schwerm-ma: Tonmeister Restaurieren
schwerm-ma: Tonmeister Restaurieren
Hallo liebe Sammlerfreunde,
ich habe auf dem Trödelmarkt 2 Spulentonbänder 500m CH von Wolfen erworben.
Auf den Hüllen steht, Schlager von Radio Luxemburg und Deutschlandfunk.
Aufgenommen mit 19,05 cm.
Nun war meine Neugier geweckt. Da ich noch ein altes Tonbandgerät „Tonmeister“ besitze,
könnte ich diese beiden Bänder abspielen. Dazu muss ich jedoch erstmal das Tonbandgerät wieder zum „Leben“ erwecken. Bei fast alle Kondensatoren sind die Teerverschlüsse heraus getrieben. Diese müssen alle gewechselt werden.
Nun meine Frage, sollte ich als Ersatz dafür die aus Keramik gefertigten oder die Foliekondensatoren (1000 Volt) einsetzen (siehe Bild). Das ausbohren der Originale scheitert an den Abmessungen meiner neuen vorhandenen Kondensatoren.
Alle anderen Baurteile, sind so weit in Ordnung, man staunt auch die Becherelkos haben ihre Werte noch. Nur zwei alte 1 yF Elkos in der rotbraunen Pappform haben ihre Werte verloren...
Auch bin ich an einer Bedienungsanleitung des Tonbandgerätes interessiert
Mit freundlichen Sammlergrüßen
Frank
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Kondensatoren auswechseln
wenn Sie die Kondensatoren in Geräten der 50er jahre auswechseln, machen Sie eigentlich nichts falsch, wenn Sie diese mit Porzellan-Gehäuse nehmen, die sogen. Sikatrop-Kondensatoren. Die gibt es seit den End-30er-Jahren und wurden auch von RFT-Firmen später produziert. Sie werden durch ein Loch in der Anschlussfahne mit Vaseline gefüllt und durch das verlöten der Anschlussfahne mit dem Porzellanrohr "tropenfest". Ich habe die Erfahrung gemacht, dass diese C's von den Werkstätten häufig bei Reparaturen eingebaut wurden. Wenn Sie wirklich solche Kondensatoren von RFT haben, so reparieren Sie "zeitgemäß", also der damaligen Zeit entsprechend und außerdem daben diese Dinger ein laaanges Leben mit guten Isolationswerten, wenn man die Spannung beachtet.
Die Folie-Kondensatoren (Styroflex-) kamen später, nach den "Gewaplast"-Kondensatoren Die waren eine Fehlkonstruktion und ich habe kein Gerät, in denen noch einer funktionsfähig ist!
Es gibt aber Folie-Kondensatoren, die in ihren Abmessungen bequem in einen augehöhlten "Teerverguss" passen, das wäre natürlich die optimale Variante, obwohl es auch da unterschiedliche Auffassungen bei der Restaurierung gibt .....
Viel Erfolg beim Restaurieren des Tonmeisters
Wolfgang Eckardt
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Kondensatoren auswechseln
Hallo Herr Eckardt,
vielen Dank für Ihre Antwort. Ich werde für die 0,1 yF Kondensatoren die Sikatrop-Kondensatoren von RFT einbauen. Für die kleineren Werte ist das Ausbohren angesagt. Damit bleibt das Tonbandgerät wie in den 50 iger Jahren gebaut.
Können Sie mir noch etwas zu der Diode (15 Zell. 2mm) im Gitterkreis der EM 11 sagen. Diese läst sich nicht messen?
Vielen Dank
Mit freundlichen Grüßen
Frank
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Tonmeister restaurieren
Guten Abend Herr Dittrich,
ist ja gut, dass Sie noch einige Sikatrop-Kondensatoren haben. Die Teerverguss-C erneuert man am besten, wenn man sie erwärmt - ich nehme eine Heißluftpistole - und dann das gesamte Paket herausschiebt bevor der Teer flüssig wird. Da bleibt nur das Glasrohr übrig. Eine Alufolie unterlegen, damit die Arbeitsfläche keine Teerflecken bekommt.
Dann kann man den neuen C einschieben, evtl. vorher Verlängerungsdrähte anlöten. Dann forme ich aus etwas erwärmter Teermasse (wie Knete) einen kleinen Zylinder mit Durchmesser des Glasrohres und drücke die Masse hinein. Man kann auch mit einem alten Lötkolben (regelbar, damit er nicht zu heiß wird) etwas nachhelfen.
Wegen der Diode am Gitter der EM11: Das ist ein Selen-Pillengleichrichter für ca. 100V bei 2mA. Da er nur die Aufnahmespannung für die Anzeige gleichrichtet, kann man ihn auch durch ein Ge- Diode (Si evtl. auch, habe ich nicht ausprobiert.) ersetzen. Da kann nichts schief gehen. Meistens funktionieren diese Dinger noch, sie sind eben relativ hochohmig im Durchlass und in der Sperrrichtung nicht unendlich. Mit dem Ohmmeter kann man da kaum was messen, da muss man mit separater Spannung über 20V messen mit Milli-Amperemeter.
Viel Erfolg wünscht
Wolfgang Eckardt
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Tonmeister restaurieren
Guten Abend Herr Eckardt,
ich habe schon einige Kondensatoren auf die von Ihnen beschriebene Variante mit neuem Inhalt versehen. Ich umwickele die Kondensatoren erst mit einer Lage Papier und dann mit Abdeckband wie es die Maler verwenden. Dadurch bleiben sie recht sauber. Denn der Teer an den Fingern greift sich leicht auf das Papier ab. Wenn alles kalt ist, dann wickele ich den Kondensator wieder aus.
Von einen leider verstorbenen Rundfunkmeister ,habe ich einige Sikatrop-Kondensatoren erhalten sowie viele alte Schaltungsunterlagen. Er gab Sie mir mit den Worten „Wenn Du so alt bist wie ich, dann gebe sie weiter“ daran werde ich mich auch halten.
Nochmals vielen Dank
Gruß Frank
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Tonband "Tonmeister"
Hallo Herr Eckardt
ich habe da noch ein Problem:
Der Austausch der beiden 1yF Elkos C11 und C17 im Schaltplan betreffend.
Der eine ist an das Gitter 2/4 der ECH 81 angeschlossen und der andere an der Kathode der
Triode der ECH 81. Ich denke der dient mit zur Gittervorspannungserzeugung.
Kann man durch Parallelschaltung von 3 X 0,33 yF (ungepolte) Kondensatoren beide ersetzen?
Da ich keine 1yF Kondensatoren habe wollte ich diese Variante wählen, oder ist auch bedenkenlos 2,2 yF Elkos (350 Volt) einsetzbar (die sind vorhanden). Am Gitter 2 der ECH 81 so glaube ich sicherlich ja, aber im Kathodenkreis des Triode weis ich nicht ob dadurch eine Verschlechterung der Verstärkung eintreten kann.
Vielleicht wissen Sie Rat.
Mit freundlichen Grüßen
Frank
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Problemlos Ersatz möglich
Hallo,
der Ersatz dieser beiden Kondensatoren ist relativ unkritisch.
C17 am Gittervorwiderstand/Masse der Triode glättet die Gittervorspannung, die etwa -1,2 V betragen soll. Da stört ein höherer Wert nicht, ein C mit 63 V Betriebsspannung würde aber auch reichen.
C11 dient bei Wiedergabe als Ableitung zur Masse vom Schirmgitter aus, wo ca. 15 V zu messen sein müssten. Gleichzeitig ist C11 Bestandteil einer Rückkopplung (R8 + C15) zur Anhebung der Tiefen, dient aber auch dort auch nur als wechselstrommäßige Verbindung zur Masse.
Bei Aufnahme ist C11 spannungsfrei und liegt in dem Zweig R8 + C15 und spielt gegenüber der Kapazität von C15 = 2500 pF kaum eine Rolle. Also ist sein Wert auch relativ unkritisch und könnte auch mit einem C mit 63 V Betriebsspannung auskommen. Vielleicht steht Ihnen ein solcher Elko zur Verfügung.
Also wären Ihre beiden Vorschlage - 3x 0,33 µF parallel oder 2,2 µF möglich, wobei ungepolte C ohne Weiteres verwendet werden können.
Viel Erfolg
Wolfgang Eckardt
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Tonbandgerät
Guten Abend Herr Eckardt,
heute um 18.00 Uhr hat der „Tonmeister“ wieder ein Tonband aus dem 50/60 iger Jahren abgespielt. Es ist schon ein schönes Erlebnis wenn die alte Technik wieder ihren Zweck zu dem sie geschaffen wurde erfüllt und das mit Ersatzteilen aus dieser Zeit.
Vielen Dank für Ihre Unterstützung. Ich erreichr noch nicht ganz die Spannungswert die Angegeben sind, da der 2 Elko noch einen Reststrom von 1 mA zieht. Die anderen haben sich bereits gut formatiert. Selbst ein Elko 1yF /500 Volt im roten Pertinax hatte nach dem Formatieren wieder 1yF und keinen Reststrom.. Die Teerverschlüsse waren jedoch noch unbeschädigt.
Das Klangbild ist dem unter Beachtung des alten Bandes recht gut. Wunderschön ist das Leuchten der EM11 (noch Original) bei der Aufnahme.
Es ist nur Schade, das es nun wieder im Regal verschwindet.
Mit freundlichen Grüßen
Frank Dittrich
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