stern-roch: Oberon-Phono

ID: 176515
stern-roch: Oberon-Phono 
04.Nov.08 19:22
1965

Dieter Zwingel (D)
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Dieter Zwingel

Nach der Restaurierung meines Oberon-Phono gab der eingebaute Automatik-Plattenspieler für 45-er Platten nur ein sehr schwaches und stark verzerrtes Signal ab. Eigentlich waren die Nadelgeräusche fast stärker als die Lautsprecherwidergabe. Das System war jedoch anscheinend in Ordnung.

Es handelt sich dabei um ein "Ziphona"-elektrodynamisches System, nach Aufdruck "System 4". Ein solches System ist nach meinen Recherchen nicht mehr als Ersatzteil erhältlich. Die Nadel ist in dem Kunststoff-Gehäuse in 2 Gummielementen gelagert, die offenbar völlig verhärtet waren. Da ich weiß, dass in der Kfz-Oldtimerszene manchmal Gummibuchsen durch Polyurethan-Buchsen ersetzt werden, kam ich auf folgende Lösungsidee:

Ich habe die alten Lager zuerst mechanisch komplett entfernt. Dann wurde das Nadelsystem mittels zweier kleiner Kunststoffringe wieder in dem Plastikgehäuse zentriert. Die Kunststoffringe, von denen einer in der Abbildung zu sehen ist, wurden mit dem Skalpell aus der Isolierung einer Litze geschnitten; sie haben eine Breite von ca. 0,3 mm. Inder Mitte der Nadelachse befindet sich ein Blechstreifen (ca. 2x4 mm ), der in das Magnetsystem eingreift. Dieser Streifen muss genau zentrisch zwischen den Magnetpolen liegen. das kann man durch Beilegen von 2 schmalen Papierstreifen erreichen. Nach diesen Vorarbeiten wurde der Raum zwischen Achse und Plastikgehäuse an den Lagerstellen mit einer lufthärtenden Polyurethanmasse gefüllt. Es handelt sich dabei um das Produkt "Sikaflex 221", das für Dichtungen und Klebungen in Kfz-Bereich verwendet wird. Dieses Produkt haftet im Gegensatz zu Silionkautschuk sehr gut auf fast allen Oberflächen. Man bekommt es leider nur in einer großen Kartusche ( Kosten ca. 10 Euro ), von der man für diese Anwendung gerade mal einige mm² bentigt. Allerdings kann man den Rest für allerlei Dichtungsprobleme im Haus und Auto verwenden. Das Einbringen der Masse muss sehr sorgfältig erfolgen, am besten mit der Spitze eines Bastelmessers oder Skalpells. Die neuen "Gummi"-Lager lässt man mindestens 2, besser 3 Tage trocknen, dann kann man den Papierstreifen entfernen und das System wieder einbauen.

Der Plattenspieler zeigte daraufhin eine sehr gute Widergabe mit guter Lautstärke bei mäßig aufgedrehtem Lautstärkeregler. Ich denke, dass man mit dieser Methode - auch wenn sie einige Feinmechanik erfordert - auch andere Tonabmehmersysteme wieder zum Funktionieren bringen kann und wollte sie deshalb hier meinen Sammlerkollegen vorstellen.

 

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