Übertragerspule defekt?
Übertragerspule defekt?
ich habe bei meiner Reparatur meines Grundig-Tonbandgerätes TK 17 L folgendes, mir nicht erklärbares Phänomen entdeckt, dass mich bald an den Rand der Verzweiflung jagt. Vielleicht weiß jemand Rat und Erklärung.
Also folgender Tatbestand: Ich habe dieses Gerät daheim, um es optisch und technisch aufzuarbeiten. Zunächst hatte sich der Selengleichrichter verabschiedet (siehe Forumbeitrag "Selengleichrichter defekt?"). Nach Austausch gegen einen funktionierenden Selengleichrichter mit gleichen Daten habe ich das Gerät im geöffneten, unzusammengeschraubten Zustand auf alle Funktionen hin getestet. Ergebnis: Einwandfrei! Nach dem Zusammenbau funktionierte nur mehr die Wiedergabe korrekt, die Aufnahme hingegen klappte gar nicht mehr. Gerät wieder zerlegt und getestet: Ergebnis wieder einwandfrei. Ich habe dann nach öfterem Probieren herausgefunden, dass die Aufnahme immer dann klappt, wenn ich das Abschirmblech NICHT (!!) montiert habe (siehe Bild-2). Habe ich es montiert (siehe Bild-1), versagt die Aufnahme. Und zwar sowohl die Vormagnetisierung zum Löschen der alten Aufnahme, wie auch das Aufbringen der neuen Sprachinfo über den Hör-/Sprechkopf. Nach weiterer, geduldiger Suche habe ich festgestellt, dass die Spule auf das Abschirmblech allergisch reagiert. Will sagen: Nähert man sich mit dem Blech oder auch mit der Hand der Spule, hört die Aufnahmefunktion sofort zu funktionieren auf. Entfernt man das Blech wieder, klappt alles, als wäre nie etwas gewesen. Seltsam? In Bild-3 zeige ich die herausgeklappte Platine. Die angesprochene Spule befindet sich links oben und hat fünf Anschlußdrähtchen mit den Farben blau, rot, schwarz, weiß, grün. Bild-4 zeigt die Spule in groß, Bild-5 und Bild-6 zeigen sie noch mal aus einer anderen Perspektive. Anbei auch der Stromlauf. Dort befindet sich die Spule rechts neben der rechten Hälfte der ECL 86. Die Drähte sind alle angelötet. Das habe ich überprüft. Die Spannung nach dem Gl. ist auch korrekt. Die Spule hat einen trimmbaren Ferritkern. Ich habe diesen auch schon weiter raus und reingedreht. Hat auch nix gebracht. Das Gerät weigert sich standhaft! Wer weiß Rat und kann mir weiterhelfen? Welche Infos soll ich noch liefern? Ich fühle mich wie bei "Mensch ärgere dich nicht". Ich stehe kurz vor dem Ziel und bekomme das Gerät wegen des dummen Fehlers nicht fertig. Vielen Dank für Ihre Hilfe, Ideen und Rat!
Viele Grüße
Klaus Pahr Anlagen:
- Bild-1 (95 KB)
- Bild-2 (139 KB)
- Bild-3 (91 KB)
- Bild-4 (47 KB)
- Bild-5 (81 KB)
- Bild-6 (20 KB)
- Stomlauf-TK17L (262 KB)
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Erste Tipps zum weiteren vorgehen
Lieber Klaus Pahr,
die von Ihnen angesprochene Spule bildet bei Aufnahme, zusammen mit der ECL86 ( Pentode ) und den umliegenden Bauteilen den Löschoszillator, von dem gleichzeitig die Vormagnetisierung ausgekoppelt wird. Eine Oszillatorschaltung schwingt nur dann, wenn die "Kreisverstärkung" >= 1 ist. Sinkt die wirksame Verstärkung durch Bauteilveränderungen oder unerwünschten Energieentzug ab, so kann bereits eine kleine Änderung ( hier das Abschirmblech ) den Unterschied zwischen schwingen und nicht schwingen ausmachen.
Tritt der Fehler in allen Stellungen des Spurschalters auf?
Sie sollten, falls nicht schon geschehen, die Widerstände rund um die ECL ( Pentode ) 86 nachmessen, und wenn außerhalb der Toleranz austauschen. Ebenso die Kondensatoren C 17, c 20 und C21 wenn möglich prüfen, oder besser, gegen neue gleichwertige ( probeweise ) tauschen.
Auch Übergangswiderstände durch Reste von Kontaktsprays im Aufnahme - Wiedergabeumschalter können Probleme verursachen.
Wenn vorhanden die ECL86 probeweise tauschen.
Auf dem Foto ist auf der Platine ein weißer Belag rund um die Spule zu sehen, es ist nicht erkennbar, was das ist. Sollten sich auf der Platine irgendwelche Rückstände befinden, so können diese, wenn elektrisch auch nur geringfügig leitend, auch diverse Probleme verursachen.
Bis dahin erstmal, ich werde beobachten, was Sie herausfinden, und mich dann auf weitere Fragen wieder melden.
Gruß aus Berlin,
Henning Oelkers
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Ergebnisse, aber noch kein Erfolg
zuerst herzlichen Dank für Ihre Mühe und Bereitschaft, mir behilflich zu sein. Ich freue mich sehr darüber. Leider arbeitet das Gerät noch immer fehlerhaft.
Ich habe Ihre Ratschläge befolgt und kann nun Auskunft geben. Ja, der Fehler tritt in allen Stellungen des Spurschalters auf. Die Röhre habe ich als erstes getauscht - nix. Die Kondensatoren C 17/20/21 habe ich ausgetauscht gegen andere, die ich zuvor mit meinem Multimeter nachgemessen habe. Der C21 hat gemessen bei verschienen Ko's immer einen Wert von 2,1 - 2,5 nF ergeben, obgleich die Ko's mit 1 nF beschriftet waren. Ich habe auch verschiedene Bauformen unterschiedlicher Hersteller genommen. Offenbar ist das ein Messfehler meines Multimeter. Wieder nix.
Folgende R habe ich geprüft:
R29
R44
R32
R33, alle gut (haben das, was drauf steht).
R36 hat gemessen 6,9 kOhm ergeben. Ich habe ihn gegen einen anderen mit gemessenen 4,7 kOhm ausgetauscht. Immer noch nix. Habe ich welche vergessen?
Die Versorgungsspannung liegt im Wiedergabemodus bei 250 V, anstatt 255 V, im Aufnahmemodus bei 269 V, anstatt 277 V. Passt das?
Der weiße Belag um die Spule kommt vom Sekundenkleber. Die Spule war locker. Ich habe sie damit angeklebt. Ich habe die Platine auf der r- und Unterseite mit Bremsenreiniger und einem Pinsel abgewaschen. Bremsenreiniger ist fett- und schmutzlösend und wird in der KFZ-Technik zum Entfetten und Reinigen der Scheiben- und Trommelbremsen verwendet. Bei arg versauten Philettas habe ich damit schon gute Erfolge erzielt. Hier hat das aber ebenfalls nix gebracht.
Was würden Sie jetzt tun?
Viele Grüße und Danke.
Klaus Pahr
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Einige weitere Tipps
Hallo, Herr Pahr,
die gemessenen Spannungen halte für völlig in Ordnung, da die Geräte +- 10 % Netzspannung ohne Probleme verkraften müssen, und die Spannungen sowieso nicht stabilisiert sind.
Ich hatte R 37 übersehen, ein Trimmer, der die Rückkopplung einstellt. Wenn der grenzwertig steht, können Wir genau dieses Problem bekommen. Grenzwertig erkennt man daran, das in die eine Richtung drehend sofort die Schwingung einsetzt, bzw anderherum aufhört. Ich weiss aber nicht, wie die korrekte Einstellung sein muß. Schwingen muß der Oszillator jedoch einwandfrei.
eine weitere Idee an passiven Bauteilen habe ich noch: Am Schirmgitter der ECL86 hängt ein 8µF Elko.
Der sollte probeweise ersetzt werden.
Wenn das nichts bringt, verlieren wir irgendwo zuviel Energie. In Frage kommen die Leitungen X und Y , die zu dem jeweiligen Löschkopf und Tonkopf führen. Wenn ich die Fotos richtig deute, beginnen diese abgeschirmten Leitungen direkt neben der Spule auf der Platine. Bitte diese Leitungen nacheinander ablöten, und Schaltung auf Verhalten prüfen.
Ebenfalls in Frage kommt ein Schaden an der Spule selbst, entweder ein Windungsschluss, oder ein Problem durch eingedrungene Stoffe ( Bremsenreiniger )
? kann es sein, das der Bremsenreiniger irgendeinen Rückstand hinterlässt?
Es kann auch sein, das der Reiniger in das Platinenmaterial ( oder die abgeschirmten Kabel zu den Köpfen )eingedrungen ist, und dort Übergangswiderstände verursacht. Evtl ist die Platine "von innen" noch nicht wieder 100% trocken. ( Lassen Sie einfach einige Tage die Sonne draufbrennen ) Dabei sollte auch bedacht werden, das die Schaltung mit hohen Spannungen arbeitet, und entsprechend hochohmig ausgelegt ist.
Vielleicht hilft Ihnen das weiter. Wenn ich den anderen Beitrag ( Selengleichrichter ) richtig erinnere, hat Herr Kamann Ihnen ein Gerät zum ausschlachten angeboten. Das wäre dann der letzte Ausweg..
Herzlichen Gruß aus Berlin,
Henning Oelkers
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Erfolg - es klappt wieder! Vielen Dank!!!
ich verneige mich vor Ihrem Fachwissen! Vielen herzlichen Dank! Das TK 17 L geht jetzt sogar MIT Abschirmblech wieder einwandfrei! Der Hinweis mit dem R37 war der zielführende und entscheidende! Ich hatte bei einem Schwestergerät die 50 kHz mit meinem Oszi gemessen und daraufhin die Spule des defekten auf 50 kHz eingeregelt. Dabei ist mir aufgefallen, dass beim guten TK 17 L die Uss = 35 V und beim defekten die Uss nur 25 V betrug. Nach Spielen am R37 habe ich diese auch auf 35 V eingestellt und schon klappt's. So einfach, wenn man es weiß... Dadurch habe ich offenbar erreicht, dass der Oszillator genug Energie bekommt, sodass er nach der Montage nicht mehr zum Schwingen aufhört und somit die Aufnahme wieder einwandfrei funktioniert.
Bitte noch ein Satz zum Bremsenreiniger: Dieser ist hoch flüchtig und verdunstet rückstandsfrei. Er besteht aus div. Alkoholen. Das ist bei Bremsanlagen von Kraftfahrzeugen auch zwingend nötig, damit die Bremse das tut, was sie soll: Bremsen. Jede Art von Rückständen würde hier zu einem ggf. tödlichen Sicherheitsrisiko. Das war der Grund, weshalb ich mich für den Bremsenreiniger und nicht für Wasser, Pril oder andere Reinigungsstoffe entschieden habe.
Nun kann ich glücklich und auf RM.og auch stolz das Gerät endgültig zusammensetzten und in meine kleine Sammlung einreihen. Ihnen nochmals ganz herzlichen Dank für Ihre Unterstützung!
Viele Grüße und noch einen schönen Sonntag Abend
Klaus Pahr
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