siemens: 92W (K); Kammermusik-Super, Bandfilter
siemens: 92W (K); Kammermusik-Super, Bandfilter
Eine bekannte Erscheinung ist die Beobachtung, daß Geräte aus dieser Epoche trotz korrekter Meßwerte an den Röhrenanschlüssen "stocktaub" sind.
Eine der Ursachen sind verstimmte ZF-Bandfilter durch defekte Kondensatoren, die die Schwingkreise verstimmen.
Eine für den Restaurator besonders unglückliche Lösung hat Siemens gewählt, die gleichen Filter sind in den Parallelmodellen von Telefunken (z.B. Condor), bzw. AEG verbaut. Die Kreiskapazitäten parallel zu den Spulen bestehen aus 175 pF-Kondensatoren, die fest in den Keramikboden der Bandfilter als Silberbeläge mit Abdeckung aus Lackmasse realisiert sind. Diese Deckschichten bekommen Risse, die Silberschicht wird wegsulfidiert und die Kapazitäten sinken. Auch bei Mende tritt dies Phänomen auf, allerdings sind die Kondensatoren separat und lassen sich problemlos durch ausgemessene neue Keramik-Cs ersetzen. Auch bei den Schwingkreis-Verkürzungskondensatoren sind solche Typen bei vielen Modellen verbaut und verschieben die Sendereichung völlig.
Beim 92W sind die Kondensatorbeläge aber fest mit den Lötanschlußfahnen om Boden des Bandfilters verbunden. Betroffen waren zwei der vier Kreiskondensatoren. Ich habe zunächst die Risse im Decklack mit Zaponlack versiegelt und dann durch paralleles Anlöten von separaten Kondensatoren die Kapazität wieder auf 175 pF vergrößert. Alternativ hätte man die "Wanne" mit dem integrierten Kondensator völlig leeren müssen, was ich mich nicht getraut habe.
Nun bin ich mal gespannt, ob die Kapazitätsverringerung fortschreitet oder ob die Abstimmung der ZF konstant bleibt.
Die Keramiktrimmer zum Vorkreis- und Oszillatorabgleich tendieren in der Kapazität aber auch gegen null. Schlauerweise sind sie so unter dem Chassis eingebaut, daß man an sie praktisch ohne Ausbau der gesamten Spulenplatte nicht herankommt. Das ist für die Reparatur eine äußerst unfreundliche Lösung!
Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.