telefunken: 2650; Opus Studio
telefunken: 2650; Opus Studio
Hallo Forum,
ich möchte mich mit einigen Reperaturhinweisen zu diesem schönen Gerät beteiligen.
Ich habe den Opus 2650 Studio vor einiger Zeit in Ebay gebraucht gekauft.
Der Radioempfang war bei Erhalt auf allen Bändern noch einwandfrei, auch Stereoempfang.
Leider spielte die rechte Endstufe sehr leise und stark verzerrt.
Ich konnte folgende Fehler feststellen und erfolgreich beheben - nun klingt das Gerät wieder besser als so manche aktuelle Stereoanlage.
1) Ruhestrom und Mittelpunkteinstellung der Endstufen:
Eine Endstufe lief quasi ohne Ruhestrom, die andere mit falschem Ruhestrom.
Die Potis R304/1304, R305/1305 (siehe Schaltplan unter dem Modell) in den Endstufen sind eher von minderwertiger Qualität und haben Ihre Widerstandswerte durch Oxidation tw. auf R= unendlich geändert. Ich habe mich entschlossen, das Problem an der Wurzel zu beseitigen, da auch aktuelle Trimmpotis nach einiger Zeit das gleiche Problem zeigen.
Nach versuchsweisem Einlöten von passenden Festwiderständen (aus der Trimmpotistellung am jew. Originalgerät abschätzen !) zeigte sich, daß der einmal eingestellte Ruhestrom und die Mittelpunktspannung der Edstufen auch über Zeit und Temperatur sehr stabil sind.
Ich habe dann einfach die Widerstandswerte auf korrekte Einstellung nach Abgleichanweisung (siehe Pläne) geändert und die passenden Festwiderstände eingelötet.
Das dürfte dauerhaft Abhilfe bringen - nach Tausch der Endtransistoren muß natürlich neu abgeglichen werden, aber das halte ich angesichts verbesserter Zuverlässigkeit der Endstufen für akzeptabel.
2) Endstufendefekte:
Bei meinem Gerät war an einer Endstufe die Sicherung defekt - dies scheint bei dem Modell öfter vorzukommen, wie andere Beiträge zeigen. Die flinken 1,25 A Sicherungen sind zum Schutz der Endstufen sinnvollerweise recht knapp bemessen und sollten keinesfalls durch stärkere ersetzt werden.Die Sicherungen schützen die Spannungsversorgung der linken bzw. rechten Endstufe und damit mittelbar den LS-Ausgang und sitzen nicht etwa direkt in den den Lautsprecherausgängen, wie manchmal vermutet.
Man sollte in jedem Fall mit Kurzschlüssen an den Ausgängen aufpassen, die Transistoren AD149 sind recht gut ausgereizt mit 2 * 15 W Ausgangsleitung bei diesem Modell und ca. 40 V Versorgungsspannung im Leerlauf.
=> Im Fall Spannungswähler auf 240 V schalten, das reduziert die Leerlaufspannung etwas und schmälert die Leitung noch kaum - die Netzspannung liegt ja inzwischen bei 230 V.
Da die Original-Endstufen wohl dennoch tw. recht instabil waren (dies dürfte auch auf Schwingneigung zurückzuführen sein, s.u.), hat TFK selbst eine Schaltungsänderung zum Umbau herausgegeben - siehe Pläne. Allerdings sind die dort genannten Bauteile kaum noch zu beschaffen. Wenn die Original-Endstufen AD149 mit Treibern AC117/AC175 also nach 40 Jahren noch einigermaßen funktionieren, sollte man sie auch so lassen.
Zumal es die AD149 Endstufentransistoren auch noch fabrikneu z.B. über RS-Elektronik für ca. 4 Euro/Stk gibt - natürlich nicht mehr TFK original, aber das halte ich für vertretbar. (Original-TFK-Transistoren tw. noch über Ebay).
Achtung - die AD149 sollten natürlich auf ähnliche Stromverstärkung und ähnlichen Reststrom selektiert werden.
3) Schwingneigung der Endstufen:
Bei meinem Gerät neigen beide Endstufen sehr leicht zu nieder- und hochfrequenten Schwingungen.
Dies dürfte an der für 1965 recht breitbandigen Auslegung der Transistor-Endstufen bis knapp 20 kHz liegen (oder an der recht langen Verkabelung zwischen Endstufen-Transistoren und der Treiperstufe auf der Platine. Mein Gerät hat wie auch im Schaltplan angegeben 1k Dämpfungswiderstände direkt an den Lautsprecher-Ausgängen. Diese können problemlos auf ca. 100 Ohm reduziert werden, was die Stabilität verbessert und die Impedanz an den Ausgängen noch nicht unzulässig ändert.
Man sollte den NF-Verstärker dennoch nicht mit offenen Eingängen oder Ausgängen laufen lassen oder im Betrieb an Bauteile bzw. an die Eingänge fassen.
Der Transistor-NF-Verstärker hat eine sehr hohe Eingangsimpedanz, und verhält sich bzgl. Schwingneigung daher ganz ähnlich wie die Röhrenverstärker der Vorgängergeräte.
4) Rauschen der Endstufen:
Mein Gerät hat nach wie vor das Problem, daß eine Endstufe viel stärker rauscht als die andere (die Quelle liegt in der NF-Verstärkerbaugruppe). Die "gute" Endstufe liegt bzgl. Rauschen fast auf dem Niveau aktueller Geräte - es ist im Lautsprecher nichts zu hören. Die "schlechte" Endstufe wurde vermutl. vom Vorbesitzer oder durch Schwingneigung überlastet, was die Ge-Transistor-Endstufen zwar meist grundsätzlich überstehen, allerdings mit deutlich erhöhtem Rauschen und ggf. verminderter Verstärkung.
Die betroffene Endstufe hatte bei mir auch die defekte Endstufen-Sicherung, s.o.
Der Fehler äußert sich folgendermaßen:
Direkt beim Einschalten rauscht die Endstufe sehr stark, so daß es fast schon unangenehm ist und klingt wie ein UKW-Empfänger ohne Sender bei Zimmerlautstärke.
Nach einigen s/min geht das Rauschen auf ein erträgliches Maß zurück, daß ich für ein Gerät von 1965 fast noch akzeptieren würde. Das ganze ist beliebig reproduzierbar.
Da es die "gute" Endstufe deutlich besser kann, habe ich mir gerade AD149/AC117/AC175 Ersatztransistoren besorgt, wer weiß wie lange diese noch verfügbar / bezahlbar sind, s.o.
Ich tippe stark auf die AD149 Endstufe, da diese vermutl überlastet wurde - ich werde berichten, sobald die Transistoren getauscht sind.
Achtung - die AD149 sollten natürlich auf ähnliche Stromverstärkung und ähnlichen Reststrom selektiert werden.
5) Interessante Treiberschaltung in den Endstufen
Die Endstufe hat zwischen B und E der AD149 bzw. an den AC175/AC117 Treibern eine sehr interessante Schaltung.
Die B-E Strecke der AD149 sieht zunächst einmal aus wie über die Drosseln Dr301/301/1301/1302 DC-mäßig kurzgeschlossen. Allerdings haben diese Drosseln sehr dünnen, langen Draht und einen DC-Widerstand von ca. 22 Ohm (an allen 4 Drosseln gemessen).
d.h. bei einem geschätzten Treiber-Ruhestrom von ca. 10 mA der AC175/AC175 können die Endstufentransistoren trotz der B-E-Drosseln aufgesteuert werden, bei einem NF-Signal wg. höheren Trieberstromes sowieso.
Ich habe diese Schaltung noch nicht gesehen - kann mir jemand die genaue Funktion erklären ???
Ich vermute jedoch folgende Funktion der Drosseln:
1) durch die niedrige Impedanz zwischen B-E der AD149 wird die Endstufe wohl rauschärmer gemacht
2) die Drosseln zwischen BE dürften die stark ausgereizten Ge-Transistoren der Endstufe bei 40 V Versorgung robuster / spannungsfester machen - es ist bei Transistoren meist VCE(Rbe~0) > VCE(Rbe>0). Ich kenne von Schaltendstufen / Horizontalendstufen (seinerzeit BU208) das gleiche, niederohmige BE-Widerstände bzw. Drosseln mit < 5 Ohm.
Allerdings habe ich das in einer Audio-Endstufe noch nie gesehen.
3) Die Drosseln dürften dazu dienen, den Frequenzgang der Endstufe auf ~ 20 kHz zu bringen, denn die AD149 Transistoren selbst dürften bei 20 kHz bereits bandbegrenzend sein. Eine Drossel zwischen B und E bewirkt damit quasi ein Hochpaß-Verhalten, daß den Tiefpaß-Charakter der AD149 und der Treiberstufe(n) quasi kompensieren kann.
=> könnten die Drosseln dann aber für die Schwingneigung der Endstufe mitverantwortlich sein ?
Wer kann helfen ??
Viele Grüße aus Baierbrunn
Michael Brandt
Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.
Es ist eine Frage !
Hier erhaltet man von Titel und bis nahezu am Schluss des Textes den Eindruck einer Reparaturbeschreibung. Das wurde bis jetzt wohl überlesen. Jetzt, mit dem Fragezeichen, sollte es klar sein, dass da Fragen "drin stecken". Besser wäre es in einem solchen Fall, mit der Frage anzufangen oder sie anzukündigen, dann zu bringen, was man schon getan hat.
Viel Glück.
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Bevorzugung der hohen Frequenzen
Lieber Herr Brandt,
der letzte Teil Ihrer Erklärung (3) geht in die richtige Richtung.
Der Wechselstromwiderstand einer Spule steigt mit zunehmender Frequenz : RL = 2 pi f L. Daraus folgt, dass bei steigender Frequenz f der Kollektorwiderstand des Transistors AC 175, eine Parallelschaltung aus dem Festwiderstand 100 Ohm und der Drossel Dr 302, von einem unteren Wert aus, der durch den Gleichstromwiderstand (22 Ohm, wie von Ihnen gemessen, parallel zu 100 Ohm) der Spule bestimmt wird, zunimmt bis maximal 100 Ohm. Das gilt auch für die Höhe der dort abfallenden NF-Spannung, die den Endtransistor AD 149 steuert und bedeutet eine Bevorzugung der hohen Frequenzen. Die am Emitterwiderstand des AD 149 abfallende NF-Spannung wirkt dagegen frequenzunabhängig gegenkoppelnd.
Leider wird durch diese Maßnahme (Dr 302) eine etwa vorhandene Schwingneigung unterstützt. Was Sie machen könnten (ausprobieren): jeweils einen niederohmigen Widerstand in die Basis-Zuleitung der AD 149 setzen, der zusammen mit der Basis-Emitter-Kapazität als Tiefpass wirken würde.
Mit freundlichem Gruß
Rolf Nickel
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Herzlichen Dank
Hallo Hr. Nickel,
herzlichen Dank für die techn. Erleuterungen und die Bestätigung der Theorie zur Erweiterung des Frequenzbandes.
Schönen Tag noch,
M Brandt
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