Schaltsymbole der Radiotechnik

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ID: 308879
Schaltsymbole der Radiotechnik  
18.Jan.13 20:22
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Dietmar Rudolph † 6.1.22 (D)
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Dietmar Rudolph † 6.1.22

In der Elektrotechnik werden zur Vereinfachung der Darstellung Symbole verwendet. Zu Beginn der Radiotechnik mußten für die meisten damaligen Radiobastler die aus Schaltsymbolen bestehenden Schaltbilder noch anhand von perspektivischen Darstellungen der verwendeten Bauteile erklärt werden, wie z.B. in "Günther, H.: Schaltungsbuch für Radioamateure, Kosmos Verlag 1921, Reprint Herbst Verlag 1986".

Es ist verständlich, daß die verwendeten Symbole zu Beginn nicht einheitlich waren und je nach Land und Autor bzw. Firma auch teilweise (sehr) unterschiedlich aussahen. In der Folgezeit unterlagen sie auch einem Wandel, bis sie schließlich durch eine Normung vereinheitlicht wurden.

Hier zunächst ein Beispiel aus "Nesper, E.: Der Radio-Amateur; Broadcasting, 4.A, Springer, 1924", bei dem besonders die Symbole für die Röhren auffallen. Aber auch Spulen als Zig-Zag-Linien und Widerstände als Mäander sind heute nicht mehr üblich.

Besser editierte Bücher stellten eine Symboltabelle als Zeichenerklärung an den Anfang, wie z.B. "Hund, A: Hochfrequenzmeßtechnik, 2.A., Springer, 1928"

Insbesondere die Symbole für die Röhren sind hier von dem in USA üblichen Stil beeinflußt. Man beachte, daß das Glasgefäß hier nur gestrichelt gezeichnet ist. Tatsächlich wird es in US Schaltbildern z.T. auch völlig weggelassen, so daß nur die Elektroden gezeichnet sind. In solchen Fällen muß man schon genauer hin schauen, um die Röhren zu lokalisieren.

1941 hat Camm in GB folgende Symbole verwendet: "Camm, F.J.: Practical Wireless Service Manual, 3rd ed. Georges Newnes Ltd., London, 1941"

Ardenne et al. verwenden in  "Handbuch der Funktechnik und ihrer Grenzgebiete, Bd. 9; Fortschritte der Funktechnik, Bd. 6, Franckh, Stuttgart, 1941" dagegen etwas abweichende Symbole.

Man beachte, daß hier unterschieden wird zwischen "alten" Symbolen und solchen, die nach 1941 üblich waren.

Die meisten dieser Änderungen sind mehr oder weniger "kosmetischer" Natur und bedürfen keiner weiteren Erläuterung. Allerdings ist eine dabei, die heute zur Verwirrung führen kann, wenn sie nicht beachtet wird.

Das Symbol für die Zelle bzw. auch für die Batterie wurde "umgedreht", was zu Mißverständnissen führt, wenn die Vorzeichen + & - in einem Schaltbild fehlen.

Ebenso gedreht wurde die (Funktion der) Diode, was aus der obigen Zusammenstellung nicht hervor geht. Für die Gleichrichter (resp. Festkörper-Dioden) gab es eine entsprechende Änderung, die möglicherweise mit der Richtung des Stromes zusammen hängt. Während zuvor die Pfeilrichtung die physikalische Stromrichtung (also die Richtung des Elektronenstroms) bezeichnete, ist heute die Pfeilrichtung entsprechend zur technischen Stromrichtung (also entgegen dem Elektronenstrom). Damit erscheinen die Diodensymbole in früheren Schaltbildern aus heutiger Sicht als falsch gezeichnet.

Als "Eselsbrücke" für die frühere Definition stellt man sich die Diode als Röhrendiode vor. Dann ist die Pfeilspitze äquivalent zur Kathode und der horizontale Strich äquivalent zur Anode. Damit erkennt man, daß das Diodensymbol früher die physikalische Stromrichtung symbolisierte.

Ein Beispiel hierzu ist die "Anodenstrom-Sparschaltung" nach Nestel, die in "Pitsch, H: Lehrbuch der Funkempfangstechnik" (in allen Auflagen) so dargestellt ist:

Hier ist nach heutiger Definition die Diode G falsch herum gezeichnet, wie ebenfalls z.B. bei einem Radio von Graetz. Tatsächlich ist die Diode richtig herum eingebaut, aber das Symbol für die Diode ist gemäß alter Norm - für heute gesehen  - verkehrt herum.

Zur Ergänzung die elektrotechnischen Symbole gemäß dem Stand von 1969 aus "Rose, G.: Funktechnische Tabellen, Jänecke, 1969"
Bei der Diode steht: Spitze gibt Durchlaßrichtung an (für die heute übliche technische Stromrichtung)

MfG DR

20.01.13: Bild "Diode alt-neu" ergänzt

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Darstellung der Festkörper-Dioden uneinheitlich 
02.Feb.13 16:28
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Dietmar Rudolph † 6.1.22 (D)
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Dietmar Rudolph † 6.1.22

Die schaltungsmäßige Darstellung von Festkörper-Dioden (Sirutor, Westector) war leider nicht einheitlich. Oft findet man allerdings die heute übliche, die der technischen Stromrichtung entspricht.

Beim Westector in einer Beschreibung von 1935: technische Stromrichtung.

Beim Sirutor in einer Beschreibung von 1941: technische Stromrichtung.

Die Verwendung der physikalischen Stromrichtung in den oben gezeigten Beispielen ist wohl die Ausnahme. Aber gerade deshalb vielleicht eine "Stolperfalle".

MfG DR

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Schaltzeichen 1941 
03.Feb.13 18:12
710 from 104370

Dietmar Rudolph † 6.1.22 (D)
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Dietmar Rudolph † 6.1.22

Herr Wolfgang Bauer stellte freundlicherweise die Schaltsymbole zur Verfügung, die sein Vater 1941 anläßlich seiner Meisterprüfung lernen mußte. Herausgeber war der "Reichsinnungsverband des Elektrohandwerks, Bezirksstelle Ostmark". [Zu Zeiten des "Großdeutschen Reichs" war Österreich in "Ostmark" umgetauft worden.]

MfG DR

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Schaltzeichen für Batterie 
29.Aug.13 17:51
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Dietmar Rudolph † 6.1.22 (D)
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Dietmar Rudolph † 6.1.22

Das Schaltzeichen für eine Batterie wurde im Laufe der Zeit umgedreht.

Links ist die alte Darstellung und rechts die neue.


Dazu zwei Zitate aus der Literatur:

Beispielsweise wird im Buch "Singelmann, M.: Störbefreiung in der drahtlosen Nachrichtenübermittlung, Meusser, 1926"  wird die alte Darstellung verwendet.


Die neue Darstellung findet sich z.B. im Buch "Hawker, J.P.: Outline of Radio and Television, Newnes, 1966"

Besonders bei etwas "undurchsichtigeren" Schaltbildern, in denen Batterien vorkommen,  sollte man möglichst genauer hinschauen.

MfG DR

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