Verschiedene Versionen des Mende 169 (1931 bis 1932)
Verschiedene Versionen des Mende 169 (1931 bis 1932)
Verschiedene Versionen des Mende 169 (1931 bis 1932)
Es gab verschiedene Fertigungsvarianten des Mende 169, die sich sowohl in technischen Details als auch in der Typenbezeichnung unterscheiden.
Der Mende 169 wurde zwischen Anfang 1931 und Ende 1932 unter zwei verschiedenen Bezeichnungen gebaut: 169N und 169W
Mir liegen Daten bezüglich Ausführungsvariante und Seriennummern von 20 Geräten vor, die meisten sind oder waren in meinem Besitz oder sind von mir repariert worden. 8 Geräte sind aus dem Bildmaterial des radiomuseum.org, auf denen die Seriennummnern lesbar waren.
Folgende Varianten wurden produziert:
- Umschalter Pick Up durch Linksdrehen des Skalenzeigers (169N)
- Klinkenbuchse als Pickup-Eingang hinten (169N und 169W)
- zwei Bananenbuchsen seitlich als Pickup-Eingang (169W)
- Umschalter Pick Up seitlich durch Schiebeschalter (169W)
- zusätzlich zwei Bananenbuchsen für Felderregung externer Lautsprecher hinten (169W)
Die Produktion des Mende169 in der Wechselspannungsvariante begann Anfang des Jahres 1931, zunächst mit der Variante Mende 169N. Das Modell wurde in einer Größenordnung von ca. 2000 Geräten produziert. Zwei Geräte besitze ich selber. Anfänglich wurde das Bakelit-Gehäuse mit zwei stilisierten Säulenkapitellen gefertigt.
Zumindest ab der Seriennummer 1.701 wurde möglicherweise auch die später übliche glatte Gehäuseform verbaut. Der Phonoeingang (Pick Up) des Mende169N war mit einer Klinkenbuchse bestückt, die u.a. vom Vorgänger-Modell Mende 100N (1930) übernommen wurde.
Zwischen Seriennummer 1.701 und 2.355 wurde bei Mende umgestellt auf einen seitlichen Schiebe-Umschalter für Radio-/Pickup-Betrieb (R / P) und (vermutlich) zugleich auf die Typenschildbezeichnung 169W.
Der Mende 169W mit Klinkenbuchse und seitlichem Umschalter R/P anstelle des Skalenschalters wurde in dieser Form ungefähr bis zur Seriennummer 30.000 gebaut. Danach erfolgte eine Änderung des Pick-Up-Einganges durch zwei Bananenbuchsen seitlich vor dem Schiebeschalter R/P, siehe hier.
Das letzte mir vorliegende Gerät mit Klinkenbuchse hat die Nummer 29.614. Das früheste mir vorliegende Gerät mit der geänderten Bananenbuchsen-Ausführung hat die Gerätenummer 31.672.
Danach folgte vermutlich ungefähr ab Seriennummer 45.000 eine weitere Änderung: die Einführung von zwei Banananbuchsen auf der Rückseite des Gerätes für die Felderregung. Hier wurde der Weiterentwicklung der Lautsprecher in Hinblick auf fremderregte dynamische Lautsprecher Rechnung getragen. Diese Änderung war zeitgleich verbunden mit einem schraubbaren Umschalt-Bügel in der Mitte der Röhrensockel-Platte zwischen den beiden Sockeln der RENS1204. Hier erfolgte die Anpassung auf die Röhren RE304 oder RES374. Der Drahtwiderstand für die Erzeugung der Gittervorspannung erhielt dafür einen zweiten Abgriff.
Die Seriennummern 49.485 bis 56.711 belegen dies.
Auch die Bedienungsanleitungen der verschiedenen Fertigungs-Varianten beschreiben die erwähnten Ausführungen. Interessanterweise wurde für die BDA vom Mende169N bereits die Bezeichnung „Mende169W“ verwendet.
Obwohl sowohl der Mende 169N als auch Mende 169W für eine Pentode vorgesehen war, wurde in der BDA jeweils nur die Triode RE304, nicht aber die Pentode RES164 empfohlen. Das wurde mit der unterschiedlichen Verstärkungs-Charakteristik der RES164 begründet: “ ...welche aber die Eigenschaft hat die hohen Töne zu bevorzugen.“
Hauptschwachpunkte beim Mende 169N / 169W:
· Der Netzkondensatorblock mit 2x 0,1µF ist in der Regel immer defekt. Man erkennt dies unschwer am ausgetretenen Vergussmaterial (Paraffin und Bitumen). Dieser Kondensatorblock MUSS- wenn er nicht mit genügend spannungsfesten wechselspannungsfähigen Kondensatoren neu bestückt wird, zumindest abgeklemmt werden. Ansonsten ist ein Trafoschaden fast nicht vermeidbar.
· Der Hauptkondensatorblock 8,5µF ist generell mit neuem Innenleben zu versehen. Diese Blöcke sind teilweise schon im frühen Betrieb der Geräte nach wenigen Jahren ausgefallen. Geräte von 1931/32 haben bereits Blöcke mit Datecode 1933 oder 1935. Das schien schon in den 30er Jahren ein bekanntes Problem zu sein. Dieser Block ist zu demontieren und neu zu bestücken. Dazu ist zunächst der 2µF-Block auszubauen (3 relativ gut erreichbare Schrauben). Ansonsten ist es - durch Aufquellen des 8,5µF-Blockes - oftmals unmöglich an die seitlich angeordneten Schraubenpaare vorzudringen. Dann praktischerweise die innere Rückwand direkt hinter den Röhrensockeln ausbauen. Sonst bekommt man die Muttern beim Wieder-Einbau nicht wieder auf die Schrauben.Die Service-Unfreundlichkeit des Mende 169 ist diesbezüglich sehr lästig und kostet viel Zeit.
· Der 2µF Block incl. dem huckepack aufgelöteten 0,2µF-Blöckchen ist relativ selten aufgequollen, aber die Kapazitätswerte stimmen nicht mehr mit den Sollangaben überein. Neubestückung ist notwendig. Der huckepack seitlich (169N) oder hinten (169W) aufgelötete 0,2µF sollte einfach nur geöffnet, neu bestückt, und wieder geschlossen werden. Dazu das aufgelötete Blechgehäuse nicht ablöten, sondern nur den einseitig auf Masse gelöteten Anschluss ablöten.
· Der Drahtwiderstand zur Gittervorspannungserzeugung ist oft defekt. Der Widerstandsdraht auf dem rot-braunen Trägerstreifen ist relativ oft ein- oder mehrere Male unterbrochen. Neuwicklung ist möglich. Wickeldaten reiche ich nach.
· Der Schiebeschalter R/P ist mechanisch nicht kaputtzubekommen, aber bei Kontaktschwierigkeiten torpediert er den Empfang. Kontakte reinigen ist eine empfehlenswerte Prävention. Ein hauchdünner Überzug der Kontakte mit Siemens-Wählerfett zahlt sich aus. Das kann nach dem Ausbau des 2µF-Kondensators und vor dessen Wiedereinbau optimalerweise erfolgen. Sonst gibt es immer wieder Ärger im Betrieb, weil dadurch die Anodenspannung der HF-Röhre RENS1204 abgeschaltet wird.
· Die Wickelkondensatoren (ab Ende 1931 vergossene Wickel) z.B. 5nF müssen mit neuem Innenleben versehen werden. Sonst ist die Endröhre gefährdet. Vor 1932 wurden oftmals Loewe-Kondensatoren im Glaskörper eingesetzt. Diese sind in der Regel unverwüstlich und haben ihre Kapazitätswerde gehalten.
· Widerstände: Man kommt nicht umhin, die Widerstandswerte wenigstens auf Plausibilität nachzumessen. Ansonsten sind sehr schnell Abeitspunkte verschoben. Defekte kann man den von getränktem Gewebeschlauch umgebenen Widerständen nicht ansehen. Und die Sollwerte auch nicht...
· Das Netzkabel muss generell ersetzt werden um die elektrische Betriebssicherheit des Gerätes zu ermöglichen.
· Der Netzschalter hat oft Patina angesetzt und schaltet nicht mehr sicher. Um Lichtbögen im Betrieb des Gerätes zu vermeiden sind wenigstens die Kontakte zu reinigen. Er ist komplett zerlegbar und lässt sich gut säubern.
Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.