schaub: Schaub Amiga 55 DK92

ID: 532290
Dieser Artikel betrifft das Modell: Amigo 55 (Schaub und Schaub-Lorenz)

? schaub: Schaub Amiga 55 DK92 
02.Dec.19 15:13
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Frank Dittrich (D)
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Frank Dittrich

Hallo liebe Sammlerfreunde,

ich habe gerade erfolgreich einen Schaub "Amiga 55" wieder zum Leben erweckt. Welche gute Qualität der Bauelemente wurde damals verwendet! Ich habe nur vorsorglich den Koppelkondensator, 1000pF, zum Gitter 1 der DL 94 gewechselt.

Nun meine Frage: Die eingebaute DK92 hat auf den Funke W19 (Militärausführung) noch gute Immission - Werte angezeigt. Sie tat aber Ihren Dienst nicht, der Oszillator hat nicht gearbeitet. Eine neue DK 92  (auch aus den 50/60 iger) Jahren ging sofort.

Das gleiche hatte ich schon einmal bei einer DK 91 im Ungarischen Empfänger BA-408 F. Auch hier war das Prüfergebis noch gut. Aber sie funktionierte nicht. Eine neue unbenutzte DK 91 ging sofort.

Hat jemand dazu eine Antwort. (Heizspannung war bei beiden 1,45 Volt.)

In meinen Schaub ist noch in Reihe zum Heizungswidertand, ein 100 Ohm Widerstand eingelötet. Im Schaltbild gibt es den nicht.

LG Frank

 

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schaub: Schaub Amiga 55 DK92 
04.Dec.19 22:54
175 from 1357

Andreas Steinmetz (D)
Redakteur
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Dass Oszillatoren mit DK9x-Röhren nicht (mehr) schwingen, zeigt sich in der Praxis trotz einwandfreier Schaltung relativ häufig. Ich jedenfalls habe das schon mehrmals mit DK96 erlebt. Genau wie oben geschildert, zeigen die gebrauchten Röhren dabei (in meinem Fall auf Funke W20) noch ordentliche Emissionswerte. Nagelneue Röhren hingegen funktionieren einwandfrei.

Ein Blick auf die von Herrn Müller seinerzeit mit großer Sorgfalt überarbeiteten Funke-Prüfkarten (bei uns hier downloadbar!) gibt im Falle der DK96 (Karte 984) einen entscheidenden Hinweis: Demnach ist insbesondere nach der Umstellung der Netzspannung von 220V~ auf 230V~ damit zu rechnen, dass die Röhren mit zu hoher Heiz(wechsel)spannung geprüft werden. Außerdem belasten die schwachen Heizfäden den Heiztrafo so wenig, dass schon von daher mit Überspannungen zu rechnen ist.

Überspannungen im Heizkreis nehmen gerade die Batterieröhren mit den stromsparenden, extrem empfindlichen Heizfäden schnell übel und sind daher unbedingt zu vermeiden! Ein Hinweis darauf, wie kritisch die Sache wirklich sein kann, ist die Tatsache, dass z.B. beim Telefunken Bajazzo 50 der Heizstrom peinlich genau einzujustieren ist und ggf. sogar abhängig vom Zustand der Heizbatterie durch Vorwiderstände angepasst werden muss! Den beim von Herrn Dittrich beschriebenen Gerät zusätzlich angeordneten Heizkreis-Widerstand würde ich deshalb als wohl bedachte Vorsichtsmaßnahme werten.

Prinzipiell bei allen Röhren, auch den indirekt geheizten, ist es so, dass eine stärker verbrauchte Kathode schon bei leichter Überheizung fast neuwertige Emissionswerte zeigt, während bei Nenn- oder leichter Unterheizung die Emissionswerte in den Keller gehen. Diese starke Abhängigkeit der Emission von der Heizung ist typisch für stärker verbrauchte Kathoden, besonders ausgeprägt bei den Batterieröhren, bei neuen Röhren aber wesentlich schwächer ausgeprägt. Kurzum: Gerade bei den Batterieröhren sollte also bei der Emissionsmessung unbedingt die tatsächlich anliegende Heizspannung gemessen und ggf. z.B. mit einem netzseitig vor dem Funke-Prüfgerät angeordneten Stelltrafo auf den Nennwert reduziert werden.

In diesem Zusammenhang wären diverse weitere Fachdiskussionen sicherlich interessant und zielführend, aber zumindest ich möchte diese in Ermangelung ausreichender Sachkenntnisse nicht unbedingt anregen. Mich beschäftigen vor allem folgende Gedanken:

  1. Sind die Funke-Grenzwerte für die Gut-Bewertung im Hinblick auf die Oszillator-Schwingsicherheit geeignet oder aus der Erfahrung heraus doch nach oben zu korrigieren?
  2. Bei den direkt geheizten Röhren ein immer wiederkehrendes Detail: Abhängig davon, auf welches Ende des Heizfadens sich die Spannungen der Elektroden beziehen (F+ oder F-), unterscheiden sich die Strom-Messwerte. Bei Wechselspannungs-Heizung ergeben sich noch andere Werte. Hier dann die Frage, wie das Funke intern verschaltet ist (ein Ende von F oder gar eine Mittelanzapfung als Bezugspunkt?).
  3. Angesichts der extrem niedrigen Wärmeträgheit der Batterieröhren-Heizfäden ist bei Wechselspannungs-Heizung auch die Heizfadentemperatur periodischen Schankungen (100Hz, da es auf die Leistung ankommt) unterworfen. (Deswegen wird ja auch bei Netzbetrieb i.A. mit Gleichspannung geheizt; das Brummen wäre sonst viel zu stark.) Da die Emission überproportional mit der Temperatur steigt (s.o.), ist bei gleicher Heizleistung ein höherer mittlerer Emissionsstrom bei Heizung mit Wechselspannung zu erwarten als bei Gleichstrom. Das allein dürfte bei der Prüfung auf Funke schon zu erhöhten Messwerten führen.

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schaub: Schaub Amiga 55 DK92 
05.Dec.19 08:58
221 from 1357

Frank Dittrich (D)
Beiträge: 38
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Frank Dittrich

Hallo Herr Steinmetz,

Danke für Ihre ausführliche Antwort. Ich betreibe mein Röhrenprüfgerät über einen Trenntrafo mit 220 Volt eingestellten Ausgang.  Auch meine netzbetriebenen Radios mit D- Röhren, aber auch generell, arbeite ich über dem Trenntrafo.

Ich hatte auch schon, dass auf KW mit mehreren Bereichen, die DK96 nicht auf dem oberen Frequenzen arbeitete.

Zum Glück erhält man immer noch neue (alte) D-Röhren.  Wobei die DK96 schwerer zu bekommen ist.

Mein nächstes Projekt ist ein "Metz Baby".  Den habe ich ohne Röhren bekommen.

Nochmals vielen Dank

Frank Dittrich

 

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schaub: Schaub Amiga 55 DK92 
05.Dec.19 09:17
227 from 1357

Andreas Steinmetz (D)
Redakteur
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Dann sind die angegebenen 1,45V ja wohl doch schon die gemessene Heizspannung und damit eigentlich o.k.. Hätten Sie vielleicht die Emissions-Messwerte für die gebrauchte und die neue Röhre? Sollten die sich nur gering voneinander unterscheiden, dann käme mir als Ursache für das Nichtanschwingen des Oszillators bei der gebrauchten Röhre nur noch eine zu geringe Steilheit (bzgl. der für den Oszillatorteil benutzten Elektroden) in den Sinn. Dazu wäre aber eine Kennlinienaufnahme nötig; die reine Emissionsmessung (Leistungsmessung) wie hier beim Funke würde nicht ausreichen.

Ja, genau wie Sie schreiben: Das obere KW-Ende ist besonders kritisch. Alles das habe ich z.B. mal bei einem Akkord Pinguin M59 beobachtet. Abhilfe brachte nur eine neue DK96, schon damals nicht gerade leicht und preiswert zu bekommen.

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schaub: Schaub Amiga 55 DK92 
05.Dec.19 16:43
274 from 1357

Rolf Beckers (D)
Redakteur
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Rolf Beckers

Nur als Hinweis:Die DK96 ist als US-Type 1AB6 in USA noch ganz regulär zu bekommen, Preis ca. $ 12,00. Kann da gerne behilflich sein, wenns nicht nur um ein Stück geht.

Gruß Rolf Beckers,,USA

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schaub: Schaub Amiga 55 DK92 
05.Dec.19 21:53
323 from 1357

Andreas Steinmetz (D)
Redakteur
Beiträge: 746
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Danke Herr Beckers für Ihr Angebot. Sollten mehrere Kollegen an einer Sammelbestellung interessiert sein, dann würde ich aus Solidarität auch mitmachen, ansonsten ist mein Bedarf an DK96 derzeit aber eher gering.

Herr Salzgeber teilte mir per E-Mail -auch zur Veröffentlichung- mit, dass er bezüglich der DK96 dieselben Erfahrungen gemacht habe wie oben beschrieben. Selbst Röhren, die unter genau einjustierten Messbedingungen einwandfreie Werte aufweisen, obwohl sie gebraucht sind, schwingen oft nicht. Fabrikneue Röhren hingegen funktionieren in derselben Schaltung einwandfrei, hätten aber bemerkenswerterweise auch oft extrem hohe Emissionsströme (mitunter bis zum doppelten Nennwert).

Wenn ich mich recht erinnere, dann wies mein oben genannter Akkord Pinguin eine Besonderheit auf, nämlich dass zumindest im oberen KW-Bereich der Oszillator unterhalb der Empfangsfrequenz schwang und nicht wie üblich oberhalb! Leider kann ich das im Moment nicht nachprüfen, denn ich komme an das Gerät nicht heran. Was meinen die Experten: Dürfte man eine tiefliegende Oszillatorfrequenz als Indiz dafür werten, dass die DK96 (ebenso wie die DK91 und DK92) im oberen KW-Bereich über doch recht geringe Schwingreserven verfügt?

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