saba: 9; Freiburg Automatic - Restaurationsbericht 2.T
saba: 9; Freiburg Automatic - Restaurationsbericht 2.T
Wie angekündigt, folgt nun der 2. Teil, der sich etwas intensiver mit der Thematik Ausgangstrafo beschäftigen soll.
Da ich auf mein Gesuch im RM leider keine positive Resonanz bekam, begab ich mich auf den steinigen Weg und baute den Trafo aus. Zuvor wurden Fotos aus allen Lebenslagen vom Umfeld geschossen, denn an "einfach mal schnell auslöten" war hier nicht zu denken.
Der Trafo ist offensichtlich eines der ersten Teile, die in das Chassis montiert worden sind. Auf dem Trafo befinden sich noch Teile der Gittervorspannungserzeugung, und die Anschlussdrähte sind auch recht breit im Umfeld des Trafos gestreut. Zusätzlich zu den Fotos fertigte ich sicherheitshalber noch eine Skizze aller Anschlüsse, die ich trennen musste, an.
Danach hielt ich noch alle Gleichstromwiderstände, die ich gemessen hatte, fest. Die Differenz der Primärwicklungen bezeichne ich schon als extrem. Bei der vermutlich intakten Wicklung betrug der Widerstand 300 Ohm, während die "kranke" Wicklung lediglich auf 175 Ohm kam. Da ich jedoch nicht wusste, ob 300 Ohm auch wirklich der "windungsschlussfreie" Wert war, nahm ich mir vor, eine genaue Berechnung (weiter unten) durchzuführen, wenn ich die Windungszahl kenne.
Nachdem ich die Lötösenleiste vom Rahmen des Trafos montiert hatte, konnte ich durch sanftes Klopfen mit einem kleinen Hammer Rahmen und Trafo voneinander trennen. Das Ausblechen ging besser von der Hand, als ich zunächst einmal annahm. Hier zeigt sich die hervorragende Qualität der wechselseitig geschichteten Bleche, die keinerlei Rost aufwiesen.
Nun ging es ans Abwickeln. An dieser Stelle wusste ich noch nicht, wo genau sich der Windungsschluss befand. Im "worst case" hätte ich alles herunterwickeln und zählen müssen. Dies wäre sicherlich einer vollständigen Dokumentation des Ausgangstrafos sehr dienlich gewesen, aber wer schon einmal einen Trafo von Hand von seinen Wicklungen befreit hat, weiß, dass eine solche Arbeit nicht wirklich das ist, wonach man strebt. Noch dazu, wenn infolge Windungsschluss ein Teil der Lagen benachbarter Windungen eine Symbiose miteinander eingegangen sind und einem ständig der Draht beim Zählen reißt. Nach dreistündigem kompletten Abwickeln der ersten Primärwicklung, die noch eine Anzapfung für die Schirmgitter (Ultralinearschaltung) enthielt, konnte ich nun in Kenntnis der Windungszahl eine Berechnung des Gleichstromwiderstands durchführen. Bei einem durchschnittlichen Umfang einer Windung von 12cm und 1840 Windungen war der Draht immerhin 221m lang. Unter Einbeziehen des spezifischen Widerstands von Kupfer, des Drahtdurchmessers sowie der Gesamtlänge errechnete ich einen Widerstand von 298 Ohm (300 Ohm gemessen), was mir signalisierte, dass ich keine weiteren Wicklungen vom Spulenkörper herunterbringen musste.
Hier sind alle Daten des Trafos, die ich aufnehmen konnte, nochmals zusammengefasst.
Ich gehe davon aus, dass auf Grund der Gleichartigkeit der Endstufenschaltungen (Ultralinear) diese Daten auch auf die Modelle Freiburg 7 und 8 Automatic 1:1 übertragbar sind.
Den Drahtdurchmesser der Gegenkopplungswicklung konnte ich nicht verlässlich messen, da hier wegen der mechanischen Festigkeit mehrere Drähte miteinander verlötet waren.
Die Primärwicklung hat original einen Außendurchmesser von 0,135 mm, die neu aufgebrachte Wicklung wurde mit 0,125mm (außen 0,130mm) Kupferlackdraht gewickelt.
So ging ich halt das Risiko ein und ließ von einem guten Bekannten, der in einer Wickelei für Schützspulen arbeitet, die Primärwicklung wieder aufbringen. Das Wickeln von Hand wäre mit zu vielen Risiken behaftet gewesen, und ich bin sehr glücklich darüber, dass man sich meines Problems so leidenschaftlich annahm und dafür speziell erst einen Wickelkörper baute, um maschinell wickeln zu können.
Nun ging es ans Einblechen, was wesentlich schwieriger war, da man die letzten Lagen fast hereinprügeln musste. Der Blechrahmen zeigte sich auch recht widerspenstig.
Auch der Einbau nahm mehr Zeit in Anspruch als die Demontage. Dazu immer noch eine kleine Portion Unsicherheit, die sich trotz mehrfacher Kontrolle der Schaltung im Bauch breit macht, denn es ist doch immerhin ein schon etwas größerer Eingriff.
Alles wieder im Kasten und nichts ist übrig ;-)
Nach dem vorsichtigen Hochregeln der Netzspannung mit 2 angeschlossenen Voltmetern an den Anoden der Endröhren wurde ich mit einem satten Klang dieses Radioboliden entschädigt.
Operation gelungen - Patient nicht tot!
So hat die Restauration doch noch ein gutes Ende genommen, obwohl ich zwischenzeitlich ziemlich frustriert war, als ich für den defekten Ausgangstrafo keinen Ersatz auftreiben konnte, gerade weil ich schon eine Menge Zeit und Geld investiert hatte.
Technisch ist das Freiburg nun wieder nahezu auf dem Stand der Auslieferung vor mehr als 50 Jahren, wenn man von den kleinen Lackschäden auf der Oberseite einmal absieht. Aber vielleicht packt mich nochmals der Eifer, und ich restauriere diese Fläche. Dazu muss ich aber noch einiges an Erfahrungen im Schreinern sammeln - aber nicht an diesem Spitzengerät.
Nachdem ich meine hier geschilderte Aktion abgeschlossen hatte, bekam ich hier noch eine Adresse einer Firma, die SABA-Trafos wieder neu wickelt. Schade, diese Antwort kam für mich leider zu spät.
Ich hoffe mit meinem Beitrag niemanden gelangweilt und darüber hinaus noch etwas Licht in das Dunkel der SABA-Übertrager gebracht zu haben.
Freundliche Grüße an das Forum
André Kleeberg
Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.