National T100: Schnarren, Rischeln und Rauscheln

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ID: 678294
National T100: Schnarren, Rischeln und Rauscheln 
25.Dec.24 18:24
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Es mag sein, dass es die Worte für die Geräusche gar nicht gibt: Schnarren, Rischeln und Rauscheln… Das Radio aber macht sie!

Wie der alte Reparaturbericht erzählt: das Radio hat schon eine Neigung zum Rauschen gehabt, als es 2016 zu mir gekommen ist. Ich habe es weggestellt – mit Batterien eingelegt! – und jetzt ist es wieder hervorgekommen. Die Todsünde – Batterien im Gerät gelassen – hat  sich aber nicht mit Auslaufen gerächt.

Doch was ist das? Nach dem Einschalten, nur etwa zwei Minuten danach, fängt das Gerät an, laut zu Schnarren, was schliesslich in Gebrüll übergeht. Das verschwindet, wenn man die Lautstärke voll aufdreht – aber wer will schon Radio hören in Turnierlautstärke?

Nach einem Blick entscheidet der Meister: Kondensator-Kur! Die Elektrolyten müssen allesamt raus. Da man die Platine nicht herausnehmen will, weil man faul ist, und weil man fürchtet, unten beengte Verhältnisse anzutreffen, macht man das von oben herab. Das hat den Vorteil, dass man einen Kondensator nach dem anderen austauschen kann, und zwischenzeitlich immer eine Prüfung möglich ist. Das laute Schnarren, das Gebrüll, sie sind schnell im Radiohimmel. Wenn man das Gerät aber ausschaltet, jault es ganz fürchterlich. Ebenso tritt überlautes Rischeln und Rascheln und Rauschen auf, wenn das Radio zehn, fünfzehn Minuten läuft.

Gibt es noch mehr Elektrolyten? – Was hilft es, man muss unter der Platine nachsehen: und richtig! Hier ist noch einer von 100uF versteckt! Den ersetzt: man kann das Gerät ohne Misston ausschalten. Damit wäre alles in Ordnung.

Alles in Ordnung? – Nach zehn, fünfzehn Minuten macht sich Rischeln und Rascheln, Rauschen bemerkbar. Der Verdacht richtet sich auf die 3 Vorverstärker-Transistoren. Transistor 7, der 2SB175B, ist der Hauptverdächtige – hat er an seinem Hut doch eine Spannung von 7V. An seine Stelle tritt ein AC151. Wunderbar ruhig ist der Empfang, bis er… bis die zehn à fünfzehn Minuten vorbei sind.

Transistor 5 oder 6? – Auf welchen fällt die Wahl? – Kältespray würde helfen. Doch der ist alle. Da fällt den forschenden Fingerlein noch eine halbvolle Sprühdose in die Hände, mit verlorengegangenem Sprühkopf. Mit Klugheit und mit einer Zange lässt sich die doch noch verwenden, und siehe da: T6 ist schadhaft. Es fliegt hinaus der 2SB173B, hinein kommt ebenfalls ein AC151.

Der Meister fällt aber nicht noch einmal hinein: zu oft hat sich das Rischeln und Rascheln, das Rauschen und Knistern, lange zurückgehalten. Den ganzen Nachmittag betreibt er also sein Radio, ganz geduldig, wie es zum ersten Mal seit Jahren auch nach den zehn bis fünfzehn Minuten anständig weiterläuft.

Seht ihn Euch an, wie er da hingebungsvoll der Mittelwelle lauscht: echte japanische High Fidelity aus dem Jahre 1964! - Wäre es heute tatsächlich 1964 und nicht 2024, es erschiene die ganze Welt!

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.