seibt: Seibt Kapazitätsmessbrücke - wer kennt das Model

ID: 146994
seibt: Seibt Kapazitätsmessbrücke - wer kennt das Model 
13.Aug.07 14:58
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Nikolaus Löwe (D)
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Nikolaus Löwe

Sehr geehrte Sammlerkollegen,

dieses Gerät der Firma Seibt befindet sich in meiner Sammlung, und nun suche ich nähere Informationen darüber.

Es handelt sich offenbar um eine Kapazitätsmeßbrücke für geringe Kapazitäten, vermutlich nicht mehr als 5nf. Das schließe ich aus der Größe des Drehkos (1000pf) und den Widerständen des Spannungsteilers. Da von diesen dummerweise zwei defekt sind, kann ich nicht auf die genauen Meßbereiche schließen; aus Kenntnis derselben könnte ich allerdings die unbekannten Widerstände ermitteln.

Die gesamte Machart mit dicker Hartgummifront, Hartgummidrehknopf, gefrästem Seibt-Drehko und dem polarisierten Seibt-Summer (den habe ich in einem Buch von 1918 wiedergefunden) läßt auf ein Herstellungsdatum vor 1920 schließen, ebenso die Beschriftung "Luftleiter". Das rautenförmige Logo am Gehäuse wurde aber (nach Abele) erst seit etwa 1924 verwendet.

Es gibt kein Typenschild, nur die Beschriftung auf der Frontplatte.

Wer weiß näheres zu diesem Gerät?

Anlagen:

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Seibt: Kapazitätsmeßbrücke mit selbstinduktiven Widerständen 
13.Aug.07 21:04

Dietmar Rudolph † 6.1.22 (D)
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Dietmar Rudolph † 6.1.22

Eine Seibt'sche Kapazitätsmeßbrücke mit "selbstinduktiven Widerständen" wird in E. Nesper: Handbuch der Drahtlosen Telegraphie und Telephonie, Springer, 1921, Bd. 1, S. 569 beschrieben.

B. Kapazitätsmeßbrücke mit selbstinduktiven Widerständen (G. Seibt)
"Eine den Hochfrequenzmeßzwecken, wie sie in der drahtlosen Telegraphie inbetracht kommen, besser gerecht werdende Kapazitätsmeßanordnung ist von G. Seibt angegeben worden und durch Abb 603 schematisch wiedergegeben. "

"Die Bezeichnung der Kondensatoren - Cx ist wieder der zu messende Kondensator -,  der Batterie und des Summers ist die der Abb. 602 entsprechende."

Zu Bild 602: "c ist die Stromquelle, e ein Unterbrecher, wozu zweckmäßig ein Tonsummer genommen wird, und f ist ein auf den Widerstand  schleifender Kontakt."

"Anstelle der Ohmschen Widerstände a und b sind hier [in Bild 603] jedoch die induktiven Widerstände (Selbstinduktionsspulen) a und b vorgesehen. Diese induzieren auf eine genau symmetrisch zu ihnen angeordnete Koppelspule h, welche über einen Kristalldetektor i und einen Blockkondensator k angeschlossen ist. Die Größe der Lautstärke wird durch das Telephon g bestimmt.
Auch hier gilt wieder, wenn die Brücke abgeglichen ist, die Bedingung Cx =(b/a)Cb, es ist alsdann ohne weiteres möglich, da b und a konstant bleiben, die Größe der Kapazität Cx an der Skala des bekannten Kondensators Cb abzulesen."

Auf S. 105 ist die Kapazitätsmeßbrücke der Lorenz A.G. beschrieben und mit Schaltbild und Photo dargestellt.

Hier sieht man, daß die Kapazität, die zu damaligen Zeiten vor allem interessierte, die Kapazität der Antennengebilde war. Die Sender waren damals fast ausschließlich (Knall-)Funkensender. In ihrer ursprünglichen (primitiven) Form bestanden sie aus einer Antenne, einer Erdverbindung, einer Funkenstrecke und einem Induktorium zur Erzeugung der Hochspannung. Je größer die Kapazität der Antenne war, um so mehr Energie konnte sie aufnehmen, ehe der Funkenüberschlag erfolgte und um so weiter konnte "gefunkt" werden.
Zur Messung der Kapazität wurden die Funken durch einen "Tonsummer"  (im Prinzip ein "Wagner'scher Hammer" wie bei einer früheren Klingel) erzeugt.

MfG DR

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14.Aug.07 19:41

Nikolaus Löwe (D)
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Nikolaus Löwe

Von Alexander Küffer habe ich folgende Unterlagen erhalten, die aus dem Buch von Eugen Nesper "Messtechnik für Radioamateure" von 1924 entnommen wurden. Sie bestätigen die Informationen von Herrn Rudolph, daß es sich um eine Seibtsche Kapazitätsmessbrücke mit selbstinduktiven Widerständen handelt. Außerdem sind Angaben zu den Meßbereichen sowie eine Abbildung enthalten.

Auf der Abbildung fehlen die Polklemmen zum Anschluß einer Batterie, wie sie bei meinem Gerät vorhanden sind, ebenso das (moderne) Seibt-Logo. Im Text steht, daß die Batterie ursprünglich im Gerät eingebaut war. Also eine einfache Modifikation.

Vielen Dank für die Mithilfe,

Nikolaus Löwe

Anlagen:

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