saba: Bodensee 3DS-Zersetzungserscheinung am großen La

ID: 165265
Dieser Artikel betrifft das Modell: Bodensee-Automatic 3DS (SABA; Villingen)

saba: Bodensee 3DS-Zersetzungserscheinung am großen La 
01.Jun.08 16:47
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Rainer Bogenschütz (D)
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Rainer Bogenschütz

Liebe Radiofreunde !

Kann mir jemand sagen was das für Zersetzungserscheinungen an dem großen LS meines Saba-Bodensee 3DS sind. Die Membrane ist zwar noch nicht durch, aber ich hab ein schlechtes Gefühl. Hab das Gerät erst jetzt erstanden. Was kann man eventuell dagegen tun.

mit freundlichen Grüßen R.Bogenschütz

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01.Jun.08 22:58

Robert Latzel (D)
Redakteur
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Robert Latzel

Hallo Herr Bogenschütz,

nach meinen Erfahrungen deuten diese bräunlichen Verfärbungen an der ansonsten eigentlich grauen Pappmembrane eindeutig auf Oxydspuren hin - landläufig auch als Rost bezeichnet.

Ein Reparaturversuch lohnt sich bestimmt, aber am besten wird sicherlich sein, sich auf entsprechenden Märkten einen Original-Lautsprecher - möglichst NOS - zu besorgen. Denn die im Folgenden beschriebene Behandlung eines Saba-Qualitätslautsprechers können natürlich die super empfindlichen Ohren eines geübten Experten absolut nicht ertragen, da dieser Reparaturversuch dem Klangverhalten solcher High-End-Lautsprecher jede Dynamik nehmen und ihm stattdessen nun die Klangcharakteristik eines DKE aufprägen wird, und noch eines: Dieser Reparatur-Eingriff ist für den Lautsprecher irreversibel und absolut wertschädigend - insbesondere für High-End-Sammler! Die von mir beschriebene Methode ist nur aus persönlichem Ehrgeiz entwickelt worden, da es für Manches halt keinen NOS gibt. Aber überlegen Sie selbst, einen neuen LS kaufen können Sie danach immer noch...

Doch warum kann so eine Oxydation dort überhaupt entstehen?
Bei alten, klammergebundenen Büchern älteren Jahrgangs rosten dort die Klammern auch schon durch die bloße Einwirkung von Luftfeuchtigkeit (und beschleunigt von der Mithilfe des damals ziemlich säurehaltigen Papiers) und lassen an den angrenzenden, also kontaktierenden Stellen, das Papier erst bräunlich werden und dann zerfallen - und so wird sich vermutlich auch die von Ihnen gezeigte Membrane verhalten. Nicht so schnell zerfallend wie altes Papier, aber doch zügig, besonders durch die Vibrationen bei Benutzung.

Alles deutet auch bei diesem LS auf Feuchtigkeitseinwirkung hin. Das vordringliche Problem sehe ich aber in der Spule - die kann da am meisten gelitten haben und ist - wenn defekt, kaum reparierbar. Die Membrane hingegen schon. Natürlich nicht unsichtbar, aber davon später.

Zuerst muß die Spule gründlich getrocknet werden - und beobachtet werden, ob sich Rost zwischen der Tauchspule und dem Magnet befindet, ist dies nicht der Fall, und die Spule ist auch noch elektrisch i.O., kann man versuchen, den weiteren Zerfall zu stoppen und die Materialsubstanz zu stabilisieren.

Doch sollte der LS dazu vorerst (vor der Stabilisation) nicht benutzt werden, da die Membrane an den Roststellen nicht nur ziemlich weich sein dürfte (oder extrem hart), vor alllem aber, da sie durch die Vibrationen eben noch schneller zerfällt - und damit verliert die Tauchspule ihre Zentrierung, die sie aber unbedingt benötigt.

Am besten wäre es, wenn der Rost - ohne die Membrane von der Spule zu trennen - so gut wie völlig entfernt werden könnte. Am besten wird es sein, dazu vorher äußerst vorsichtig die Korpusabdeckung an der Spule zu entfernen. Nun ist die absolut vorsichtige, aber nur mechanische Rostentfernung angesagt. Chemie ist hier fehl am Platz, auch da sie nicht völlig neutralisiert werden kann, was weitere Schäden hervorrufen würde, außerdem kann sowohl die Spulenisolation, als auch die Membrane davon angegriffen werden.

Danach den nun blanken Metallkorpus der Tauchspule - auch an deren Innenseite - mit Zaponlack (besonders gut geeignet, da er die erneute Oxydation blanken Metalls ohne Grundierung unterbindet) 2x dünn lackieren, und dann die Membrane mit säurefreiem (säurearmen) Papierleim an der Innenseite über die vom Rost gefärbten Stellen hinweg bis in den Innenraum des Spulenkörpers dünn einstreichen und dann wieder gut trocknen lassen. Der handelsübliche weiße Holzleim ist für diese Reparatur nicht geeignet, da er eben nicht säurearm ist - denn diese Säure würde den Zerfallsprozeß weiter vorantreiben. Hier ist säurearmer Buchbinderleim gefragt.

Nun kann ein erster, sehr kurzer Test mit max. mittlerer Zimmerlautstärke durchgeführt werden. Dabei sollten keine Klirrgeräusche auftreten.

Dann sollte eine weitere, dünne Schicht Papierleim aufgetragen werden (wieder an der Innenseite der Membrane). Zur weiteren Versteifung der Membrane kann man nun noch ein wenig dünn mit oben beschriebenem Leim versehenes Seidenpapier (aus Schuhkartons etwa), auf der Innenseite der Membrane anbringen - über den durch Rost verfärbten Stellen und als Übergangsverstärkung zum Spulenkörper. Dies müßte dann aber auch ausreichend sein, um den durch den Säurefraß geschädigten Karton und die Verbindung mit dem Spulenkörper zu stabilisieren.

Von außen kann eine vorsichtig aufgetragene (da darf nichts nach unten in den Luftspalt zwischen Spule und Magnet gelangen!!!) Lackschicht aus Zaponlack dem Karton eine Isolation gegen Feuchtigkeitseinwirkung geben, die nun auch dem weiteren Wirken der Oxydreste von der Außenseite her eine Grenze setzen dürfte. 

Zum Abschluß der Operation sollte die Spulenkörperabdeckung an der Innenseite des Lautsprechers mit dünnem Briefpapier - bestrichen mit etwas oben beschriebenem Papierleim - ersetzt werden. 

Viel Erfolg!

R. Latzel

 

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02.Jun.08 17:39

Rainer Bogenschütz (D)
Beiträge: 79
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Rainer Bogenschütz

Hallo Herr Latzel !

Danke für ihre ausführliche Beschreibung. Das Radio steht am Anfang einer wohl etwas größeren Restauration. Dies wird wohl einen gewissen Zeitraum in Anspruch nehmen. Daher werde ich mich erst mal nach einem Originalen LS umschauen. Parallel werde ich mich aber nach ihrer beschriebenen Methode an die Rettung des alten LS machen. Nochmals vielen Dank für ihre Mühe.

mit freundlichen Grüßen R.Bogenschütz

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