sun-radioe: Sun-Radio: UKW Vorsatzgerät (Tuner)

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sun-radioe: Sun-Radio: UKW Vorsatzgerät (Tuner) 
31.Jul.13 11:00
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Dietmar Rudolph † 6.1.22 (D)
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Dietmar Rudolph † 6.1.22

In "Günther, H.; Richter, H: "Schule des Funk-Technikers, Bd. 4, 7. A., 1951, S. 249 -250" findet sich ein Bericht über einen HiFi UKW-Tuner  der Firma Sun-Radio (Sun Radio & Electronics Co. Inc., New York). Verglichen mit den damals in D verfügbaren UKW-Geräten war das ein wirkliches "Luxus-Gerät".

Sun-Radio

Ein bereits in der großen Preisklasse liegendes "Vorsatzgerät", das allerdings kaum in Verbindung mit einfachen Rundfunkempfängern, sondern vielmehr im Zusammenhang mit hochwertigen Kraftverstärkern arbeiten soll, wird von der Firma Sun‑Radio hergestellt und läßt wohl insbesondere hinsichtlich Frequenzstabilität und Störsicherheit keine Wünsche mehr offen. Wir sehen die Schaltung in Abb. 1919.

Sie enthält zunächst eine Vorröhre (6 AK 5), worauf die Mischröhre (6 BE 6) folgt, der die Oszillatorspannung kapazitiv zugeführt wird. Der Oszillator selbst ist besonders interessant. Er besitzt eine Doppeltriode (6J6), von der die linke Hälfte zur Erzeugung der Oszillatorschwingung dient. Die rechte Hälfte arbeitet als Reaktanzröhre und beeinflußt die Oszillatorfrequenz in Abhängigkeit von einer Regelspannung, die von dem ganz am Ende der Schaltung sichtbaren Diskriminator abgegriffen wird. Diese Gleichspannung, wird über verschiedene Siebglieder dem Gitter der rechten Hälfte der 6J6 zugeführt. Weicht die Frequenz vom Sollwert ein wenig ab, so pflanzt sich die Verstimmung natürlich durch den ganzen Empfänger fort und ruft am Diskriminator eine entsprechende Regelspannung hervor, die die Oszillatorfrequenz über die Reaktanzstufe wieder korrigiert. In Deutschland kannten wir früher in Spitzenrundfunkempfängern einen ähnlichen Aufwand in Form der "automatischen Scharfabstimmung".

Die in der Mischröhre erzeugte ZF‑Spannung wird nun in drei Zwischenfrequenz‑Verstärkerstufen heraufgesetzt (3mal 6AK5). Darauf folgt ein zweistufiger Begrenzer mit den Röhren 9001. Die Konstrukteure des Geräts haben nämlich die Erfahrung gemacht, daß die Begrenzerwirkung mit einem Zweifachbegrenzer in Verbindung mit gewöhnlichen Phasendiskriminatoren wirksamer ist als mit nur einer Begrenzerstufe zusammen mit einem Ratio‑Detektor. In der ersten Begrenzerstufe ist die Gitterkombination deutlich zu erkennen. Auf die zweite Stufe folgt der Phasen‑Diskriminator mit der Doppelröhre 6AL5 in normaler Anordnung. Die Niederfrequenzspannung wird vom Arbeitswiderstand des Diskriminators entnommen, ebenso die Regelspannung für die Reaktanzröhre.

Der in diesem Gerät getriebene Aufwand von 9 Röhren [10 Röhren mit Gleichrichter 6X4], wovon noch dazu zwei Doppelröhren sind, ist für deutsche Verhältnisse vollkommen undenkbar. Es ist jedoch interessant, daß diese Anordnungen in Amerika ohne weiteres Absatz finden. Es gibt dort sehr viele Firmen, die sich mit der Herstellung, hochwertigster Vorsatzgeräte befassen. So bringt z. B. die Firma Zenith mit ihrem Modell 7 H918 einen ausgezeichneten Apparat auf den Markt, der im HF‑Teil in Gitterbasisschaltung arbeitet, im übrigen jedoch mit nur zwei ZF‑Stufen und einem Begrenzer etwas geringeren Aufwand gegenüber der soeben beschriebenen Schaltung aufweist.

Abschließend sei noch darauf‑hingewiesen, daß man in den Vereinigten Staaten nicht nur hochwertige FM‑Superhets, sondern auch einfachere Vorsatzgeräte mit dem "magischen Auge" für Abstimmzwecke ausrüstet. Es wurde schon auf S. 236 auf die Bedeutung solcher Abstimmanzeiger hingewiesen, denn die richtige Einstellung der Diskriminatoren ist entscheidend für die einwandfreie Wiedergabe und die volle Ausnützung der in der Frequenzmodulation steckenden Möglichkeiten. In den amerikanischen Geräten leitet man die Regelspannung vom Diskriminator ab und steuert damit in an sich bekannter Weise das Magische Auge. Auch hier finden die verschiedensten Schaltungen Anwendung, auf die wir jedoch nicht näher eingehen wollen, weil sie mit dem Vorsatzgeräte‑Problem an sich nichts zu tun haben.

Wir sehen, daß die Technik der Vorsatzgeräte sehr mannigfaltig ist und außerordentlich viele Einzelprobleme enthält, die der Konstrukteur und Entwickler beherrschen muß.

Im Jahre 1950 sind sehr viele deutsche Rundfunkfirmen mit Superhet‑Vorsatz‑ und Einbaugeräten auf den Markt gekommen. Es bleibt abzuwarten, wie sie sich in der Praxis bewähren. Näheres über diese Geräte ist in den einzelnen Lieferungen des "Fortschritte der Radiotechnik" (Franckh'sche Verlagshandlung Stuttgart) zu finden.

MfG DR

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