Kapsch UKW Star

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Kapsch UKW Star 
20.Oct.24 13:32
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Bruce Cohen (NL)
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Bruce Cohen

Ein Star!  Was stellt man sich darunter vor? – eine grosse Schönheit wohl, treu dem alten Grundsatz: das Auge isst mit. - Wie aber sieht er hier aus, unser Star heute?

Knopflos ist er, der neue Star. Antennenlos, wobei im einen Loch sich noch Halterung und unterstes Glied befindet, im anderen nur noch die Halterung, ohne jegliche Antennenteile… Die Zierleiste oben am Radio ist vielfältig gebrochen, aber die meisten Stücke sind noch da. Die Tonregler funktionieren nicht, die Knöpfe können sich wegen der Risse nicht mehr richtig halten. Jemand hat unsachgemäss versucht, das Ziergitter vorne zu lösen. Dabei hat er die Drähte abgerissen und das ganze Gitter gehörig verbogen. Ausserdem hat es wohl vorher noch einen kräftigen Schlag abbekommen.

Was da so ramponiert daher kommt, dieser Star! überrascht dann wieder mit seinem Innenleben. Zwar gibt es Rückstände von ausgelaufenen Batterien, und das Radio macht keinen Ton – aber ein paar Mal Schalten und das Spritzen des Tastensatzes wirken Wunder. – Es läuft, es läuft gut. Es läuft gut, mit all seinen alten Transistoren und seinen alten Elektrolyten. Die LW- und die MW-Spulen müssen leicht nachgeführt werden – voila!

Es ist natürlich trotzdem genug zu tun. Ohne Antennen ist UKW taub, ebenso die Kurzwelle. Die Halterungen sind beide noch da. Man könnte die eine Antenne vervollständigen – aber hätte dann die grösste Mühe mit der zweiten. Deshalb dient die alte Halterung, die isoliert am Chassisblech befestigt ist, jetzt in beide Fällen als Grundstock für eine komplett neue Antenne. Sie ist so gewählt, dass ihr Standroher genau hineinpasst in das alte Loch. Ich muss die Antennen nur fest verleimen mit den Halterungen, schon können die Antennen ausgezogen und eingeschoben werden. Zum Schluss kommen neue Kugeln auf die Spitzen – die alten Enden der Ersatzantennen hätten wirklich gar nicht in die frühen Sechziger Jahre gepasst.

Gut passende Knöpfe finden sich auch – statt  crème sind sie grau! – eigentlich perfekt passend zur Gehäusefarbe. Die Achsen des Radios sind kurz und etwa 4mm dick, der Knopf ist 6mm. Die beiden Achsen haben fast den gleichen Durchmesser, aber doch nicht ganz. Also macht man ein Abstandröhrchen dazwischen, leicht aufgebohrt und der Länge nach aufgeschlitzt, sodass ich Knopf und Röhrchen auf beiden Seiten ganz auf die ursprünglichen Achsen aufstecken kann.

Jetzt kommt es, das Meisterstück. Man macht sich allerhand Gedanken, kommt dann zum Schluss, dass nur ein Vorgehen gelingen wird: Es sind noch zwei Stifte vorhanden. Der Rest ist abgerissen und steckt zum Teil noch von innen heraus im Radio. Alle Reste werden entfernt. In den Rahmen hinein werden Stücke Montagedraht verlötet, so sauber es mir geht, auf der korrekten Höhe. Danach wird der Rahmen festgesteckt am Gehäuse. Ganz stimmen die Positionen nicht – es gilt, fortwährend bei jedem Schritt zu prüfen und immer wieder zu korrigieren, bis schliesslich alle Drähte tief im Gehäuse stecken. Innen umbiegen, fertig!

Da wären wir also: das Radio lang-, mittel-, kurzwellt – und wie es sich für einen UKW-Star gehört: es ultrakurzwellt! – Der Blick bestätigt es: wohlgeformt, ein Star eben!

Da wären wir also, zurück im Jahre 1961! – Damals waren wir zwar um einiges jugendlicher als heute, aber die Freude am UKW-Radio, sie ist heute genauso gross wie einst in der Kinderzeit…

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