Verwischte Radioskala Rekonstruktion

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ID: 540606
Verwischte Radioskala Rekonstruktion 
07.Jun.20 11:21
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Ernst Schlemm (D)
Beiträge: 2
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Rekonstruktion einer verwischten Radioskala

Dieses grobe Missgeschick darf einem halbwegs erfahrenen Radiorestaurator eigentlich nicht mehr passieren: Verwischen der Skalenbedruckung beim Reinigungsversuch, also unwiederbringliche Zerstörung des „Gesichts“ eines mit viel Mühe, Liebe und Aufwand instand gesetzten Radiogeräts. Es passierte mir doch, nachdem Probereinigen an einer unverfänglichen Stelle am Rande der Bedruckung auf kein Problem hindeutete.

Die erste Reaktion darauf ist maßlose Enttäuschung über die eigene Dummheit, gefolgt von Resignation und Fatalismus. Das Teil ist nicht mehr zu retten, normaler Schwund also, abhaken, fertig. So etwas merkt man sich!

Es gibt jedoch einen Ausweg. Die Skala kann, zumindest wenn sie einfarbig bedruckt ist, rekonstruiert werden.

 

Bild 1: Verwischte Originalskala, Nordmende Bremen 398 GW (1949)

 

 

Bild 2: Skala Nordmende 398GW aus dem RM.org

 

S-Plan

S-Plan ist ein Schaltplaneditor, also ein Programm zum Zeichnen von Schaltplänen. Man kann damit aber auch maßstabsgetreu alle möglichen Konstruktionszeichnungen anfertigen.

Das brachte mich bei der erfolglosen Suche nach einer Ersatzskala oder einem Schlacht-Ersatzgerät auf die Idee, die Skala nachzuzeichnen.

Um an die nicht mehr oder nur noch unsicher identifizierbaren Stationsnamen meiner Skala zu gelangen, habe ich mir im RM.org das Bild einer Skala des gleichen Geräts besorgt. 

Man beachte die Verschiebung oder das Neuerscheinen von Stationen gegenüber meiner „Version“  im Mittel- und Langwellenbereich innerhalb vielleicht eines Jahres!

Es vergingen einige Stunden, bis alle Einzelheiten nach möglichst genauem Ausmessen mit der Schieblehre und Korrektur von Schriftgröße und –abständen nach und nach auf dem Monitor erschienen waren, aber das Resultat war nahezu perfekt!

 

 

Bild 3: Mit S-Plan neu gezeichnete Skala

 

 

Bild 3a Auszug

 

S-Plan ermöglicht eine Darstellung in allen Farben. Die entstandene Datei kann u.a. als GIF, JPG und BMP exportiert werden, wobei Bitmap wegen der Dateigröße die beste Lösung ist.

Versuche mit normalem Laserdruck auf Transparentfolie waren kein Erfolg, weil die Farbe vor schwarzem Hintergrund nur sehr schlecht sichtbar wurde. Erst mit dem Thermotransfer- Druckverfahren (Fachbetrieb für Werbetechnik) gelang ein gut deckender, weißer Ausdruck.

Es wird spiegelverkehrt auf selbstklebender Transparentfolie gedruckt. Die neue Träger-Glasplatte wird dann mit etwas Prilwasser benetzt. Nach dem Aufsetzen kann die Folie dadurch noch eine Zeitlang verschoben werden und es bleibt Zeit, vorhandene Lufteinschlüsse auszustreichen.

 

 

Bild 4

 

Bild 4 zeigt die fertige neue Skala. Es ist nahezu kein Unterschied zum Original erkennbar. Das Radio ist gerettet!

 

 

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Verwischte Radioskala Rekonstruktion 
07.Jun.20 12:02
33 from 2203

Gerhard Wickern (D)
Beiträge: 135
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Gerhard Wickern

Hallo Herr Schlemm,

danke für die interessante Anregung! Zwei Fragen hätte ich noch:

Haben Sie als Trägermaterial eine selbstklebende Folie oder ein wasserlösliches Schiebebild (decal) verwendet?

Woher kommt die Beschränkung auf eine Farbe? Kann der Thermotransferdrucker nur eine Farbe?

Weiss als Bedruckung ist natülich besonders schwierig.

 

Herzliche Grüße

Gerhard Wickern

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Verwischte Radioskala Rekonstruktion 
07.Jun.20 12:30
44 from 2203

Ernst Schlemm (D)
Beiträge: 2
Anzahl Danke: 5

Hallo Herr Wickern,

ich habe die Folie in einem Werbe-Fachbetrieb drucken lassen und konnte dann beim Aufkleben zusehen. Die Folie ist selbstklebend, ob der Thermotransferdrucker gleichzeitig mehrere Farben drucken kann, oder es verschiedene Folien für verschiedene Farben gibt, weiss ich leider nicht. Ein grundsätzliches Problem ist sicher der ausreichend deckende Druck weiß vor schwarzem Hintergrund.

Herzliche Grüsse

Ernst Schlemm

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