Unbekanntes Graetz-Radio

ID: 176285
Unbekanntes Graetz-Radio 
01.Nov.08 18:11
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Bernhard Nagel (D)
Ratsmitglied
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Bernhard Nagel

Im bekannten Internet-Auktionshaus geht in diesen Minuten ein mir unbekanntes Graetz-Modell zu Ende. Der Skala nach ist es eine Nachkriegsfertigung (wohl Treptow, da ohne AFN, BFN..). Der Lautsprecher, wohl nicht original, dürfte einen Bakelitkorb haben und sieht nach DDR-Fertigung aus. Ungewöhnlich die Anzahl der Röhren: 4 Stahlröhren, eine AL4 und AZ11, letztere laut Anbieter möglicherweise nicht original. Leider fehlt die Rückwand. Wer kann dieses Gerät zuordnen?

 

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01.Nov.08 20:25

Jens Dehne (D)
Redakteur
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Hallo Herr Nagel und natürlich auch alle anderen Mitleser,

dieses Gerät kann ich leider (noch) nicht zuordnen, auch fehlt gerade die Zeit, intensiver in den Unterlagen nach Fakten zu recherchieren.
 
Mein Tipp: „4E61“ aus 1947, gefertigt im „VEB Stern Radio Rochlitz“.
 
Neben dem typischen Chassis nach „Graetz- Bauplan“ erscheinen gerade die Bandfilterbecher und der Drehko sehr „verdächtig“. Natürlich wäre ein Blick unter das Chassis interessant, vielleicht kommt das ja noch.
 
Schönes Wochenende!
Jens Dehne

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Unbekanntes Graetz-Radio 
02.Nov.08 11:56

Maurice Hamm (NL)
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When man dass model 56GW (1941) beobacht dann kan mann stellen das es um ein richtige Graetz geht.

Lautsprecher sieht aus wie neu, vielicht einmal eingebaut weil original defect war.

aber ein Graetz , kein selbsbau wie sieht aus.

 

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Unbekanntes Graetz-Radio 
02.Nov.08 12:02

Maurice Hamm (NL)
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Hier eine site mit modellen Graetz 1941

Contact die webmaster, fielicht weiss er mehr.

http://www.del-service.de/graetz_1941_bis_1945.htm

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02.Nov.08 22:13

Karlheinz Fischer (D)
Beiträge: 449
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Herr Nagel, Dehne und Herr Hamm, vieleich kann ich ein wenig Klarheit  zu dem Gerät verschaffen. Ich meine Graetz ja aber kein 56GW. Ich habe die Chassi vom Graetz 56GW-L ( "L" steht für Luftwaffe)die ja Baugleich ist mit 56GW nur ist zusätzlich  ein Kabelstrang von hinden nach vorne zu Frontplatte verlegt wo Antennenbuchse, Tonabnehmer und Zusatzlautsprecherbuchsen verlegt sind.

Beide Geräte sind mit 4 Röhren bestückt (nicht 6),  und Trafo ist anders ?

 

Typ:

Die Röhrenbestückung Herr Nagel wäre von Vorteil zu wissen:

mfG

K.H.Fischer

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Anderes Chassis 
03.Nov.08 18:21

Bernhard Nagel (D)
Ratsmitglied
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Bernhard Nagel

Hallo Herr Fischer,

das von Ihnen gezeigte Chassis des Graetz 56GW-L (Allstrom) weist zwar gewisse Ähnlichkeiten mit dem unbekannten Gerät auf (Bandfilterbecher, Drehko..). Beachten Sie unter anderem die Ausführung der Anschlußbuchsen, es ist eine andere Grundlage. Ich habe bislang auf meine Anfrage vom Anbieter keine weiteren Informationen bekommen können, leider auch keine Chassis-Unteransicht. Einzig die ebay-Bilder (s.o.) liegen vor.

Was haben wir an Hinweisen, die den Bildern entnehmbar sind?

  1. 6 Röhren (4x E- Stahlröhren, AL4, AZ11), Fassungen alle geschraubt
  2. 6 Kreis-Superhet Kurz-Mittel-Lang, evtl. mit Vorstufe
  3. Wechselstrom-Empfänger
  4. Herstellungszeitraum zwischen 1946 und 1949

Vielleicht kommen ja noch weitere Details.

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Naher Verwandter - 65W 
03.Nov.08 21:03

Jens Dehne (D)
Redakteur
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Schaut doch mal diesen hier, den 65W aus Rochlitz:

 
 
 
Da sind doch starke Ähnlichkeiten vorhanden. Das Drehkomodell, Bandfilterbecher, Netztransformator und Chassisanordnung.
 
Bin gespannt auf weitere Infos!
Schöne Grüße in die Runde!
 
Jens Dehne

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Geräte aus "Rochlitzer" Fertigung 
03.Nov.08 21:52

Jens Dehne (D)
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Gesucht und gefunden habe ich eine Übersicht der Geräteproduktion seit 1945 des „VEB Stern Radio Rochlitz“ in der Zeitschrift „Radio und Fernsehen“ Heft 19 / 1959 (Dank nochmals an Wolfgang für den Scan):

 
Zwei „Mittelsuper“ aus dieser Liste sind mir bisher noch nicht bekannt, der „56W“ und der „67W“. Zwar ist auch kein Typ „4E61“ erwähnt, das klärt sich hoffentlich noch….
 
Ich wünsche weiterhin „spannende Nachforschung“.
 
Schönen Abend!
Jens Dehne

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Typ "65 WS" 
07.Nov.08 21:16

Jens Dehne (D)
Redakteur
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Heute hatte ich Gelegenheit, Herrn Dr. Herbert Börner in Ilmenau zu besuchen. Neben anderen „Radiogeschichten“ kamen wir auch auf dieses Gerät zu sprechen. Es ließ Ihm auch gar keine Ruhe und er konnte gerade das Ergebnis seiner Recherche mailen:

Es ist der Typ 65 WS mit der absonderlichen Röhrenbestückung 4x EF 13, AL 4 oder EL 11 und AZ 11.
Passt genau auf das ebay-Radio, dort sind zwar Stahlröhren drin, aber
als Endröhre eine AL 4 (deutlich sichtbar).
 
Erwähnung in der Liste der im Jahre 1950/51 auf dem Markt befindlichen
Rundfunkempfänger: Das Elektro-Handwerk Jg. 5 (1951) H.6, Seite BR8 - BR9.
 
 
Ich danke nochmals Dr. Herbert Börner für die Mühe, diese Informationen zu bringen.

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Fall gelöst! 
08.Nov.08 01:58

Bernhard Nagel (D)
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Bernhard Nagel

Das noch vor einer Woche unbekannte Graetz-Radio hat nun eine "Identität" und heisst 65WS. Das Modell wurde angelegt, bitte diesen Thread dorthin verschieben.

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Graetz 65W/S Schema 
16.Jan.13 23:05
1157 from 4982

Bernhard Nagel (D)
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Bernhard Nagel

Heute habe ich bei einem Sammlerkollegen einen kürzlich erworbenen Graetz 65W/S in Augenschein genommen. Der Bodendeckel enthielt den Schaltplan, den ich freundlicherweise scannen durfte.

Schaltplan vom Bodendeckel Graetz 65W/S

Als Empfangsgleichrichter wird ein Sirutor verwendet, der im Schaltplan "verkehrt herum" gezeichnet ist. In dieser Stellung würde eine positive Regelspannung gegen Masse entstehen was natürlich nicht funktionieren würde.

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Geänderte Schaltsymbole 
18.Jan.13 11:43
1349 from 4982

Dietmar Rudolph † 6.1.22 (D)
Beiträge: 2492
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Dietmar Rudolph † 6.1.22

Die in der Radiotechnik verwendeten Schaltsymbole (aber nicht nur diese) wurden im Laufe der Zeit verändert. Während die meisten dadurch trotzdem verständlich blieben, führen die Änderungen bei Batterien und Gleichrichtern (heute) zur Verwirrung, wenn diese Änderungen nicht mehr bekannt sind.

Für Batterien gab es 1939 folgende Änderung: (links: alt; rechts: nach 1941)

Für die Gleichrichter (resp. Festkörper-Dioden) gab es eine entsprechende Änderung, die möglicherweise mit der Richtung des Stromes zusammen hängt. Während zuvor die Pfeilrichtung die physikalische Stromrichtung (also die Richtung des Elektronenstroms) bezeichnete, ist heute die Pfeilrichtung entsprechend zur technischen Stromrichtung. Damit erscheinen die Diodensymbole in früheren Schaltbildern aus heutiger Sicht als falsch gezeichnet.

Ein weiteres Beispiel hierzu ist die "Anodenstrom-Sparschaltung" nach Nestel, die in "Pitsch, H: Lehrbuch der Funkempfangstechnik" (in allen Auflagen) so dargestellt ist:

Auch hier ist nach heutiger Definition die Diode G falsch herum eingebaut.

Als "Eselsbrücke" für die frühere Definition stellt man sich G als Röhrendiode vor. Dann ist die Pfeilspitze äquivalent zur Kathode und der horizontale Strich äquivalent zur Anode. Damit erkennt man, daß das Diodensymbol früher die physikalische Stromrichtung symbolisierte.

MfG DR

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