grundig: Überschläge Focus – Anode?

ID: 541713
? grundig: Überschläge Focus – Anode? 
09.Jul.20 01:52
274

Ingo Heidinger (D)
Redakteur
Beiträge: 104
Anzahl Danke: 1

Schon länger habe ich ein Problem mit meinem Alltags-TV. Es handelt sich um einen „Atlanta SE 7289 IDTV / LOG“ mit eben diesem Chassis und einer Philips-Bildröhre A68ESF202X043.

Los gings mit einer ziemlichen Unschärfe nach dem Einschalten, die sich nach ca 5 min von alleine gab. Wie das so ist, der Fehler trat nicht immer auf, mitunter war monatelang alles O.K.. Die Bildgröße wurde durch den Focus-Fehler nicht beeinflußt, was in der ersten Annahme die Zeilenendstufe aus dem Kreis der Verdächtigen ausschließt.

Vielleicht einfach nur ein Wackelkontakt im kombinierten g2- und Focusregler? Mit meiner Meratronik RLC-Universal-Messbrücke E 316 ließ sich nichts Auffälliges feststellen. Immerhin mißt diese Meßbrücke bis 1 GOhm bei einer Meßgleichspannung von rund 200 V. Weil es gilt, Widerstände von jenseits 20 MOhm zu messen, kommt man mit einem normalen Multimeter nicht weiter.

Oder doch die Split-Dioden-Kaskade im rundum vergossenen Zeilentrafo? Das Schaltbild zeigt einfach nur einen nicht weiter definierten Widerstand zwischen Anodenspannungsanschluß und Focus-Anschluß. Das ist ein bißchen zu einfach, also „Symbolbild“. Aber vielleicht gibt es ja doch eine wärmeempfindliche „niederohmige“ Verbindung zwischen beiden? Also mal mit Meßbrücke – auch mit umgekehrter Polarität - und Fön probiert. Auch nichts Auffälliges... aber ganz sicher bin ich mir noch nicht.

Dann auf einmal: Wo kommt denn bein Fernsehgucken auf einmal der Ozon-Geruch her? Tatsächlich gibt es im „Unschärfe-Fall“ Sprühentladungen rund um den Focus-Anschluß am Bildröhrensockel. Nur Dreck? Leider nein, auch nach einer gründlichen Reinigung mit Isopropylalkohol bleiben die Entladungen und was noch kurioser ist, diese laufen nicht etwa über die dafür vorgesehene Funkenstrecke in der Bildröhrenfassung, sondern irgendwo her, wo es mehr Luft zu überbrücken gibt als in eben dieser Funkenstrecke.

Der allgemeine Extra-Tip: Wenn man etwas funken und knistern hört, aber irgendwie auf Anhieb nichts sieht: Einfach mal dunkel machen, da enttarnt sich der Schuldige meist auf Anhieb.

Also mit der Meßbrücke mal den Widerstand zwischen Anodenanschluß und Focus-Anschluß gemessen. Wie erwartet: Unendlich, zumindest mit der 200-V-Meßspannung. (natürlich vorher die Bildröhre entladen, gaaaanz gemütlich 'ne Stunde oder so)

Und dann war das Problem auf einmal wieder weg.

Und tauchte wieder auf. Und wo kommen die „Pling“-Geräusche her? War das schon immer so, weil Sachen beim Erwärmen schon mal Geräusche machen?

Und dann sprach auf einmal die Schutzschaltung an! Die Hochspannung wurde aber vorher noch hörbar aufgebaut.

Weil ich tatsächlich auf Verdacht mal einen passenden Zeilentrafo von HR Diemen auf Vorrat gekauft hatte, hab ich den mal eingebaut. Der Zeilenendstufen-Transistor war noch O.K.

Und wieder eingeschaltet: Hochspannung baut sich wieder auf. Die Bildröhre heizt auf und kurz nachdem (!) die Kathoden ihre Betriebstemperatur erreicht hatten, ging in der Bildröhre das Geklimper los! Hört man auch im Zeilentrafo... Und dann schlug wieder die Schutzschaltung zu.

So langsam glaube ich, daß der Fehler in der Bildröhre liegt. Focus und Anode sind ja im Elektronenstrahlsystem dicht beieinander bzw. verschachtelt.

Und die „A68ESF“-Bildröhren von Philips sind ja durchaus für Elektrodenschlüsse bekannt, wenn man so das ein oder andere Forum absucht. Allerdings weniger für welche zwischen Focus und Anode, da hab ich nix zu gelesen.

Aber ich hab sowieso ein Montagsprodukt erwischt. Die Röhre hat einen Farbreinheitsfehler am Anfang des rechten Bild-Drittels, den man nicht selbst beseitigen kann, weil es nichts mehr einzustellen gibt. Der Konvergenz- und Farbreinheitsabgleich wird bei der Herstellung gemacht und in einem hartmagnetischen Stahlring „eingefroren“. Und das war wohl kurz vor der Mittagspause, wenn ich den Datecode „AY961102 12:15:40“ richtig interpretiere. Da hatte es wohl jemand etwas zu eilig...

Daher mal die Frage in die Runde: Bin ich auf dem Holzweg? Hab ich was übersehen? Oder ist der Weg zum Recyclinghof unausweichlich?

Grüße
Ingo Heidinger

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.

 2
grundig: Überschläge Focus – Anode? 
17.Aug.20 18:29
274 from 1142

Paul Auer (D)
Beiträge: 5
Anzahl Danke: 1

Hallo ich habe einige Jahrzehnte Fernseher repariert. Ihre Vermutung das die Bildröhre defekt ist, ist sehr wahrscheinlich. Nach Ihrer Beschreibung haben sie alles unternommen, was ich auch unternommen hätte. Das einzige wo ich noch nachprüfen würde ist ob der Grafitbelag  der auf der Rückseite der Bildröhre angebracht ist, mit dem Chasis des Gerätes Verbindung hat. Es dürfen da schon einige Megaohm sein aber je niederohmiger je besser. 

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.

 3
grundig: Überschläge Focus – Anode? 
24.Aug.20 23:18
348 from 1142

Ingo Heidinger (D)
Redakteur
Beiträge: 104
Anzahl Danke: 1

Hallo Herr Auer,

danke für den Tip! Frisch aus dem Urlaub zurück, hab ich den Graphitbelag auf dem Röhrenkonus jetzt mal nachgemessen.

Ergebnis: Abhängig vom Abstand zur Bandagierung ergibt sich ein Wert zwischen 40 und 120 Ω zwischen Chassis-Masse und Belag. Ich hab mehrere Punkte des Belags angetippt und keine Lücken feststellen können. Die Bandagierung liegt auch noch straff auf der Röhre auf.

Grüße
Ingo Heidinger

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.

 4
Dieser Thread wurde manuell zurück verschoben weil er eine gültige Antwort erhielt. 

verschoben von Board »* TALK, talk, talk - nur für Mitglieder sichtbar« am 01.Dec.21 13:32 von Ernst Erb