saba: Versionen bei der Skala
saba: Versionen bei der Skala
Für den Markt in Frankreich, wo Saba vor und nach dem Krieg nicht unbedeutend vertreten war, wurden offenbar Skalen in der Landessprache produziert. Auf der Skala meines Saba (siehe bei den Bildern, derzeit das letzte) steht an Stelle von Wellenbereiche Gamme d'ondes und die Stationsnamen sind ebenfalls in französich ( Strasbourg, ....P.T.T. etc). Die Bezeichnungen der Wellenbereiche der unter dem Fenster Gamme d'ondes angebrachten Trommel sind aber deutsch, überhaupt scheinen ansonsten keine Abweichungen zu bestehen. In den Prospekten der Modelle 1938/39 (452, 453, 456, 580 etc) sind die Stationen gleichfalls in französich gehalten, die Sprache beim Fenster vermag ich nicht sicher zu erkennen.
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Saba: Skalen mit und ohne russische Sender
Hallo Herr Rathgeb,
Sie haben eine sehr interessante Beobachtung gemacht. Sie haben gezeigt, dass auf der Skala des nach Frankreich exportierten Radios eine Anpassung der Sendermarkierungen an lokale Verhältnisse festzustellen ist und das an Stelle der Bezeichnung „Wellenbereiche“ die französische Bezeichnung „Gamme d'ondes“ zu finden ist.
Es bestehen aber noch weitere Unterschiede im Vergleich zu den Geräten für den deutschen Markt, die in einem historisch politischen Kontext sehr interessant sind.
Unterschiede der Skalen Im Langwellenbereich (Saba S-442WLK)
Für die Auswertung haben mir Ihr Bild der Skala des französischen Exportgeräts (Abb. 1) und das Bild der Skala des Geräts für den deutschen Markt (Abb. 2) zur Verfügung gestanden. Das Skalenbild des deutschen Geräts wurde mir freundlicherweise von Karlheinz Gützlaff überlassen.
Abb. 1
Abb. 2
Abb. 3 zeigt eine Gegenüberstellung des rot ausgeführten Langwellenbereichs beider Skalen, die deutschen Skala (oben) und der französischen Skala (unten). Auf der Skala des französischen Exportgeräts befinden sich russische Sender, an zwei Stellen Moskau und an einer Stelle Leningrad. Die russischen Sender wurden von mir mit gelben Pfeilen markiert. Auf der Skala der deutschen Ausführung sind alle drei russischen Sender weggelassen und die entsprechenden Positionen leer.
Historischer Hintergrund für die Skalenunterschiede
Der Verzicht auf eine Positionierung der russischen Sender auf dem Gerät für den deutschen Markt hat historisch-politische Gründe, die weit zurückreichen (1, 2, 6). Am 7. November 1929, 12 Jahre nach der Oktoberrevolution, begannen über einen Langwellensender des sowjetischen Zentralrates der Gewerkschaften die ersten Sendungen in deutscher Sprache, die auch mit deutschen Rundfunkgeräten empfangen werden konnten. In der Folge wird berichtet, dass zwei Sender in Moskau und der Sender in Leningrad in Deutschland mit guter Lautstärke und fading- und schwankungsfrei zu empfangen waren. Die Sendungen waren von Anfang an stark propagandistisch gefärbt und zielten letztlich auf eine politische Veränderung der Weimarer Republik. Nach einer gewissen Verzögerung machte sich in der deutschen Regierung großer Unmut breit, man sah diese Sendungen als Eingriff der Sowjetunion in die inneren Verhältnisse der deutschen Republik, den es abzuwehren galt. Man fürchtete, dass diese Sendungen letztlich einen Umsturz zum Kommunismus begünstigen könnten, zumal die innerdeutschen Verhältnisse alles andere als stabil waren und die Sendungen bei einem bestimmten Hörerkreis in Deutschland mit Interesse empfangen wurden. Die Reichsregierung der Weimarer Republik einigte sich 1931 auf eine Reihe von Gegenmaßnahmen:
- *Gegenvorstellungen bei der russischen Regierung zu unternehmen
- *Störversuche der russischen Sender zu versuchen, was allerdings nicht unbestritten war
- *Über den Berliner Sender die deutsche Öffentlichkeit über die wahren Zustände in Russland aufzuklären
Erfolg oder Misserfolg dieser Maßnahmen im Einzelnen wurden in verschiedenen Gremien lebhaft diskutiert (2).
Nach der nationalsozialistischen Machtergreifung setzte die neue Regierung alles daran, den Empfang der deutschsprachigen Rundfunksendungen aus Russland zu unterbinden (3, 4). Unter anderem waren auf den Rundfunkskalen der seit der Machtübernahme hergestellten Geräte die Markierungen für russische Sender verschwunden. Siehe dazu auch meinen Bericht zu den Rundfunkskalen von Loewe Radios (5). Von nun an begann ein Tauziehen zwischen den Radioherstellern und verschieden Organen der nationalsozialistischen Regierung. So wurde z.B. 1935 von der geheimen Staatspolizei moniert, dass auf Geräten der Firmen Telefunken und Lorenz auf der Sender Skala Moskau markiert war. Die Anweisung, die Markierungen sofort zu entfernen, führte zu Auseinandersetzungen. Die Firmen machten erhebliche finanzielle Belastungen und für den Export nachteilige Komplikationen geltend. Daraufhin wurde festgelegt, dass die Geräteindustrie Restbestände mit Markierung ausverkaufen durfte. Im Gegenzug verpflichteten sich die Radiofirmen, Geräte mit russischen Sendern auf der Skala künftig nur noch für das Auslandsgeschäft herzustellen. Dennoch wurde in der Folge versucht, auch den Verkauf der Restbestände zu unterbinden. Ein Problem war allerdings, dass die kundigen Rundfunkhörer nun an Hand der aufgetretenen Lücken auf der Skala in etwa die Position der russischen Sender vermuten konnten. Ab 1936 verschärfte sich die Situation: Das Abhören der russischen Sender wurde vom Volksgerichtshof als Vorbereitung zum Hochverrat gewertet, es kam zu Zuchthausstrafen und Beschlagnahmungsaktionen der Geräte.
Bewertung der Unterschiede der Senderskalen für Inland- und Exportgeräte
Auf Grund der obenstehenden Darstellung der Verhältnisse hat man augenscheinlich aus politischen Gründen auf den Skalen der Saba S-442WLK Radios für den deutschen Markt die Markierungen für russische Sender weggelassen, sie aber auf den Exportgeräten für den französischen Markt beibehalten. Ich habe daraufhin einige Skalen von verschiedener Saba-Modellen, die bei Ebay angeboten wurden, untersucht. Alle Skalen waren deutsche Ausführungen, auf allen Skalen fehlten die Markierungen für russische Sender (Abb. 4).
Es wäre interessant, ob man auf den von Herrn Ratgeb genannten Prospekten der verschiedenen Saba Export-Modelle erkennen kann, ob die russischen Sender auf den Skalen markiert waren. Es wäre auch schön, wenn Besitzer von Saba-Exportgeräten diese Unterschiede bestätigen könnten.
Referenzen:
- Das Bundesarchiv „Akten der Reichskanzlei. Weimarer Republik” online Nr. 273 Chefbesprechung vom 27.März 1931 / Rundfunkfragen
- Diller, Ansgar Deutschsprachige Rundfunksendungen aus der Sowjetunion Die Reaktion in Deutschland. Teil 1: 1929 – 1933 Rundfunk und Geschichte. Mitteilungen des Studienkreises Rundfunk und Geschichte. Informationen aus dem Deutschen Rundfunkarchiv 29, 109-1020, 2003
- Diller, Ansgar Moskau auf der Radioskala im „Dritten Reich“ unerwünscht Studienkreis Rundfunk und Geschichte Mitteilungen 20, 220 – 222, 1994
- Diller, Ansgar Deutschsprachige Rundfunksendungen aus der Sowjetunion Die Reaktion in Deutschland. Teil 2: 1933 – 1939 Rundfunk und Geschichte. Mitteilungen des Studienkreises Rundfunk und Geschichte. Informationen aus dem Deutschen Rundfunkarchiv 30, 5-14, 2004
- Rodt, Hans Das Verschwinden russischer Sendermarkierungen auf den Skalen von Loewe Radios RMorg Forum, 12.10.2016
- Theobald, Josef Ätherkrieg zwischen der Sowjetunion und Deutschland Rodena Heimatkundeverein, 21.02.2016
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