telefunken: TFK Capriccio, UKW-Teil
? telefunken: TFK Capriccio, UKW-Teil
Als mir vor einigen Monaten ein Bekannter einen Cappricio 50 vorbeibrachte ("Du sammelst doch noch, oder?") habe ich das Gerät erstmal in die Ecke gestellt, zumal ich schon einen dieser Sorte stehen habe. Fast hätte ich den Entschluß gefaßt, das Radio bei ebay zu verkaufen, aber die Nachfrage "Hast Du das Ding zum Laufen gebracht?" brachte mich dazu, den Capriccio dann doch näher unter die Lupe zu nehmen.
Erste Überraschung: Es handelte sich nicht um die gleiche Ausführung wie der alte (MW, 3x KW), sondern um die mit MW, LW und UKW.
Zweite Überraschung: Alle Röhren haben Top-Meßwerte, auch die UM11 hat noch mindestens 80% Leuchtkraft. Eigentlich sehr ungewöhnlich, denn es handelt sich vermutlich noch um die Erstbestückung. Viel gelaufen hat das Radio offensichtlich nicht.
Dritte Überrschung: Nach Studium des Schaltplans habe ich mich erstmal am Kopf gekratzt und brauchte eine Weile, um das UKW-Empfangsteil zu verstehen. Es stand zwar auf dem hochgeladenen Schaltbild drauf "UKW-Pendler", aber das Triodenteil der UCH11 ist bei UKW als Oszillator geschaltet und das Hexodensystem arbeitet als multiplikativer Mischer. Aber wo bleibt die ZF? Nach Analyse der zahlreichen Schaltkontakte wurde klar, daß die Pentode der UBF11 als ZF-Pendelaudion fungiert. Da ich die Bandfilter nicht öffnen wollte, blieb die Frequenz der ZF zunächst unklar.
Vorsichtige Inbetriebnahme ergab starkes Brummen und völlig falsche Spannungswerte, weshalb das Gerät sofort wieder außer Betrieb genommen wurde. Alle Elkos hatten Kapazitätsverlust, aber dennoch zum Teil hohe Leckströme. Fast alle Papier-/Teerkondensatoren waren marode, weshalb sie wie üblich getauscht wurden.
Das Wunder geschah: Ohne weitere Abgleichmaßnahmen war nach Reinigen der Wellenschalterkontakte exzellenter Empfang auf allen Wellenbereichen zu erzielen. Besonders auf UKW überraschte die Empfindlichkeit, es kommen am UKW-Ringdipol in Dachrinnenhöhe eine Menge Sender, die Skala stimmt sogar relativ genau.
Nun zu meinen eigentlichen Fragen: Um auf die ZF zu kommen, habe ich die Oszillatorfrequenz gemessen, die ZF liegt offensichtlich nicht wie erwartet bei 10,7 MHz, sondern bei 27 MHz. Das Suchen in unseren bei RMorg liegenden Unterlagen förderte nur einen weiteren Schaltplan als Anlage zutage, der zu einem Beitrag des Kollegen Knoll zur UKW-Rundfunk-Entwicklung gehört. Hier ist der Vermerk "Das Radio-Magazin Nr. 12, 1950" zu finden.
Hat jemand dieses Heft und kann einen Scan dieses Artikels beitragen, denn ich vermute, daß hier einiges über die Schaltungstechnik steht.
Gibt es weitere deutsche Radios mit ZF-Pendler im UKW-Teil? Diese Schaltungsvariante war mir nämlich bis dato noch nicht untergekommen.
Es erweist sich, daß man auch vermeintlich unscheinbare und wenig spektakuläre Radiogeräte doch näher unter die Lupe nehmen sollte, denn eigentlich wollte ich mich mit dem Capriccio wegen der bei Telefunken zahlreichen Varianten mit der gleichen Röhrenbestückung garnicht weiter beschäftigen...
M.S.
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Noch mehr Typen?
Hallo Herr Steyer.
Ihre Frage, gibt es noch Andere (deutsche)Modelle mit ZF- Pendler?
Die Technik kam wie so Vieles zu UKW /FM, aus den USA
Kann ich mit ja beantworten. Schaub UZ51 und den Zwilling von LORENZ
Die Schaltung zum Cappricio beim Modell von H. Nagel und von mir sehe ich als gut an.
Weniger gut, die Anlagen zum Artikel "UKW" von mir. Das sollten auch nur Beispiele sein.
Mehrfaches "Umsetzen" (Regeln, pdf ja nein) in der Zeit danach, machte die Bilder nicht besser!
Beim Telefunken Modell, wie gesagt. gute Qualitaet.
Hans M. Knoll
Anlagen:
- ZF_Pendler Teil1 (138 KB)
- ZF_Pendler Teil2 (165 KB)
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ZF-Pendler
Danke an die Herren Bauer und Knoll,
das hilft ja schon ein ganzes Stück weiter. Ich habe mal selbst vor ca. 45 Jahren einen Pendler als Nachsetzer auf 10,7 MHz für einen umgestimmten ECC85-Tuner (Telefunken, L-Abstimmung) gebaut und wußte nicht, daß das Konzept auch in Deutschland für Rundfunk-FM eingesetzt wurde.
In irgendeinem amerikanischen Bericht war das Prinzip beschrieben, ich weiß aber nicht mehr, wo das her stammte. Der Anlaß war, damit die B-Netz-Telefone und das 2-m-Amateurband (damals noch AM) zu empfangen. Leider war das Gerausche recht nervig, denn jeder Amateur hatte eine eigene Quarzfrequenz (meist FT-243-Quarze bei 8 MHz) und man mußte immer hin und her drehen....
Das Delikt des Abhörens der Telefone ist ja inzwischen zum Glück verjährt!
MfG, Martin Steyer
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Fremodyne
In den USA wurde das Prinzip des ZF-Pendlers als Fremodyne-Schaltung bekannt [Hazeltine, 1947, Patent 27537/48]. Prof. Rudolph hat hier etwas dazu verfasst (engl. Text). Joe Sousa beschreibt Schaltung und berichtet über Restauration vom Modell FM Converter CX500 (Meck).
Sehr lesenswert ist Prof. Rudolphs Schrift über die Zusammenfassung bekannter FM-Demodulatoren, auf S.17 wird kurz das Fremodyne-Prinzip vorgestellt.
Im Internet findet sich dieser Artikel, der eine Erweiterung eines HRSA- (Historical Radio Society of Australia) Beitrags aus 1997 ist. Dort wird umfassend über Prinzip und Anwendung berichtet.
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