Ultra-Linear-Schaltung

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Ultra-Linear-Schaltung 
08.Jun.11 17:57
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Dietmar Rudolph † 6.1.22 (D)
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Dietmar Rudolph † 6.1.22

Die Ultra-Linear-Schaltung dient der Verminderung der nichtlinearen Verzerrungen, die bei Tetroden oder Pentoden in Audio-Leistungsstufen entstehen.

Die Eintakt Ultra-Linear-Schaltung wird in Pitsch, H.: Lehrbuch der Funkempfangstechnik, Bd. 1, 4. Aufl., VAG, 1963 beschrieben.

Eine Kompensation von Verzerrungen ist auch innerhalb derselben Röhrenstufe möglich. Man kann nach BLUMLEIN und BOUCKE die im Anodenstromkreis einer Schutzgitter-Endröhre auftretenden Verzerrungen, die durch die obere Krümmung der S-förmigen Kennlinie verursacht werden (dritte Harmonische), durch den Schutzgitterstrom kompensieren, indem man nach Abb. 108a den Schutzgitterstrom durch einen Teil der Primärwicklung des Ausgangstransformators leitet ("Ultralinearschaltung") [167a - 167e].

Es ergibt sich dann die gestrichelte Kennlinie in Abb. 108 a, die zwischen der S-förmigen Kennlinie und der linken, für eine Triode (Anode mit Schutzgitter verbunden) gültigen Kennlinie liegt. Der herabgesetzte Innenwiderstand wirkt sich günstig auf die Dämpfung des Lautsprechers aus [167b]. Diese Schaltung kann auch als Schaltung zur Schutzgitter-Gegenkopplung (Bd. II, § 318) aufgefaßt werden.

Sie ist aber bezüglich der Herabsetzung des Klirrfaktors wegen der Kompensationswirkung günstiger und ist stabiler, so daß keine Mittel zur Vermeidung der Selbsterregung an den Grenzen des Frequenzbereiches erforderlich sind. [167b, 167c]. Die abgebbare Sprechleistung ist jedoch herabgesetzt, weil wegen der Annäherung an eine Triode der gitterseitige Aussteuerbereich kleiner ist und weil die zur Aussteuerung des Schutzgitters erforderliche Sprechleistung dem Anodenkreis entnommen werden muß.

[167a]: A.D. Blumlein, brit. P. 496883 (5.6.37); H. Boucke, DRP 726077 (26.10.1937); SABA (Radio Mentor 1955, 485), Loewe-Opta (Funkschau 1955 271 u. Radio Mentor 1955, 512), Graetz (Funkschau 1955, 268), TeKaDe (Funktechnik 1955, 209), engl. Verstärker (Funkschau 1955, 202).

[167b]: Späth (Saba), Schirmgitter-Gegenkopplung. Radio Mag. 1955, 224 – 225.

[167c]: W. Aschermann (Valvo), Ultralinear-Verstärker, Zweckmäßige Bemessung mit EL84, Funktechnik 1955, 478 – 481.

[167d]: Ultra-linear Amplifiers, Wireless Eng. 1955, 199 – 200.

[167e]: Tetrodes with screen feedback. Wireless World 1956, 24 – 26 {Funktechnik 1956, 329 – 330}.



Insbesondere bei Leistungsverstärkern findet man die Gegentakt Ultra-Linear-Schaltung.

 

Trilett, G.W.: Amplifiers and Pre-Amplifiers, Chap 4. in Molly, E.: High Fidelity Sound Reproduction, Newnes, 1958 beschreibt die Vorteile der Gegentakt Ultra-Linear-Schaltung.

  • Geringere Gegenkopplung über alles erforderlich und folglich bessere Stabilität des gegengekoppelten Verstärkers.

  • Größerer Wirkungsgrad: 36% gegenüber 27% Trioden oder Tetroden mit g2 direkt an Anode.

  • Geringere Spitzenströme als bei Ausgangsstufen mit Trioden.

Für die KT66 ist der Abgriff für das Schirmgitter bei 20% der Windungszahl für die Anode optimal. Hingegen ist für die EL34, die 5881 oder die EL84 ein Abgriff bei 43% zu wählen.

MfG DR

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