stern-sonn: UM80 bringt die Flügel nicht hoch...
? stern-sonn: UM80 bringt die Flügel nicht hoch...
Verehrte Sammlergemeinde,
ich bin gerade dabei, den Erfurt 2 wieder instand zu setzen. Nachdem ich alle Teerkondensatoren gewechselt und 4 ausgenudelte Röhren gegen neue ersetzt habe, spielt er wieder weltklassemäßig – echt toller Sound, begeisternd. Aber: Die neue UM80 will nicht richtig aussteuern. Nun habe ich kein Referenzgerät, wo ich die UM80 testen könnte. Da sie aber NOS ist, gehe ich mit einer relativen Wahrscheinlichkeit davon aus, dass sie in Ordnung ist. Hell leuchtet sie ja. Wenn also ein guter Sender empfangen wird und richtig abgestimmt ist, bringt sie die Flügel nicht hoch, was ja typischerweise zu erwarten wäre. Wer könnte mir bitte behilflich sein, den Fehler zu finden? Der C85 ist definitiv korrekt verlötet worden, das habe ich nochmals explizit überprüft.
Da beim RM leider nur der Stromlauf, aber keine Stückliste hinterlegt ist, verweise ich auf das GFGF-Archiv. Dort gibt es beides. GFGF
Besten Dank mal wieder für Ihre unermüdliche Mühe und Hilfestellung für mich.
Viele Grüße
Klaus Pahr
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stern-sonn: UM80 bringt die Flügel nicht hoch...
Hallo Herr Pahr,
haben Sie mal die Ansteuerspannung direkt an der UM80 gemessen? Mit einem üblichen hochohmigen DMM sollte bei einer gut einfallenden FM-Station -15...-20 V zu messen sein.
Falls dies der Fall ist, bitte den Anoden-Widerstand R52 der UM80 prüfen, diese werden gern hochohmig, dann versagt die Ansteuerung der Steuerstege = der Fächer des MA schlägt nicht aus.
Viel Erfolg!
Die Stückliste wird noch nachgereicht, danke für den Hinweis.
Grüße
Bernhard Nagel
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stern-sonn: UM80 bringt die Flügel nicht hoch...
Hallo Herr Pahr,
ich habe die Teileliste und den Abgleichplan inzwischen hochgeladen.
Grüße,
Heribert Jung
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stern-sonn: UM80 bringt die Flügel nicht hoch...
Hallo Herr Jung,
danke für die Ergänzungen.
Hallo Herr Nagel,
ja, hatte ich - und eben nochmals nachgemessen: -0,6 Volt, wenn die eingebaute Gehäuseantenne abgesteckt ist und vielleicht, wenn's gut geht, mal - 1,5 Volt bei bestem Sender. Das ist natürlich viel zu weit weg von den nötigen -14 Volt. Wo ist also das Loch, wo die Spannung reinfällt und verschwindet?
Viele Grüße
Klaus Pahr
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Erfurt 2, UKW-Empfindlichkeit zu gering?
Hallo Herr Pahr,
wie sieht denn die Situation bei AM aus? Abends lassen sich ja etliche Sender auf MW empfangen. Gibt es da merklichen Ausschlag, welche Steuerspannung ist dann am MA anliegend?
Anderer Ansatz ist die UKW-Empfindlichkeit. Der Erfurt hat ja 3 FM-ZF-Stufen, da sollten bereits schwächere Sender mit etwa gleicher Lautstärke wie stärkere Stationen spielen, da die Begrenzung früh einsetzen sollte. Ist das der Fall?
Gibt es ein deutlich hörbares bis starkes Rauschen ohne Antenne bzw. zwischen den Stationen? Falls nicht, wäre die Empfindlichkeit/Verstärkung des ZF-Teils zu gering.
--> Versorgungsspannungen an den ZF-Stufen messen (Anode, G2).
--> ZF-Abgleich überprüfen.
Theoretisch wäre noch ein Fehler in der UKW-Box möglich, z.B. Ausfall der Vorstufe (Zwischenbasis-Schaltung).
Relevante Röhren sind alle gerüft und ok?
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Erfurt 2, UKW-Empfindlichkeit zu gering?
Hallo Herr Nagel,
ja, alle Röhren geprüft auf Funke W19, alle bestens. Neue NOS-Röhren: UABC80, UL84, UCC85, UCH81, UBF80, UM80. Empfang gerade von leistungsschwächeren Sendern beeindruckend gut und gleichlaut wie Ortsender. Das war ein Kriterium, was mich begeistert hat neben dem satten Sound und dem beeindruckenden Bass, den das Gerät zu liefern imstande ist. Das haben die Leute damals echt gut gemacht „drüben im Osten“…
Rauschen: Leises Rauschen ohne Antenne und ohne eingestellten Sender, wird lauter wenn der Sender gefunden wird. Empfängt sogar Ortssender ohne angeschlossene Antenne, allerdings erwartungsgemäß schlecht.
Habe folgende Spannungen an der UM80 gemessen:
Pin9 UKW: 168,8 V, MW: 183 V
Pin7 UKW: 35,5 V
Pin1: Bei starkem Ortssender -1,6 V (maximal), ohne Sender 0,5 V
Noch was ist mir aufgefallen: Radio Salzburg empfange ich bei mir auf 94,8 MHz. Im Foto sehen Sie die Einstellung, bei der ich Radio Salzburg perfekt empfange, ca. 93,3 MHz. Hilft das weiter?
Vielen Dank für Ihren weiteren Rat. Ich freue mich darauf.
Viele Grüße
Klaus Pahr
Anlagen:- Skalenzeigerstellung (234 KB)
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Spannungen messen
Hallo Herr Pahr,
die Spannungen an der UM80 (Leuchtschirm und Anode/Steuerstege) stimmen soweit.
Messen Sie als nächstes die Spannung direkt am Ratio-Elko (C82) beim Empfang starker und schwacher Sender. Dieser ist zwar in der Abschirmbox mit der EABC80 verbaut, an Anschluss 15 ist der Messpunkt von aussen erreichbar.
Anschliessend bitte bei UKW die Spannungen (Anode und G2) an der letzten ZF-Stufe, der UBF80, messen. Die Sollspannungen der Röhre sind an deren Sockelschaltung im Plan angegeben. Anode ca. 170 V, G2 ca. 22 V. Da die Vorgabe im Schema ein Instrument mit 20 kΩ/V Innenwiderstand ist, kann der Messwert insbesonders an G2 mit einem üblichen 10 MΩ DMM etwas höher ausfallen, falls hier kein Fehler vorliegt.
Der verschobene Empfang des Senders Salzburg um 1,5 MHz kann mechanische Ursachen haben (Nullpunkt des Skalenzeigers bei eingedrehtem Drehko kontrollieren), oder der Oszillator in der UKW-Box ist verstimmt. Am besten mit einem Messsender die Abgleichmarken der Skala prüfen. Aber das ist erst mal als sekundär anzusehen.
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Spannungen messen
Hallo Herr Nagel,
hier die Messwerte, alle bei UKW gegen Masse gemessen:
Ratio-Elko: Starker Sender: -4,9 V, schwacher Sender: -3,2 V ohne Sender und abgesteckter Antenne: - 1,2 V
UBF80 Pin 1: Starker Sender: 34,3 V, schwacher Sender: 24,7 V
Pin 6: 170 V
UF89 Pin 8: 44 V
Pin 7: 165 V
UCH81 Pin 1 59 V
Pin 6 166 V
Pin 8 89
Prophylaktische Frage: Wenn ich die Elkos C32 ( 4uF) und C50 (8uF) gegen Standardwerte (4,7 uF und 10 uF) tausche, wäre die Abweichung akzeptabel? Was hätte das möglicherweise für Konsequenz?
Danke einstweilen.
Viele Grüße
Klaus Pahr
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Spannungen messen
Hallo Herr Pahr,
die Messwerte an den Röhren der 3 FM-ZF-Stufen sind soweit in Ordnung bzw. im üblichen Bereich. Stutzig machen mich jedoch die Spannungswerte am Ratio-Elko. Sie sind viel zu niedrig, ein stärkerer Sender sollte hier deutlich mehr als -20 bis über -30 V bringen. Das sind durchaus übliche Werte. Nach dem Spannungsteiler R44/R38-R37 (1 MΩ zu 300 + 200 kΩ) wäre dann noch genug Ansteuerspannung für die UM80 vorhanden.
Der Fehler muss also woanders liegen. Wurde der Ratio-Elko mal ersetzt und falsch gepolt eingebaut? Der Pluspol kommt hier an Masse.
Möglicherweise ist auch das Ratiofilter (Anodenkreis L32 der UBF80) deutlich verstimmt. Haben sie die Möglichkeit, mittels Messsender den ZF-Teil zu prüfen und evtl. nachzugleichen? Bitte mal am Steuergitter der EBF80 das unmodulierte 10,7 MHz Signal mit Trennkondensator (1 nF) einspeisen.
Sie können später auch "von vorne" in den ZF-Weg einspeisen, am besten über eine Aufblaskappe über der ECC85. Damit koppelt man das Signal kapazitiv auf die Anode der Misch-Triode und damit auf das erste FM-ZF-Filter.
Achtung: da dieser Erfurt ein Allstrom-Empfänger ist, muss der Messsender ebenfalls über einem (weiteren) Trenntrafo am Netz liegen. Die Gehäusemasse (Schirm des Messkabels) darf keine Verbindung zur Erde des Stromnetzes haben! Sonst ist der Berührschutz aufgehoben!
Zu den Elkos: C32 (wahrscheinlich ist C82, der Ratio-Elko, gemeint!) und C50 (Elko der Frequenzweiche vom Hochtöner) können geringfügig in den Werten abweichen. 4,7 zu 4 µF machen nichts aus. Spannungsfest bis 70 V (siehe oben) sollte er sein, und die Polung + an Masse beachten.
Bei C50 wäre ein einigermassen genauer Wert schon wichtiger (Übernahmefrequenz). 10 µF sollte aber noch vertretbar sein.
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Spannungen messen
Hallo Herr Nagel,
alle Elkos sind der Optik nach original. Jedenfalls ist der C82 (4uF) richtig rum eingelötet und er hat nachgemessen guten Massekontakt. Was, wenn der „niederohmig“ geworden ist? Vorsorglich mal gegen neuen 4,7 uF tauschen (try and error)?
Etwas anderes ist mir am Wochenende noch aufgefallen: Am Pin 9 der UABC80 messe ich bei UKW 82 Volt, im Plan sind 55 Volt angegeben. Könnte das ein Hinweis sein?
Mit dem Abgleich habe ich ein Verständnisproblem: Müsste sich ein verstimmter Schwingkreis nicht in einem unsauberen Klang äußern? Abgleichen kann ich nicht, dazu fehlt mir das Wissen und vermutlich auch die Hardware. Vielleicht gibt es im Großraum München einen Experten, der Erfahrung hat, das kann und bereit wäre, mir hier ggf. behilflich zu sein?
Vielen Dank einstweilen.
Viele Grüße
Klaus Pahr
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Weitere Spannungen und Widerstände gemessen
Hallo zusammen,
ich habe weiter gemessen und geforscht. Hier die Ergebnisse:
UABC80:
Pin 9 R31: 5 k - passt.
Pin 8 R27: 20 M – mit meinem Messgerät nicht messbar, zeigt unendlich.
Pin 7: Masse – vorhanden
Widerstände innerhalb des Abschirmgehäuses:
R45: 20 k – passt
R44: 1 M – Ist: 359 k (im eingelöteten Zustand gemessen)
R37 200 k : 150 k (im eingelöteten Zustand gemessen)
R38 300 k: 270 k (im eingelöteten Zustand gemessen)
Es gibt abweichend vom Stromlauf einen R?? mit 100 k. Dieser ist zwischen Schirmgehäuseeingang Pin 1 und 5 gelötet.
Spannungsmessung nach Warmlaufphase:
C65 100 uF: 218 V
C83 100 uF: 12,6 V
C61 32 uF: Achtung: Verbaut 50 uF: 189 V
C84 32 uF: Achtung: Verbaut 50 uF: 170 V
UM80 Pin 1: Spannung schwankt zwischen -0,7 V bei keinem eingestellten Sender und -1,0 bei eingestelltem Ortssender UKW, bzw. -1,7 V bei eingestelltem Sender KW.
Die UM80 winkt noch immer nicht mit ihren Flügeln…
Danke für weitere Ideen.
Viele Grüße
Klaus Pahr
Anlagen:- Typenschild-a (92 KB)
- UABC80-Umgebung-a (285 KB)
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Weitere Spannungen und Widerstände gemessen
Alle Messergebnisse (Röhren, Versorgungsspannungen) sind soweit unauffällig, also in Ordnung. Das gilt auch für die Widerstände in der Umgebung des Ratiodetektors/Regel- bzw. Steuerspannung für die UM80. Ein 20 MΩ Widerstand ist mit einem üblichen DMM nicht messbar, diese messen meist nur bis 10 oder 19,99 MΩ. Allerdings hat dieser auch keinen Einfluss auf die Steuerspannung für die UM80.
R44 ist der Reihenschaltung aus R45, R37 und R38 parallel geschaltet, daher der niedrigere Wert. Um die R's einzeln zu messen, müsste einseitig abgelötet werden. Ist aber hier nicht erforderlich.
Als nächstes bitte den Ratioelko C82 einseitig ablöten und einen Ersatz von 4,7 µF 63 V an seiner Stelle einbauen. Theoretisch könnte das Original einen Feinschluss aufweisen, was aber eher selten vorkommt.
Hier ein Auszug aus dem Schema des Erfurt 3D-Supers 8118/57 GWU (durch Klick vergrösserbar):
Bitte auch den Trimmwiderstand R36 (100 Ω) auf Werthaltigkeit prüfen. Falls dieser einen Unterbruch (Niete, Kontakt zum Schleifer) hat, ist die korrekte Funktion des Ratios nicht möglich. Er kann im eingebauten Zustand gemessen werden.
Falls die Steuerspannung dann immer noch unverändert niedrig ausfällt, sieht das möglicherweise nach einem Fehlabgleich des Ratiofilters aus. Der Anodenkreis (Primärkreis, L32) ist verstimmt und es kann sich keine ausreichend hohe ZF-Spannung ausbilden.
Dann wäre ein Abgleich zumindest vom Ratiofilter erforderlich, dazu dann später mehr.
Grundsätzlich muss ein Fehlabgleich nicht unbedingt ein verzerrtes Klangbild mit sich bringen.
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