siemens: Inbetriebnahme im "Originalzustand"

ID: 179649
siemens: Inbetriebnahme im "Originalzustand" 
18.Dec.08 23:34
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Rolf Nickel (D)
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Rolf Nickel

Statt "Reparaturbericht"

Liebe Leser,
bei meinen Überlegungen zur Fehlersuche an diesem Apparat fiel mir ein geschenktes Siemens-Radio ein, das ich "erst einmal" eingemottet hatte. Nach Angabe des Schenkenden war es nach seinem "Wohnzimmerleben" wohl jahrelang als "Dienstradio" in einem Büro betrieben worden, und jetzt wollte es keiner mehr haben.
Ich habe es vorgestern hervorgeholt und genauer angesehen in der Hoffnung, es handele sich vielleicht um ein ähnliches wie das zu untersuchende Gerät von Hrn. Schulze. Und tatsächlich, es ist das Nachfolgemodell.
Siemens hatte einige Änderungen vorgenommen, von denen ich diejenigen, die mir aufgefallen sind, hier angebe :

  • Wegfall des Kurzwellen-Bereichs
  • magisches Auge EM 34 statt magischer Fächer EM 80
  • UKW-Vorstufe mit EC 92 statt mit EF 80 bestückt
  • Vereinfachung der Gegenkopplung im NF-Teil
  • Vereinfachung des Netzteiles, dadurch Einsparung eines Siebelkos

Soweit ich erkennen konnte, waren ausser der Entfernung des elektrostatischen Hochtöners keine Eingriffe in das Gerät erfolgt.
Da es, wie ich wusste, immer "warm und trocken" gestanden hatte und fast bis zum Schluß auch betrieben wurde, hatte ich keine Bedenken, es einfach mal anzuschließen und kurz auszuprobieren.

Die Betriebsgleichspannungen (am ersten Siebelko gut 250 V) waren so weit in Ordnung. Rauschen und leichtes Brummen im Lautsprecher. Nach 5 Minuten erst mal wieder abgeschaltet, Netzstecker gezogen und den Selengleichrichter angefasst: Oberflächentemperatur im "grünen" Bereich.

Interessant ist, dass fast sämtliche Bauteile, wie Röhren, Kondensatoren, Widerstände, jedenfalls lt. Aufdruck, aus der eigenen Fertigung von Siemens stammen.
Das Chassis macht einen sehr "aufgeräumten" Eindruck. Die Widerstände sind größtenteils noch nicht farbcodiert, sondern mit Werteaufdruck versehen. Der UKW-Mischteil (rechts von der Tastatur) ist Bestandteil des Chassis, also keine eigene Baugruppe. Der UKW-Bereich reicht "nur" bis 100 MHz. Das war vielleicht der Grund für die Ausmusterung, denn viele der heutigen neuen Sender tummeln sich oberhalb dieser Frequenz.



Am nächsten Tag längerer UKW-Betrieb. Die Lautstärke schwankte stark, ebenso wie die Anzeige des magischen Auges. Änderungen ergaben sich beim Bewegen der Mischröhre EC 92 und beim Berühren eines Styrolkondensators, der mit der Tastatur verbunden war. Daraufhin benetzte ich die Stifte der EC 92 mit Kontakt 61. Auch die Schalterkontakte der Tastatur wurden leicht benetzt (nicht eingesprüht !),  mehrfach geschaltet und mit Wattestäbchen abgewischt. Es wurde immer lauter, die Spannung am Ratio-Elko stieg von zuerst 15 auf gut 28 Volt (mit Unterdach-Dipol) bei NDR-Kultur, den ich meistens höre und der nicht ganz so laut hereinkommt wie einige Popmusik-Sender.

Weitere Beobachtungen: Beim Durchdrehen des Tiefen- und mehr noch des Höhenreglers starke Lautstärkesprünge mit kurzem Knacken. Das müsste auch noch einfach zu beseitigen sein, erfordert aber den Chassis-Ausbau, wovor ich mich bis jetzt gedrückt habe.

Jetzt läuft das Gerät bereits stundenlang auf UKW zu meiner vollsten Zufriedenheit, ich hörte u. a. ein Hornkonzert ohne Verzerrungen.

Fazit: Abgesehen davon, dass aus Gründen einer dauerhaften Betriebssicherheit einige Austauschmassnahmen durchgeführt werden müssen, kann man hier von einer Inbetriebsetzung mit minimalem Aufwand (Kontaktspray) sprechen. Ich habe bis jetzt kein einziges Bauteil gewechselt. Das soll heißen, auch so kann man vorgehen oder zumindest anfangen, ohne irgendeine "vorsorgliche Massnahme", und das nach über 50 Jahren !

Übrigens: Eine Frage hätte ich noch ...  Wo ist eigentlich der Ferritstab ? Hatte Siemens damals den MW/LW-Betrieb nur mit Hochantenne vorgesehen ?
 

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.

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Ferritstab ? 
19.Dec.08 13:34

Konrad Birkner † 12.08.2014 (D)
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Konrad Birkner † 12.08.2014

Damals gab es noch etliche Geräte ohne Ferritstab. Ferritantennen finden sich wohl erst ab 1953/54. Und solche Neuerungen brauchen immer etwas Zeit. Im vorliegenden Fall sparte man sich in der Folgesaison 1954/55 den Ferritstab noch beim billigsten Modell C 40 (K u. L), die teureren bekamen ihn aber schon mit.

Nachtrag:
Boris Witke machte mich darauf aufmerksam, dass es schon früher vereinzelte Vorläufer mit Ferritantenne gab, zB. Graetz 162W und 163W von 1952/52. Oder RCA B-411 von 1951.
Aber in der Saison 1953/54 beginnen sie ihren Siegeszug. Man war wohl anfangs noch nicht so überzeugt davon, denn wie erklärt sich z.B. dass im Großhandelskatalog 1952/53 bei Graetz 162W und 163W die Antenne verschwiegen wurde?

 

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