rffl: Hersteller KB100 II Beispiel für Firmenumbenennu

ID: 29395
Dieser Artikel betrifft das Modell: KB100 II (Fernmeldewerk Leipzig, VEB; Leipzig)

rffl: Hersteller KB100 II Beispiel für Firmenumbenennu 
09.Aug.04 14:05
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Michael Seiffert (D)
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Michael Seiffert

Die Meinungsverschiedenheiten zum Hersteller des Tonbandgerätes KB100 II sind ein typischer Fall zur Thematik der Firmenumbenennungen in der Ex-DDR und zu welchen Verwechslungen es dadurch kommen kann.
Tatsächlich liegt der Sachverhalt wie folgt: Aus dem Körting-Werk wurde das Funkwerk Leipzig und später das Fernmeldewerk Leipzig Betriebsteil 2. Aus dem Löwe-Opta-werk wurde Sternradio Leipzig und später ebenfalls das Fernmeldewerk Leipzig, aber Betriebsteil 1 (Stammwerk). Letztlich und endlich wurde dann daraus das Kombinat Nachrichtenelektronik Leipzig "Albert Norden". Somit sind Funkwerk und Fernmeldewerk indentisch, wenn auch zeitlich aufeinanderfolgend.
 
Der Gesammtbetrieb hatte im leipziger Raum viele grössere und kleinere Betriebsteile, wo die unterschiedlichsten Geräte und Baugruppen gefertigt wurden . Im Laufe der Jahre wechselte das Sortiment und es kamen und gingen damit verschiedene Betriebsteile.

Ohne Anspruch auf Vollständigkeit will ich hier kurz einen Überblick über die Palette der Fertigung geben. Es wurden gefertigt: Geräte und Baugruppen der Nachrichtentechnik für die Post. Dabei Spezialisierung auf Übertragungssysteme der Trägerfrequenztechnik,einem analogen Verfahren der Mehrkanalübertragung, HF-Meßgeräte speziell für die TF-Technik, Brandwarnanlagen für Betriebe und Schiffe, Teile von Schiffsradar (Sichtgeräte),
Mutteruhrennsysteme, Stromversorgungsanlagen für das Fernmeldewesen, Zeitlich bergenzt Radiogeräte und Tonbandgeräte, Mikrofone und Ela-Verstärker, Lautsprecher und Lautsprecherboxen, Abtastsysteme für Plattenspieler mit hauseigener Kristallzucht für die Systeme. In den Letzten Jahren folgten noch die ersten eigenentwickelten digitalen Vermittlungsanlagen wiederum für die Post, dann verstärkt wieder Stromversorgungsanlagen .
Eine Vielzahl verschiedener Varianten von Schaltnetzteilen für Post und Industrie.
Desweiteren wurde für das Funkwerk Köpenick die 100W-HF-Endstufe zur prof. Funkanlage
SEG100 gefertigt. Das Gerät war bei der Armee ein gängiges Standartgerät und wurde auch zahlreich exportiert. Es findet noch heute seine Liebhaber unter den Funkamateuren, wenn es inzwischen auch von Lauf der Zeit überholt wurde.

Die Aufzählung ist sicher noch nicht vollständig, sie erfolgte rein aus dem Gedächtnis, da ich im Fernmeldewerk gelernt und rund 20 Jahre gearbeitet habe.
Grüsse aus Leipzig!
M. Seiffert

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rffl 
09.Aug.04 15:05

Wolfgang Eckardt (D)
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Wolfgang Eckardt

Hallo,
ich kann dem Inhalt nicht überall bestimmen. Ich habe gerade auf den Beitrag von Herrn Erb geantwortet und dort ausführlich meine Meinung dargestellt.
Wenn 1964 das  Fernmeldewerk Leipzig gebildet wird u.a. durch Angliederung des Funkwerkes, so heißt doch das noch lange nicht, dass Geräte die davor entstanden, auch den Namen des neuen Betriebes tragen. Es ist doch üblich, den Geräten den Herstellernamen zu geben, den er zur Zeit der Fertigung trug. Und außerdem wäre dann nicht der Name Funkwerk der führende Name, denn der ging ja in dem Namen Fernmeldewerk mit unter.
Keiner nennt die Geräte von Radiofrequenz um in Loewe - nur um ein Beispiel der Verflechtung zu nennen und dann fangen wir doch mal gleich an die Geäte von Körting umzutaufen ... , ganz zu schweigen von den Konzernbildungen in den 80er Jahren??
Das Toni und das KB 100 wurden eindeutig im Fernmeldewerk gebaut - exakt so hieß der Herstellerbetrieb und da dachte noch keiner an eine Verschmelzung mit andern Betrieben und auch nicht an einen Zweigbetrieb.
Wolfgang Eckardt 

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09.Aug.04 15:52

Michael Seiffert (D)
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Michael Seiffert

Hallo Herr Eckardt!

Rein formal gesehen, haben sie recht. Wenn in den Herstellerunterlagen Fernmeldewerk steht, weil das Gerät nach 1964 produziert wurde , ist Funkwerk nicht korrekt. Am Beispiel des 1 U 11 und des 4 U 61 wird aber folgendes deutlich. Beide Geräte wurden in den gleichen Räumlichkeiten ,sprich Werken von den gleichen Leuten zusammengebaut und geprüft, nur das eine Gerät später als das andere. Damit nun vom nicht so detailkundigen Sucher die Modelle überhaupt gefunden und eingeordnet werden können, hatten wir uns hier vor längerer Zeit geeinigt, alles "aus einem Hause" unter einem Namen laufen zu lassen. Ob die jetzigen Namen und Kürzel sinnvoll und zielführend sind, darüber kann man sicherlich streiten. Es spricht  aus meiner Sicht nichts dagegen, sie nochmals zu überarbeiten, wenn es der Richtigkeit und Verständlichkeit dient.
Wie Sie richtig bemerkten, wird, was die Firmen der "alten Bundesrepublik" angeht, auch nicht auf die vielfältigen Konzernverflechtungen eingegangen. Da bleibt man auch bei einem Namen, um die Auffindbarkeit  der Modelle sicherzustellen. Genau so wollten wir es mit den Betrieben der Ex-DDR halten.
Um das Problem zu verdeutlichen, ein Scan aus einem Meßgeräteprospekt das Fernmeldewerks aus dem Jahre 1968. Ein Gerät, drei Adressen.

M. Seiffert Anlagen:

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Namen der Ostdeutschen Firmen 
09.Aug.04 20:34

Ernst Erb (CH)
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Ernst Erb

Nur gute Kompromisse bieten ein gutes Leben. Viele Entscheidungen, die wir fällen oder durchsetzen müssen sind nicht eindeutig "richtig" oder "falsch". Natürlich gibt es das aber auch.

Hier, für die Namen der Hersteller aus der SBZ bzw. DDR müssen wir berücksichtigen, dass ich die Namen in den achziger Jahren - und mit wenig Unterlagen zusammen getragen habe - es war nur ein "wünschenswertes Teilgebiet". Ich habe mich da an Lange-Nowisch orientiert. Das ist aber kein Dogma - eine bessere Einteilung akzeptiere ich dann gerne, wenn sie gut begründbar besser ist.

Wir haben also sogar zwei Probleme:

1.)
Art der Namensgebung überhaupt wie Lange es demonstrierte (immerhin ein Werk aus Ostdeutschland), näm.ich RFT... (wir hatten nur 4 Stellen) oder wie das andere tun, nämlich VEB....

2.)
Der ständige Wechsel von Firmenbezeichnungen in Ostdeutschland.

Herr Seiffert hat den richtigen Kernsatz genommen, nach dem wir uns richten sollten:

Damit nun vom nicht so detailkundigen Sucher die Modelle überhaupt gefunden und eingeordnet werden können, hatten wir uns hier vor längerer Zeit geeinigt, alles "aus einem Hause" unter einem Namen laufen zu lassen.

Wenn grundsätzliche Änderungen bedingt das, dass sich ein Gremium von Kennern bildet, das ein Konzept voran stellt und dann für einzelne Firmen Lösungen nach diesem Konzept sucht. Da geht es nicht darum, ob ein Individuum an das oder jenes gewohnt ist und es geht nicht um Wahrheiten, die man verteidigen muss, sondern darum, es Gästen und Mitglieddern einfach zu machen. Es mag Fälle geben, wo man eine Firma zeitlich aufteilen muss - aber das kann nicht das Ziel sein, sondern höchstens die begründete Ausnahme. Wir richten uns weniger an den Kenner, der sowieso weiss, wo er suchen muss, sondern an den "schwächeren" Sucher.

Damit es alle möglichst leicht haben, sollten wir jede Firma als "siehe ..." (Code 9) führen, bei der wir keine Modelle deponieren. Das sieht man also schon im Namen, falls man mal nach Firma statt Modell sucht!

Zudem können wir in der Bemerkungszeile von Modellen Hinweise liefern. Wahrscheinlich gibt es noch weitere Massnahem, die helfen, die Sache dieser Namensgebungen zu entwirren? Noch immer ist Herr Seiffert der einzige, der auf meinen Aufruf geantwortet hat. Somit ist er momentan der einzige, der uns "leiten" kann - sowieso geht es in erster Linie um die gute Vervollständigung der Modelle für SBZ/DDR und erst in zweiter Linie um eine allfällige Umorientierung. Die kann ich leicht umsetzen, wenn klar begründete Einigkeit herrscht, damit wir sicher nicht nochmals zu ändern haben.

Wir suchen nach einem Kenner, der vielleicht auch als Modell-Admin mithelfen könnte.

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Vorschlag 
10.Aug.04 10:51

Michael Seiffert (D)
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Michael Seiffert

Ich habe mir die Argumente von Herrn Eckardt nochmals durch den Kopf gehen lassen und heute Vormittag telefonischen Kontakt mit mehreren Leuten hier vor Ort aufgenommen zur Geschichte des Funkwerkes (ex-Körting) und des Sternradio Leipzig (ex Loewe-Opta), die dann später im Fernmeldewerk aufgingen. Danach scheint es mir sinnvoll, eine Trennung in

RFFL = Ex-Körting=Funkwerk Leipzig
und
RFSL=Funkerätebau=Ex Opta=Sternradio Leipzig
vorzunehmen.

Beide Firmen sind bereits angelegt. Alle gelisteten Geräte müßten auf deren Herkunft überprüft und wenn nötig neu zugeordnet werden.
Jetzt der entscheidende Punkt:
Alle später nach der Zusammenlegung und Umbenennung der Betriebe in Fernmeldewerk Leipzig produzierten Geräte, die im RM zu listen wären, wurden im ehemaligen RFSL=Sternradio Betriebsteil gebaut, wie ich schon gestern gepostet hatte.  Daher würde ich Fernmeldewerk nicht zusätzlich noch als Firma neu aufnehmen, da es genau wie das Kombinat Nachrichtenelektronik nur ein Nachfolger, also Namensänderung darstellt. Wenn wir also bei der Namensgebung bei dem Prinzip der Ursprungsfirma bleiben und dann alles "aus einem Haus" dort zuordnen, müßte das der sicherste Weg sein.
Die Firma RFFL wäre dann nach dem Zusammenschluß 1964 abgeschlossen, da dort nur noch die Entwicklungsabteilung, zeitlich begrenzt der Meßgerätebau und  später die Berufsschule ansässig waren.
Ich bitte Herrn Eckardt und natürlich alle anderen, die zum Thema etwas beitragen können,um ihre Meinung, damit wir zu einem gangbaren Weg kommen.
Von einer völligen Umbenennung aller Ex-DDR-Firmen würde ich vorerst Abstand nehmen, da ich diesbezüglich auch noch nicht den "Stein der Weisen" gefunden habe und mir  bis jetzt kein besseres System dazu eingefallen ist.

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