fassung bekannt. Im fachfremden Sprachgebrauch können natürlich für Gegenstände gleicher oder sehr ähnlicher Funktion mehr oder weniger davon abweichende Begriffe verwendet werden, was wohl in den meisten Sprachen der Fall sein dürfte.
Von den allgemein üblichen Werkstoffen Bakelit oder auch Pertinax, letzteres speziell für besonders preisgünstige Fassungen, wird normalerweise nur dann abgewichen, wenn besondere Anforderungen hinsichtlich Frequenz, Spannung und / oder Temperatur bestehen.
Dies war nur ein Thema für die Hersteller entsprechender Geräte und liefert darüber hinaus wenig Gesprächsstoff, daher auch nicht im RM.
Auch für die Sockel von Röhren wurden bestimmte Werkstoffe je nach Anwendung der Röhre verwendet. Für normale Röhren wurde fast ausschließlich Bakelit verwendet, bei Philips „Philite“ genannt. Bei erhöhten Anforderungen war wohl Micanol am weitesten verbreitet, eine Bakelitart auf Glimmerbasis, gefolgt von komplett keramischen Sockeln oder Sockeln mit Keramikboden und Metallhülse.
Festgelegt wird die Art des Sockels oft durch die Typenbezeichnung der Röhre. Dies kann man gut am Beispiel der Sende- Doppeltrioden 2C34, RK34, CV18 und 4074A sehen, die alle gleiche Daten haben und sich nur im Sockel unterscheiden.
Die 2C34 hat einen Micanol- Sockel, die RK34 einen Sockel aus Bakelit, die CV18 einen Keramiksockel, und die 4074A einen Sockel mit Keramikboden und Metallhülse, wobei Abweichungen nach Willkür der Hersteller und Lieferanten möglich sind.
Bei Octal-Röhren ist eine Version mit Micanol- Sockel durch den Suffix Y in der Bezeichnung gekennzeichnet, z. B. 6SA7GTY oder 6SJ7Y
M. f. G. J. R.
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Sockel - Fassung
![Peter von Bechen † 15.7.19](https://www.radiomuseum.org/image.cfm?image=d_peter_vonbechen_2004.jpg&width=120&height=140)
Hierzulande werden schon mal die Begriffe durcheinander geworfen. Ursache ist sicherlich, dass das im englischsprachigen Raum gebräuchliche Wort "Socket" ganz ähnlich klingt wie "Sockel" und deshalb gerne so (falsch) übersetzt oder unreflektiert in unseren Sprachgebrauch übernommen wird.
"Socket" ist das Ding, in das die Röhre hereingesteckt wird, also auf Deutsch die "Fassung".
"Sockel" ist der untere Teil der Röhre, an dem sich die Anschlussstifte befinden (heißt übrigens auf Englisch "Base")
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Verinnerlichung 'Sockel - Fassung'
![Kurt Schmid](https://www.radiomuseum.org/image.cfm?image=d_kurt_schmid_2010.jpg&width=120&height=140)
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Bedeutungsverschiebung
![Dietmar Rudolph † 6.1.22](https://www.radiomuseum.org/image.cfm?image=Dr_R_2.jpg&width=120&height=140)
Offenbar hat es bei diesen Begriffen im Laufe der Jahre eine Verschiebung der Bedeutung gegeben.
In "Wigge, H.: Rundfunktechnisches Handbuch, Teil 1, Krayn, 1925" finden sich auf S. 174 - 175 folgende Erklärungen.
Für Wigge hat die Röhre einen Fuß, der dann in einem Sockel steckt.
Das kann vielleicht als Reminiszenz zu den damals noch rechlicher vorhandenen Standbildern verstanden werden, die ja alle auf einem "Sockel" stehen.
Der heute übliche Sprachgebrauch ist durch eine Verschiebung der Bedeutung hervorgegangen.
- (alt) Röhren-Fuß ⇒ Röhren-Sockel
- (alt) Röhren-Sockel ⇒ Röhren-Fassung
MfG DR
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Zum Jahresausklang dieser Text mit etwas Augenzwinkern
![Georg Beckmann](https://www.radiomuseum.org/image.cfm?image=kopievonsilvester027.jpg&width=120&height=140)
In einem Wertsack versackte Wertbeutel hätten versackt werden müssen.
Der Wertsack ist ein Beutel, der auf Grund seiner besonderen Verwendung im Postbeförderungsdienst nicht Wertbeutel, sondern Wertsack genannt wird, weil sein Inhalt aus mehreren Wertbeuteln besteht, die in den Wertsack nicht verbeutelt, sondern versackt werden. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass die zur Bezeichnung des Wertsackes verwendete Wertbeutelfahne auch bei einem Wertsack mit Wertbeutelfahne bezeichnet wird und nicht mit Wertsackfahne, Wertsackbeutelfahne oder Wertbeutelsackfahne. Sollte sich bei der Inhaltsfeststellung eines Wertsackes herausstellen, dass ein in einen Wertsack versackter Wertbeutel hätte versackt werden müssen, so ist die in Frage kommende Versackstelle unverzüglich zu benachrichtigen. Nach seiner Entleerung wird der Wertsack wieder zu einem Beutel, und er ist auch bei der Beutelzählung nicht als Sack, sonder als Beutel zu zählen. Bei einem im Ladezettel mit dem Vermerk "Wertsack" eingetragenen Beutel handelt es sich jedoch nicht um einen Wertsack, sondern um einen Wertpaketsack, weil ein Wertsack im Ladezettel nicht als solcher bezeichnet wird, sondern lediglich durch den Vermerk "versackt" darauf hingewiesen wird, dass es sich bei dem versackten Wertbeutel um einen Wertsack und nicht um einen ausdrücklich mit "Wertsack" bezeichneten Wertpaketsack handelt. Verwechslungen sind insofern im Übrigen ausgeschlossen, als jeder Postangehörige weiß, dass ein mit Wertsack bezeichneter Beutel kein Wertsack, sondern ein Wertpaketsack ist.
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