regency: Regency TR99

ID: 409564
Dieser Artikel betrifft das Modell: TR-99 World Wide (Regency (brand of I.D.E.A.))

regency: Regency TR99 
05.Dec.16 13:59
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Rudolf Drabek (A)
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Rudolf Drabek

 

Summary: Das in RMorg angelegte Modell TR99 war das Letzte einer Reihe von Portables.

Auffällig sind mehrere Details:

  1. Es wird nur ein Typ Transistor 2N229 für alle Stufen verwendet
  2. Die Schaltung entspricht dem Standard der späten 50er Jahre mit Gegentaktendstufe und 3 Transistoren im HF bzw. ZF-Teil. Es gibt einige Details die,  nicht ergründbar, eigenartig dimensioniert sind.
  3. Damals waren schon Geräte von der  japanischen Konkurrenz im Markt, wobei mir der sehr ansprechende Sony TR610, im Film „Der 27. Tag“, als modernes  Produktplacement gezeigt, auffiel. Im Internet ist zu lesen: Regency „was squeezed out of the market“.

Weiter im Detail:

     4. NF-Teil

Die Speisespannung beträgt 4,5 V. Der Ruhestrom ist angegeben mit 10 mA. Der TR1 brauchte nur 4 mA!

Editorial: Es empfiehlt sich ein Schaltbild auszudrucken, da in dem Bild oberhalb die Bezeichnungen schlecht zu lesen sind.

Die Schaltung selbst zeigt eine elegante, selbsteinstellende Vorstufe mit 2 Transistoren, wodurch einige Bauteile eingespart werden konnten.

Warum der Basisspannungsteiler R17, R18, als auch der Treibertrafo und die erste NF-Stufe nach dem Widerstand R21, bei ca. 7,5 mA Strombedarf,  angeschlossen sind und damit die Speisespannung, für den ZF-Teil unnötig reduzieren ist nicht zu erkennen.

Die Verstärkung des NF-Teiles ist mit R13 und R14 auf max. 100 eingestellt und damit auch gegengekoppelt für geringen Klirrfaktor..

Die Ausgangsleistung ist nicht im Modell nicht angegeben und wird geschätzt auf 200mW entsprechend 1 Veff an 5 Ω bei voller Batteriespannung. Die Empfindlichkeit des NF-Teiles ist damit recht groß mit ~ 10 mVeff  für Vollaussteuerung.

5. ZF-Teil

Die Spannung für den ZF-Teil ist, wie zu sehen und s.o. erklärt, nur 3,2 V .

Das hat eine etwas kühne Dimensionierung der DC- Einstellung der zwei ZF Transistoren zur Folge mit 0,1 V an R7 als auch R11. Bei dem geringen Vbe Bedarf von Ge-Transistoren mit ebenfalls nur 100mV sind hier größere Exemplarstreuungen über die Vbe-Toleranzen zu erwarten. Was nicht notwendigerweise bei etwas höherer Speisespannung der Fall gewesen wäre. Bei Emitterwiderständen von 0,5…1 kΩ gäbe es  vernachlässigbare Steuungen. Anderseits wird durch die gewählte Dimensionierung der Regelspannungsbedarf kleiner und dies kann ein Grund für diese Schaltung gewesen sein. Kann sein, dass hier noch ein anderer Grund vorliegt, der nur vom Schaltbild aus, nicht zu erahnen ist.

Die Mischstufe zeigt eine perfekte Einstellung.

Durch die Speisespannung von 3,2 V, wie im Schaltbild eingetragen, muss die Übersetzung des letzten ZF-Filters angepasst werden um die Regelspannung aufbringen zu können, was am Neutralisationskondensator C17 mit 39 pF zu erkennen ist, im Vergleich zu 82 pF der ersten ZF-Stufe. Bis 3 V Speisespannung sollte an sich noch der volle Regelumfang erzielbar sein. Statt 1:10 beim TR1 sind es nun etwa 1:4 beim TR99 mit dem Grund der kleineren Spannung.

Ein interessantes Detail hat die Regelschaltung an sich: Die letzte ZF-Stufe wird etwas mitgeregelt über R10 am Emitter von X2.

Eine weitere Regelung, die auf Kosten der Bandbreite bei Großsignal an der Antenne ist die Diode M2, die ab einer bestimmten Feldstärke den ZF-Trafo A3 bedämpft und damit die Verstärkung reduziert. Das war eine, bei allen Herstellern, übliche Vorgangsweise.

 

Die Zwischenfrequenz hat einen „normalen“ Wert von 455 kHz, wie er in den USA und Japan üblich ist. Die letzte ZF Stufe hat im Detektorkreis eine geringe DC-Last, ist aber AC-mäßig mit R1 via C3 stark bedämpft. Praktisch ist die DC-Last nur der Basisstrom für die Regelstufe. Sehr ungewöhnlich, aber maximal ausgereizt. Die Detektordiode ist mit etwa 80 µA in Durchlassrichtung beaufschlagt.

Wird eine Leerlaufgüte von 100 der ZF-Filter angenommen, als auch die Kreiskapazitäten mit 470…510 pf so ist die Impedanz etwa 70  kΩ = 14 µS. Die Transistoren werden vielleicht so wie OC45 liegen, womit sich eine Betriebsgüte so um 40 ergeben wird mit ca. 11 kHz 3 dB Bandbreite je Stufe. Siehe auch Bild im TR1 Bericht ab Modell. Damit ist die Gesamtselektion S10 ähnlich TR1.

Im Mischer sind keine Besonderheiten zu sehen.

Schade dass Regency von den Japanern aus dem Markt gedrängt wurde. Das Äußere von Geräten spielt da natürlich mit, siehe Modell im RMorg. Aber das hat mit Technik nichts zu tun.

 

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regency: Regency TR99 Neutralisation 
18.Dec.16 22:41
283 from 1580

Rudolf Drabek (A)
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Rudolf Drabek

Ergänzend eine Verdeutlichung wie sich eine Neutralisation der Rückwirkungskapazität eines im ZF-Teil verwendeten Transistors auswirkt.

Die genauen Daten des Originaltransistors sind nicht mehr aufzutreiben, deshalb ein BC556B mit um C7 = 5 pF erhöhter Rückwirkungskapazität. Ein Interessanter Nebeneffekt: Man kann für alte Radios durchaus neuere Transitoren, sogar NF-Typen verwenden, muss aber die Neutralisation neu einstellen. Gleichzeitig erkennt man, dass eine Selektionsanpassung um einige wenige dB bei Fehleinstellung der Neutralisation möglich ist, aber das sollte man tunlichst außer Betracht lassen. Die Güte ist mit R1 und R7 eingestellt.

Das folgende Bild incl. Schaltung zeigt wie sich die Durchlasskurve ändert, wenn der Neutralisationskondensator von 0....200 pF in 20 pF Schritten vergrößert wird.

Genau dieses Bild ergab sich beim Abgleich des Minerva Minx während der Ferialpraxis 1959, wo man einen Drahttrimmer abziehen mussste bis sich eine symmetrische Durchlasskurver ergab. Siehe Beitrag ab Modell zum Link oberhalb.Hier in einer LTspice Simulation. Das Programm ist frei erhältlich und sie können das Verhalten selbst zu Hause im Detail untersuchen. Die Datei, die man mit LTspice aufruft im Anhang.

Im Schaltbild sind einige LTspice Angaben, die die Art der Simulation vorgeben.

AC 10m  = 10 mVs Wechselspannung aus V2

.step parameter Cn 0 200p 20p  steppe den Neutralisationskondensator C5 von 0 bis 200 pF in 20 pF Schritten

.ac oct 10000 420000 500000  Simulation von 420...500 kHz mit 10000 Stufen ja Oktave. D.h es gibt Frequenzsteps von 42 Hz in der Simulation.

K L1 L3 1, bzw K1 L4 L2 1 die Kopplung der Induktivitäten ist 1 gewählt. Im Schaltbild sind auch die Polaritäten der Spulen mit einem Punkt gekennzeichnet.

Die sonstigen Angaben sind selbsterklärend.

 

Anlagen:

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.