Taschenradios - 1958 sind Taschenradios gross in Mode

ID: 157966
Taschenradios - 1958 sind Taschenradios gross in Mode 
03.Feb.08 19:03
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Boris Witke † 9.2024 (D)
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Das erste Taschenradio der Welt kam schon 1945 (Belmont Boulevard, USA), aber dessen kleines Gehäuse erzwang kleine Batterien, so dass der Betrieb sehr teuer war. Der Transistor wurde erst im Dezember 1947 erfunden. So bleiben diese frühen röhrenbestückten Taschenradios, zu denen auch der Emerson 747 (1953), Motorola Pixie (1955), Silvertone 4212 (1954), Automatic Tom Thumb 528 (1955) - alle USA - gehören, Sammlerraritäten. In Deutschland gab es nur ein Taschenradio mit Subminiaturröhren: Grundig Mini Boy von 1954. Der Braun Exporter aus dem gleichen Jahr kam mit gewöhnlichen Miniaturröhren und ist optisch eng an den erwähnten Emerson 747 angelehnt.
Der Transistorhersteller Texas Instruments und die Fa. IDEA Regency (USA) läuteten Ende 1954 eine neue Ära im Radiobau ein: Der Regency TR1 war das erste voll transistorisierte Taschenradio. Damit war das Problem mit den hohen Betriebskosten gelöst. In der Folgezeit entstanden in allen Ländern, wo man die Transistorfertigung gelernt hatte, ähnliche Geräte dieser Art, die bald gross in Mode kamen, besonders bei jungen Leuten. Jene konnten mit derartigen "High-Tech" Radios moderne Technik und moderne Musik verbinden - schliesslich war etwa gleichzeitig der Rock and Roll "erfunden" worden, den die Älteren meist klar ablehnten, und den die Jüngeren mit dem Taschenradio jederzeit hören konnten.
Das erste voll transistorisierte Taschenradio in Deutschland war der Telefunken Partner von 1957 (der Akkord Peggie war ca. 1 Monat früher, aber deutlich größer), zu dem sich in den Folgejahren zahlreiche weitere Geräte dieser Art gesellten. Solche Radios wurden sehr populär und machten durch ihre Verbreitung weite Teile der Bevölkerung der industrialisierten Welt auf die neue Transistortechnik aufmerksam.
Die in Deutschland monatlich erscheinende Zeitschrift "hobby - Das Magazin der Technik" griff das Thema Taschenradio im Oktober 1958 auf. Dipl-Ing. Walter Honolka zeigt in einem 5 seitigen Artikel, wie international die neue Technik damals schon war: Neben Deutschland und USA hatte besonders Japan bereits eine grössere Auswahl von Taschenradios zu bieten. Studiert man die Tabelle auf Seite 4, erkennt man, dass Japan die kleinsten Geräte baute. Bei den Preisen fällt auf, dass die beiden billigsten Taschenradios (Braun T3 und Grundig Taschentransistor Boy) aus Deutschland kamen- die Japaner waren klar teurer ! Die Preise gingen erst später in den Keller.
W. Honolka schreibt: "Das Wunder dieser Zwergbauweise haben natürlich nicht nur die Transistoren vollbracht, sondern die mit ihnen verkleinerten übrigen Schaltelemente wie Kondensatoren, Widerstände usw. Die Lilliput- Batterie..." Auf den billigen Betrieb wird genauso hingewiesen wie auf die beschränkte Wiedergabequalität - wohl um Enttäuschungen zu vermeiden. Beklagt wird ferner die fehlende Möglichkeit des UKW Empfangs, ein Problem speziell in Deutschland mit seinem damals schon gut ausgebauten UKW Sendernetz. Das Problem werde aber gelöst, so der Autor, und er sollte recht behalten. Positiv vermerkte Honolka ferner die bei den japanischen Geräten durchweg vorhandene Möglichkeit des Ohrhöreranschlusses, um die nähere Umgebung nicht zu stören. Bemerkenswert in diesem Zusammenhang ist, dass z.B. Telefunken sein Taschenradio "Partner 2" im Folgejahr mit eben dieser Buchse nachgerüstet hat. Und noch einen Trend haben die Japaner vorgegeben: Der Hitachi konnte zu Hause an eine Zusatzbox gesteckt werden, um Lautstärke und Klang zu verbessern. Besonders Grundig hat derartige Zusatzlautsprecher in den Folgejahren erfolgreich verkauft.
Eine Taschenradio - Anekdote über Prinz Philip und ein Schaltbild des Sony TR-610 runden den sehens- und lesenswerten Artikel ab. Honolka schliesst mit dem Fazit, dass der Transistorensuper "ein echtes Instrument des Fortschritts und eine wirkliche Bereicherung unseres Lebens" ist. Anlagen:

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